Meine geehrten Geschwister!
So wie es unter den Orten besondere Orte gibt, gibt es auch unter den Zeiten besondere Zeiten. Eine dieser besonderen Zeiten ist der durch unseren Propheten (s) als „Monat Allahs“1 genannter Monat Muharram und der zehnte Tag dieses Monats als der Aschura-Tag.
Als unser geliebter Prophet (s) nach Medina kam, hat er erfahren, dass die Juden am Aschura-Tag fasten und hat dessen Grund angefragt. Die Juden sagten, dass Allah an diesem Tag Moses (s) und die Söhne des Israels von den Feinden errettet hat und sie deshalb fasten. Daraufhin sagte unser Prophet: „Wir sind Moses näher als die Juden“ und hat er seinen Gefährten empfohlen, an diesen Tagen zu fasten. Außerdem sagte unser Prophet Muhammed (s), dass nach dem Fasten im Ramadan die Fastentage im Monat Muharrem die wertvollsten sind.2 Deshalb hat er empfohlen, am zehnten als Aschura-Tag zu fasten. Man sollte aus dieser Sicht am 9. und 10. oder am 10. und 11. dieses Monats fasten.3
Verehrte Geschwister!
Gleichzeitig ist der erste Monat Muharram des islamischen Kalenders Zeuge eines tragischen Karbala-Ereignisses geworden, das im Herzen der Muslime unheilbare Wunden hinterlassen hat. Karbala ist der Ort, an dem der eine Sohn Hüseyin von Ali und Fatima, und mit seinen über 70 Freunden aufgrund politischer Begierden dem Märtyrium ausgesetzt wurden. Unser Prophet lobte ihn mit seinem Bruder zusammen als die „Herren der Jugendlichen des Paradieses“4 und hatte diesen beiden Enkelsöhnen ihre Namen eigenhändig vergeben.
Dieses Ereignis hat alle Muslime, die den Propheten und seine Familie (Ahl’ul-Bayt) lieben, sehr tief verletzt und unsere Herzen gekränkt. Seit diesem Tage bis heutzutage alte Muslime in tiefe Trauer gestürzt, egal welcher Region, Kultur, Rechtschule und Richtung man angehört. Hüseyin und seine Gefährten haben mit ihrem ehrenvollen Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung; und ihrem wahrhaftigen und aufrichtigen Gang für Wahrhaftigkeit alle Herzen der Gläubigen gewonnen. Diejenigen, die diese Gräueltat gegenüber den Enkelkindern unseres Propheten ausgeübt haben, sind bereits im Gewissen der Menschheit verurteilt.
Werte Geschwister!
Während wir die Trauer dieses Ereignisses erleben, bitten wir Allah darum, dass sich solches Leid nicht erneut wiederholt: Wir sind mehr als denn je darauf angewiesen, den Muharram richtig zu verstehen, positive Schlussfolgerungen daraus ableitend Lehren daraus zu ziehen. Auch sind wir mehr denn je angewiesen, uns entsprechend der Weisung unseres erhabenen Allahs: „Und gehorcht Allah und Seinem Gesandten, und streitet nicht miteinander, damit ihr nicht kleinmütig werdet und euer Sieg euch verlorengeht. Und seid standhaft; Gewiß, Allah ist mit den Standhaften.“5 zu verhalten.
Wir sollten den Monat Muharram als Gelegenheit für die Erneuerung der Werte des Rechts, der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht und Mildherzigkeit bewerten und als Gelegenheit nutzen, um die Liebe, Geschwisterlichkeit und Einheit unter den Muslimen zu stärken, denn unsere im Monat Muharram gepflegte Tradition der Aschura ist ein Zeichen der Einheit und Eintracht, Verschmelzung, des Teilens und der Solidairtät. So wie bei der Süßspeise Aschura die unterschiedlichen Gaben zum gemeinsamen gleichen Geschmack beitragen, wird man weitermachen, sich auch heutzutage die Freude, den Kummer, die Liebe und die Strapazen zu teilen, so wie es auch unsere Gemeinschaft seit Jahrhunderten diese Tradition fortführte.
Zu diesem Anlass gedenke ich hochachtend, in Barmherzigkeit, Dankbarkeit und Ehre die Blume des Propheten der Barmherzigkeit, den Herren der Jugendlichen des Paradieses und das Herzstück der Gemeinschaft Hüseyin und alle, die das Martyrium erlangt haben.
Ich wünsche vom erhabenen Allah, dass sich die Liebe zur Familie des Propheten jederzeit in unseren Herzen bewahren möge; dass sich das von ihnen an uns übertragene menschliche Erbe und ethischen Werte in unserer Gedankenwelt und die Welt der Herzen schmücken möge; und dass unsere Liebe und gegenseitige Verbundenheit um diese Werte herum gefestigt werden möge.
Die Predigtkomission
1 al-Muslim, Siyam, 202
2 al-Bukhari, Tafsir, 2
3 al-Muslim, Sıyam, 202
4 Ibn Madscha, Sunna, 12/4
5 Koran, al-Anfal, 8/46
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