Meine Geschwister!
In der Nacht am Mittwoch nächster Woche begehen wir aus Anlass der Geburt unseres Propheten (s) die Maulid-Nacht. Ich wünsche ihnen bereits jetzt eine gesegnete Nacht. Ich bitte Allah darum, der Menschheit die Möglichkeit zu geben, von der Vorbildlichkeit des Propheten zu profitieren. Möge Allah unsere Liebe zu unserem Propheten niemals verringern. Möge Allah uns nicht seiner einzigartigen Vorbildlichkeit berauben.
Meine Geschwister!
Unser Prophet ist das letzte Glied in der Kette der Propheten. Unser Prophet rief die Menschen auf, an den einzig existierenden Schöpfer, Allah, zu glauben und nur Ihm zu dienen. Seine Einladung bewirkte, dass mit dem Tode bedrohten Personen Leben geschenkt wurde; Ungerechtigkeit mit Gerechtigkeit, Unwissen mit Wissen, Gewissenlosigkeit mit Barmherzigkeit und Feindschaft mit Frieden ersetzt wurde. Mit dem Propheten wurde der Menschheit ihre reale Bedeutung sowie das eigentliche Ziel und der eigentliche Sinn ihrer Erschaffung nochmals klar. Seine Worte waren Botschaften, die den Menschen zur Selbsterkenntnis verhalfen und mit sich selbst versöhnten. Seine Botschaften ließen sie mit der Natur vereinend versöhnen und sie ihrem Schöpfer näherbringen.
Unser Prophet (s) lehrte uns unsere Verantwortungen und Pflichten als Mensch und Muslime. Jedoch ist festzustellen, dass wir meistens Gefangene weltlicher Beschäftigungen geworden sind. Unabhängig von Ethnien, Sprachen, Farben, und Herkunft erklärte unser Prophet uns alle zu Geschwistern. Schließlich glauben wir alle an denselben Allah, dasselbe Buch und denselben Propheten. Wir alle machen dieselbe Niederwerfung und drehen uns beim Gebet in dieselbe Richtung. Jedoch haben wir heutzutage den Geist der Geschwisterlichkeit vergessen. Oft haben wir einen solch hohen Wert der Geschwisterlichkeit anderen Dingen geopfert wie Unwissenheit, Eigennützigkeit, fruchtlose Zankereien und gegenseitige Sturheit. Der erhabene Allah beschreibt unseren Propheten mit dem folgenden Vers: „Wir haben dich nur als Gnade in die ganze Weltgesandt.”1 Unser Prophet lehrte uns Mitgefühl, Barmherzigkeit, Gewissen, Vergebung, Geduld und Toleranz. Jedoch haben wir diese Eigenschaften gegenüber uns selbst, unserer Familie und unserer Umwelt verloren. Unsere Herzen haben sich verhärtet. Wir konnten die natürliche Veranlagung (Fitra), die Allah in unsere Herzen legte, nicht vollständig schützen.
Unser Prophet lehrte uns Gerechtigkeit. Jedoch dachten wir, dass nur andere auf Gerechtigkeit angewiesen seien. Die Tatsache, dass er als Halb- und Vollwaise aufgewachsen ist, Ausweg in hilflosen Situationen war und Hoffnung in hoffnungslosen Situationen war, lehrte uns, selbst in den schwierigsten Krisenzeiten am Leben festzuhalten. Jedoch drifteten wir sogar bei kleinster Heimsuchung ab. Meistens gaben wir dem Schicksal die Schuld. Der Prophet lehrte uns, Helfer von Vereinsamten, Hoffnung für Hoffnungslose und Zufluchtsstätte für Bedürftige zu sein. Jedoch konnten wir irgendwie unsere endlosen Wünsche und Begierden nicht bändigen.
Liebe Gläubige!
Immer wenn wir Muslime uns heutzutage wie auch früher an diese Botschaften hielten und versuchten, diese selbst zu praktizieren und gesellschaftlich umzusetzen, waren wir eine unserem Propheten würdige Gemeinschaft. Immer wenn wir nachlässig waren und uns von seinen weisen Lehren und seinen vorbildhaften Handlungen entfernten, verloren wir unseren Weg. Wir wurden als Gemeinschaft (Umma) mit Problemen konfrontiert. Der Hauptursache für die Schwierigkeiten, die die gesamte Menschheit und insbesondere die Muslime in der islamischen Welt erfahren, liegt darin, dass die mit Barmherzigkeit gefüllten Botschaften sowie die auf heute und die Zukunft gerichtete Sichtweise unseres Propheten nicht richtig und zeitgemäß interpretiert werden. Es liegt daran, dass seine unvergleichliche Vorbildlichkeit nicht weiter zu den Herzen und Köpfen durchdringt als bis zu den Münden sowie im Leben nicht umgesetzt wird. Der Grund für die zahllosen getöteten unschuldigen Menschen in der islamischen Welt, für das fließende Blut und für die bis zum Himmel hochragenden Hilfsschreie ist, dass wir keine dem Propheten der Barmherzigkeit unwürdige Umma darstellen.
Meine Geschwister!
Es sind nicht die Rufe nach Rache, Hass und Blutvergießen, die wir heutzutage als Menschheit brauchen. Wir brauchen vielmehr die Rufe unseres Propheten, die mit Weisheit, Barmherzigkeit, Gewissen, Gerechtigkeit und Wahrheit erfüllt sind. Unsere heutzutage verödeten Herze n, sind darauf angewiesen, mit den Barmherzigkeitstropfen seiner Botschaften belebt und wieder erobert zu werden. Heutzutage sind wir mehr als je zuvor darauf angewiesen, mit seinen Augen auf die Menschheit zu sehen und mit seinem Herzen allerlei Schmerzen und Leid der Menschheit zu fühlen. Heutzutage sind wir so sehr angewiesen, uns den Propheten als Vorbild zu nehmen, uns seinen Charakter anzueignen; seine Sunna zu weisen Haltungen und Handlungen, die uns von allerlei schlechten Taten beschützen, zu transformieren.
Friede und Segen sei auf unseren Propheten, seine Familie, seine Gefährten und diejenigen, die seinem Weg folgen. Sei der Geburtstag des Propheten (Maulid) gesegnet.
Die Ditib-Predigtkomission
[1] Koran, al-Anbiya, 21/107.
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