Werte Gläubige!
Wir befinden uns in der Vorstufe, die unsere Geschwisterlichkeit stärkt; unser soziales Geflecht konsolidiert, worin der Aufschrei von Vereinsamten, Bedürftigen und Waisen, Benachteiligten und Unterdrückten unsere sensiblen Herzen in einer Zeit der Gelegenheiten trifft.
Auf der einen Seite ruft die nähernde Atmosphäre des Hadsch eine tiefe Aufregung in unseren Seelen. Auf der anderen Seite verspricht der Geist der internationalen Mobilisation für Hilfen im Rahmen unseres Opfergottesdienstes ein Atem für unsere erstickten Herzen zu sein, sowie Licht und Hoffnung für unsere hoffnungslose Welt.
Verehrte Gläubige!
Es sind nur noch gezählte Tage bis zum Opferfest. Jetzt ist es Zeit, unser Bewusstsein zu erneuern, unsere mit dem Opfergottesdienst symbolisierte Hingabe und Verantwortung anzunehmen... Jetzt ist es Zeit, von Ost nach West, von Nord nach Süd unsere Reihen zu schließen und unsere Geschwisterlichkeit zu stärken... Wir wissen nämlich, dass die Nähe zu Allah lediglich durch die Annäherung an Seine Diener möglich ist. Wir wissen, dass wir die Verantwortung haben, die Last des Lebens gemeinsam zu schultern. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn sowohl die Gaben als auch das Leid miteinander geteilt werden. Das Opferfest verwandelt die ganze Welt zu einem Ort der Hilfe sowie Güte und erinnert uns an folgendes: Durch Erinnerung macht es unser Vermögen, unser Leben und unsere ganze Existenz zum Zeugnis unseres Glaubens.
Wir wissen nämlich, dass weder das Fleisch der Opfertiere, noch ihr Blut zu Allah gelangen. Das Einzige, was zu Allah gelangt, ist unsere Frömmigkeit, d. h. unsere Hingabe, Verantwortung und sensible Haltung.1
Meine werten Geschwister!
Früher, d. h. zur Zeit unserer Väter und Großväter wurden unsere Opfertiere im Umfeld unserer Häuser geschlachtet; ein Teil wurde für die Familie und für Freunde zur Seite gelegt. Den anderen Teil verteilten wir Armen und Bedürftigen in unserem Umfeld. In einer Zeit, worin die Kommunikation und Verkehrsmittel begrenzt zur Verfügung standen, war auch unsere Verantwortung in jenen Zeiten dementsprechen auch eingeschränkt. Von der Situation unserer in entfernten Regionen befindlichen Geschwister hatten wir keine Kenntnis. Wenn wir auch Kenntnis von ihnen hätten, hatten wir auch keine Organisationen, womit wir unsere helfende und gütige Hand dorthin strecken konnten.
Unsere Welt hat sich verändert. Mit den sich entwickelnden Kommunikationskanälen und Verkehrsmitteln wurde unsere Welt zu einem klitzekleinen Dorf. Unsere früher als entfernt lebend gehaltenen Geschwister sind förmlich zu unseren Nachbarn geworden. In diesem Prozess transformiert sich auch unser Opfergottesdienst von seiner individuellen und örtlichen Funktion zu einer universalen Bewegung der Güte. Die Transformierung des Opfergottesdienstes zur größten Bewegung der Güte wurde sicherlich dank der Spende ihrer Opfergaben möglich. Millionen unserer Geschwister erinnern sich Dank des Opfergottesdienstes, dass sie auf diesem Fleck der Welt Geschwister haben, deren Herzen für sie schlagen und diese sich dafür mobilisieren, ihre Bedürfnisse zu decken. Auf der anderen Seite erleben wir als ihre hier lebenden Geschwister die Freude und Aufregung, Millionen Geschwistern, die wir nie gekannt haben und niemals kennenlernen werden können, ihren Kummer teilen und ihren Bedarf - wenn auch nur teilweise - decken können.
Verehrte Gläubige!
Unser geliebter Prophet Muhammad Mustafa (s), der als Barmherzigkeit für die Welten gesandt wurde, sagte: “Wer zu einer Wohltat verhilft, ist so wie er dies selbst ausgeführt hätte.”2 Dieses Gebot zum Prinzip nehmend, kooperiert DITIB seit Jahren mit dem Präsidium für Religionsangelegenheiten und bemüht sich, die anvertrauten Opfergaben von ihnen von den nächsten bis zu den entfertesten Regionen an unsere unterdrückten und einsamen Geschwister zu überbringen.
Allen voran in den Erdbebenregionen in der Türkei werden die Opfertiere auch dieses Jahr ihre Opferspenden Anlass dafür sein, dass in unterschiedlichsten Regionen der Welt der Geist von gegenseitiger Hilfe und Solidarität wiederbelebt werden und zahlreiche Brücken der Güte zwischen den Menschen, die dasselbe Leid miteinander teilen, aufgebaut werden.
Können wir das Wohlergehen und die Freude, die uns die gemeinsame Anwesenheit an einem Tisch mit Familie und Freunden an den Festtagen messen? Kann denn folglich ein Gläubiger ein Mensch, der allein an sich selbst denkt, sein? Sind wir nicht alle Ansprechpartner unseres Buches, des erhabenen Korans, das Folgendes besagt: “Ihr bekommt keine Gerechtigkeit, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt; und was immer ihr spendet, Allah weiß es.”3
Folglich liegt es auch in diesem Jahr in unserer Hand, unsere Opferspenden an die bedürftigen Menschen der Welt zu überbringen und somit ihre Wunden zu versorgen, Ausweg für ihre Sorgen und Beistehender ihrer Einsamkeit zu sein. Hierfür stehen unsere Moscheen und unsere Religionsbeauftragten bereit, ihnen zu helfen. “Allah hilft dem Diener solange sich der Diener der Hilfe seines Geschwisters widmet.”4 Gemäß diesem Hadis erinnern wir an die Notwendigkeit, die Schritte unseres geliebten Propheten zu befolgen. Wir sagen daher: “Teilen ist schön!” und wir vertrauen sie dem erhabenen Allah an.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, Hadsch, 22/37.
2 Muslim, Zakat, 69.
3 Koran, Al-i Imran, 3/92.
4 Muslim, Dhikr, 37-38.
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