Grußbotschaft des DITIB-Vorsitzenden Prof. Dr. Izzet Er zum Ramadan-Fest

In diesen Tagen lassen wir nun einen weiteren Ramadan hinter uns. Einen weiteren Ramadan, der, wenn er kommt mit seinem Segen und seinen zahlreichen weisen Vorkehrungen, uns immer auch eine Atmosphäre ist der Barmherzigkeit und des Vergebens. In diesem gesegneten Monat haben wir eine unvergleichlich spirituelle Schule durchlaufen: die Schule des Fastens. Den Segen des Sahur vor Morgengrauen haben wir ebenso erlebt wie den Segen der allabendlichen Iftar-Tische. Mit überschwänglicher Freude haben wir uns wieder alle eingefunden in der Gemeinde zum Terawih-Gebet. Die Koran-Vorträge haben uns in diesem Monat wieder von Herzen gerührt, ehrfürchtig haben wir ihnen gelauscht oder sie begleitet. All dies hat uns und unsere Herzen zutiefst erfreut und unsere Religiosität gestärkt.
 

Über den tieferen Sinn unseres Seins nachdenkend haben wir in diesen Tagen eine Reise in unser Selbst unternommen. Wir sind in uns gegangen und haben uns als Ergebnis unserer Selbstkritik vorgenommen, von unseren Sünden und Fehlern zu trennen. Alles hinter uns zu lassen, was schlecht und hässlich ist und dieses nicht mehr zu begehen. Die Gottesdienste in den Gemeinden, die gemeinschaftlich verrichteten Gebete und das Miteinander bis zum Sahur, eine eigene Vitalität hat uns dies in unserem Gemeindeleben und in unseren Ortsvereinen beschert. Unsere Hände, sie haben sich mehr als sonst geöffnet, um Wohltaten zu verbreiten. Die Bedürftigen, die Alleinstehenden und die Notleidenden, sie alle haben wir in diesem Monat bedacht und die schönsten Beispiele gelebt für gegenseitiges Helfen, für Solidarität, für das Wetteifern um das Gute und geteilt das Leid und die Sorgen unserer Geschwister im Glauben. Als Muslime haben wir nicht nur er-Rahman, den Erbarmer, wohlzustimmen gesucht, sondern auch die Diener Seiner. Die Festtage erreichen wir nun mit innerem Frieden, da wir unsere Pflichten Allah gegenüber erfüllt haben.

Religiöse Festtage, sie stärken unser religiöses Bewusstsein und unsere religiösen Gefühle. Sie stärken uns in unseren Werten und sorgen so für Einheit und Zusammenhalt, für Gemeinsamkeit, Liebe und Respekt in der Gesellschaft. Sie etablieren in der Gesellschaft nicht nur Verantwortung für gegenseitige Hilfe und Solidarität, sondern wirken auch als gesellschaftlicher Kitt und heilen die Wunden. Eventuellen Streitigkeiten und Kränkungen unter den Menschen setzen sie ein Ende, wie sie uns auch insgesamt wieder an unsere Verantwortung füreinander erinnern. So suchen wir in diesen Tagen unsere Verwandten auf, unsere Nachbarn und Freunde sowie die älteren Menschen. Arme, Waise und Alleinstehende bedenken wir in diesen Tagen und erfreuen die Kinder. Gerade sie müssen die Freuden der Festtage und diese besondere Atmosphäre erleben. Kurz gesagt sind Festtage außerordentliche Tage, in denen wir all unsere menschlichen und ethischen Werte leben und dadurch wiederum gewinnen.

 

Daher sollten wir alle diese Festtage gut zu nutzen wissen. Allen voran unsere Eltern und unsere weiteren Verwandten besuchen, die älteren unter ihnen insbesondere, die Kranken sowie die Nachbarn. Die Zerstrittenen sollten wir nun wieder versöhnen, die Armen, die Waisen, die Alleinstehenden und die Kinder erfreuen. Wir sollten alle darauf achten, in diesen Tagen der überschwänglichen Freude, diese Freude nicht zu verpassen und auch die anderen in diese mit einzubeziehen. Denn erst dann sind Festtage solche. Erst dann, wenn wir die Freude teilen und das Leid und als Gesellschaft derart näher rücken.

 

Einen Monat lang war er zu Besuch bei uns, der Ramadan. Zu Besuch in unseren Häusern, in unseren Ländern und in unseren Herzen. Wir haben ihn hier behandelt und ihn gelebt, wie es sich für einen - so zumindest die Bezeichnung, die unsere Kultur und unsere Tradition für diesen Monat hervorgebracht hat - König über die restlichen elf Monate geziemt. Auch diesjährig haben wir spirituellen Zugewinn in ihm zu erlangen gesucht, schließlich ist er uns, wie unser Prophet (saw) seinerzeit geheißen: „Zu Beginn Segen, zur Mitte Vergebung und zum Ende Erlösung von der Pein.“ Diese tiefere Religiosität, die wir in ihm erlangt haben, das Streben nach Wissen durch den Koran, unsere Empfindsamkeit beim Teilen, kurzum alle guten Eigenschaften, die wir nun erworben haben, gilt es auch für den Rest des Jahres beizubehalten.

 

Die Gläubigen haben in diesen gesegneten Tagen mit ihren Gottesdiensten für sich selbst ihre Religiosität und für die Gesellschaft, die schönsten Beispiele der Solidarität und der hieraus entspringenden inneren Ruhe intensiver gelebt. Sie sollten diese spirituelle Atmosphäre nun über das ganze Jahr ausweiten. Nach dem Ramadan sollten all die vorgenannten Gottesdienste und Gehorsamsleistungen mit unverminderter Intensität und mit derselben Innigkeit fortgeführt werden. Dies ist auch der Weg, den Allah, der Erhabene, sehen will und den uns unser geliebter Prophet angemahnt hat: bei den Gottesdiensten das Mittelmaß zu halten und diese kontinuierlich zu verrichten. Der Prophet der Barmherzigkeit, Muhammed Mustafa (saw) ließ uns dereinst wissen: „Die liebsten Gottesdienste sind für Allah diejenigen, die, wenn auch wenig, so doch kontinuierlich verrichtet werden.“ Und nicht vergessen dürfen wir bei Alledem: Das Jenseits des Gläubigen, der den Ramadan auf sein ganzes Leben ausweitet, wird zweifelsohne gleich einem Festtag sein.

 

Und wir dürfen in diesen Tagen nicht vergessen all unsere muslimischen Geschwister in der Welt, die ein Leid plagt, die Blut ebenso vergießen wie Tränen und die stöhnen unter dem Joch der Unterdrückung. Sie alle sollten wir in diesen Tagen in unsere Gebete mit einschließen. Wenn wir Muslime alle wie die Organe bzw. Körperteile eines Körpers sind, so sollten wir alle mit unseren Fürbitten, unseren Gebeten und unserer materiellen wie immateriell-geistigen Unterstützung zeigen, dass wir an ihrer Seite sind.

 

In diesen Gefühlen gilt meine Hoffnung auf eine Welt, in der die Festtage auch wie solche erlebt werden können. In der Frieden und Eintracht herrschen sowie Recht und Gerechtigkeit. Einer Welt ohne Krieg, Terror und Armut. Mögen Festtage wie solche hierzu beitragen. Allen voran den Muslimen in Deutschland, wünsche ich allen Muslimen ein gesegnetes Ramadanfest. Mögen diese Festtage uns allen neue Hoffnung bringen und Wege eröffnen für ein menschenwürdiges Leben.



Prof. Dr. Izzet ER
Vorsitzender DITIB-Dachverband

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