Das Neiden

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ
قُلْ أَعُوذُ بِرَبِّ الْفَلَقِ ، مِن شَرِّ مَا خَلَقَ ، وَمِنشَرِّ غَاسِقٍ إِذَا وَقَبَ ، وَمِن شَرِّ النَّفَّاثَاتِ فِي الْعُقَدِ ،   وَمِن شَرِّ حَاسِدٍ إِذَا حَسَدَ

Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Sag: Vor der Bosheit derer, die Er erschaffen, ... und vor dem Unheil des Neiders, wenn er neidet, nehme ich Zuflucht beim Herrn der Morgendämmerung.”

 

                                                                                                             [Sure Falaq, Vers 2, 5, 1]

Verehrte Gläubige,

der Islam, unsere erhabene Religion, umschreibt und schreibt damit vor eine Reihe von ethisch-moralischen Prinzipien, deren Befolgung wichtig sind, wollen wir Glück auf Erden und auch Wohlergehen später im Jenseits. In diesem Rahmen verbietet er Handlungen, die den Menschen sowie die Gesellschaft insgesamt in ihrer Weiterentwicklung hindern. Zu einem dieser moralischen Fehlverhalten bzw. Schwächen, die die zwischenmenschlichen Beziehungen beeinträchtigen und hier sogar zum Bruch führen können, gehört das Neiden, in der religiösen Terminologie haset (türk.) oder hasad (arab.). Neid wird hier genauer definiert als jemandem etwas nicht gönnen, eine Gabe oder ein Gut bei einem Menschen nicht ertragen/ausstehen können. Dieses nicht gönnen kann sich weiterhin beziehen auf dessen Amt und Stellung oder irgend etwas anderes, mit dem er seinem Neider überlegen ist und das Letzterer am liebsten von ihm gehen bzw. auf ihn selbst übergehen sehen würde. [1]

Einige Werke, die sich mit dem Thema Ethik und Moral beschäftigen, beschreiben hier auch die Gründe für diesen Neid. So können sich hinter Neid verbergen Feindschaft und Hass, ein Überlegenheitsgefühl, Großmut, die Angst, seine Wünsche und Ziele nicht zu erreichen oder auch Gier nach Amt und Stellung. [2]

Verehrte Gläubige,

das Neiden richtet nicht unerheblichen Schaden an bei Mensch und Gesellschaft. Allen voran aufbegehrt ein Neider, wenn er Hab und Gut seines Glaubensbruders neidet oder seinen Status - allesamt eigentlich Gaben, die diesem als Mittel der Prüfung gegeben sind - gegen den Willen Allahs und Seine Vergabe. Dabei gemahnt uns Allah in Vers 5, Sure Falaq von dieser Einstellung Abstand zu nehmen, wenn er uns hier auffordert vor dem Unheil des Neiders Zuflucht zu suchen bei Ihm. Andererseits lässt uns der Koran auch wissen, dass es vor allen Dingen die Ungläubigen waren, die sich am meisten freuten, wenn den Gläubigen ein Unheil zustieß. [3] Wer demnach seinen Glaubensbruder neidet, begeht dieselbe Untat wie diese und damit ein nicht unbeachtliches Vergehen und eine ebenso wenig unbeachtliche Sünde! Ganz zu schweigen von der Bestrafung, die im Jenseits folgt!

Verehrte Muslime,

unser Prophet (s.a.w.) umschrieb dereinst klar und deutlich die Schäden, die das Neiden anrichtet: “Glauben (iman) und Neid können nicht gleichzeitig sein im Herzen eines Gläubigen.” [4] – “Neid vernichtet das Gute ebenso, wie Feuer das Holz vernichtet.” [5] Und mit folgendem Hadis führte er uns die wesentlichen Prinzipien vor Augen, die notwendig sind, will man gesellschaftlichen Frieden sowie brüderliche Verbundenheit unter den Gläubigen herstellen: “Redet nicht hinter dem Rücken der anderen! Sucht auch nicht danach, die Fehler anderer Menschen an den Tag zu fördern! Neidet nicht einander! Brecht nicht eure Beziehungen zu euren Mitmenschen ab und hegt keinen Hass! O ihr Diener Allahs, seid einander wie Brüder!” [6]

Denn in einer Gesellschaft, in der die einzelnen Individuen einander nichts Gutes wünschen, ist die Herstellung bzw. die Wahrung des gesellschaftlichen Friedens unmöglich. Ein Gläubiger sollte den anderen Gläubigen das wünschen, was er sich auch selbst wünscht und umgekehrt ihnen das nicht wünschen, was er auch für sich selbst nicht wünscht. - Wir Muslime in Deutschland sollten daher in unserem Tun und Handeln nicht vergessen, dass wir einander Brüder sind. Neid, Hass, Groll u.ä. schlechte Gedanken sollten uns fern sein, wir dafür einander Respekt, Toleranz und Empathie entgegen bringen sowie den anderen nur Gutes wünschen.

Fatih KARAZEYBEK
Religionsbeauftragter der DITIB Kocatepe-Moschee in Ingolstadt


[1] Mustafa Çağrıcı, “Haset”, DİA, XVI, 378.
[2] Gazzali, İhya Ulumi ad-Din, III, 433-436.
[3] Al Imran, 3/120; Baqara, 2/109; Nisa, 4/24.
[4] Nesai, Dschihad, 8.
[5] Abu Dawud, Adab, 44; Ibn Madscha, Zuhd, 22.
[6] Buchari, Adab, 57, 58; Muslim, Birr, 24, 28, 30, 32.

 

 


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