بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ
وَالَّذِينَ هُمْ لِفُرُوجِهِمْ حَافِظُونَ
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“ ... und diejenigen, die ihre Keuschheit wahren.”
[Sure Mu’minūn, Vers 5]
Verehrte Muslime,
unsere erhabene Offenbarungsschrift, der Koran, lehrt uns die Charaktereigenschaften der Gläubigen, die zu den Erretteten gehören. Hierunter zählt er auch auf Keuschheit und Sittsamkeit. Sich in Schamgefühl (hayāʾ) fern zu halten von dem, das verboten (harām) und nicht erlaubt (halāl) ist – und dies mit Wort und Tat. Ein Leben zu leben, das bestimmt und geleitet ist von diesen moralisch-ethischen Werten.
Keuschheit, Sittsamkeit und Schamgefühl gehören zu den wichtigsten angeborenen Veranlagungen des Menschen, mit denen er sich von den restlichen Geschöpfen unterscheidet und über diese erhaben ist. Die Bestimmungen des Islam dienen bekanntlich unterschiedlichen Aspekten. Mitunter will der Islam mit seinen Bestimmungen Mensch wie Gesellschaft Werte und Ethik anerziehen. Eine Ethik, die geeignet ist, ihnen ein tugendhaftes Leben zu ermöglichen und sie derart davor zu schützen in Sünde und hässliche Umstände zu geraten. So zeigt Allah den Gläubigen folgenden Weg für ein sittsames und keusches Leben: “Und diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben zu heiraten, sie sollen ihre Keuschheit wahren bis Allah sie in Seiner Gnade vermögend hierfür macht.” [1] Hieraus ergibt sich nebenbei auch, dass alle Gläubigen zur Keuschheit aufgerufen sind, egal ob verheiratet oder nicht.
Verehrte Gläubige,
ein sittsames Leben ist ein ehrenwertes Leben. Es ist die Zier des Menschen und Ausdruck seines Ehrverständnisses und seiner Selbstachtung. Anfangsmomente der Tugendhaftigkeit sind unbedingt auch zu suchen in dieser Sittsamkeit. Sie wird uns schließlich auch den Weg ebnen zu dem, dem unser Streben gilt, dem Wohlwollen Allahs. Und Sittsamkeit beginnt für uns Muslime schon damit, dass wir unser Auge wahren vor dem, das uns nicht erlaubt ist: “Sag den gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Keuschheit wahren. Dies ist reiner für sie. Allah hat wahrlich Kunde über das, was sie anstellen. Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Keuschheit wahren.” [2] Männer wie Frauen sind also gleichermaßen aufgefordert, ihre Blicke in Anstand zu senken und damit zu wahren vor dem, das ihnen nicht erlaubt ist.
Muslime sollten darauf bedacht sein, ihre Augen, ihre Ohren aber auch die Herzen zu verschließen vor dem Übel. Fern bleiben Orten und Situationen, die Schamgefühl ebenso vermissen lassen, wie Nieveau, Anstand und menschliche Werte, wie sie der Islam beschreibt.
Verehrte Brüder und Schwestern,
dabei geht es nicht nur um uns. Auch die Ehre der Anderen ist ein heiliges Gut. In diesem Bewusstsein sollten wir vorgehen im Umgang mit unseren Mitmenschen. Schließlich warnt uns Allah eindringlich davor, sittsame und anständige Menschen zu verleumden: “Unbedachte, aber sittsame gläubige Frauen, wer sie der Unzucht bezichtigt, ist verflucht auf Erden wie im Jenseits. An jenem Tage, an dem ihr Mund, ihre Hände und ihre Füße, gegen sie aussagen für ihr Tun, empfangen sie eine gewaltige Strafe.” [3]
Verehrte Muslime,
mit unmoralischen Handlungen und Gedanken verschmutzen wir nur unsere Herzen. Drum sollten wir diesen fern bleiben und hierfür auch den Beistand Allahs erbitten. So lasst uns alle hierfür beten in den Worten unseres Propheten (saw): “O Allah! Ich bitte dich um Rechtleitung, um Ehrfurcht, Sittsamkeit und ein großes Herz.” [4]
[1] Nūr, 24/33.
[2] Nūr, 24/30-31.
[3] Nūr, 24/23-24.
[4] Muslim, Zikr 72.
Huriye Akbıyık
Religionsbeauftragte der Merkez-Moschee in München