Geehrte Muslime!
Wir sind betrübt, noch einen Ramadan, der mit all seinen schönen Werten unsere Seele umschlossen und unser Ego geläutert hat, verabschiedet zu haben. Trotz dieses betrübenden Abschieds, hinterlässt der Monat Ramadan bleibende Spuren in den Herzen der Gläubigen. Nun ist es Zeit, die im Ramadan angeeigneten schönen Angewohnheiten zu bewahren, zu praktizieren und unser ganzes Leben lang fortzuführen.
Meine geehrten Geschwister!
Wir haben im Ramadan vor allem Durst und Hunger erlebt und versucht, die Situation der Bedürftigen und Alleingelassenen zu verstehen. Unsere Sensibilität wurde gesteigert und wir hatten das Glück, die Probleme der Bedürftigen und Alleinstehenden erleben zu dürfen. Werden wir -weil der gesegnete Ramadan zu Ende ist- nun davon ausgehen, dass auch die Bedürfnisse dieser Bedürftigen nicht mehr vorhanden sind und werden wir deshalb schlussfolgern, dass auch unsere Verantwortungen nicht mehr bestehen?
Einen Monat lang haben wir versucht, unseren Charakter zu verbessern. Manchmal hat unser Ego uns besiegt; aber bestärkt durch die spirituelle Kraft dieses Monats haben wir uns aufgrund unseres Glaubens erneut aufgeraffen und besinnen können. Wir haben unser Verhalten verbessert; wir haben unsere Augen vor dem Anblick des Verbotenen (haram), unsere Ohren vor bösen Worten und unsere Zunge vor leeren Worten bewahrt. Werden wir nun, weil der gesegnete Ramadan zu Ende ist, uns von diesen schönen Dingen auf einmal abkehren?
Werte Muslime!
Dem Gebot: “Und haltet fest an Allahs Seil [dem Koran] allesamt und zerfallt nicht”1 gehorchend, haben wir die Gegenlesetradition (Muqabala) eingehalten. Wir haben versucht, den edlen Koran zu verstehen und in unserem Leben umzusetzen. Werden wir -weil der gesegnete Ramadan zu Ende ist- nun den edlen Koran in eine Ecke verdrängen, uns von ihm abkehren und dieses spirituelle Seil zur Rechtleitung loslassen?
Mit dem Fasten im segensreichen Ramadan haben wir nochmals unsere Geduld und unsere Ausdauer geschult. Werden wir mit dem Ende des Ramadans, uns wieder in Ungelduld kleiden?
Natürlich ist unsere Antwort auf all diese Fragen ein klares “Nein!” Diese Antwort wird –so Allah will– uns den Weg für unser Leben nach dem Ramadan weisen.
Das Fazit, geehrte Muslime, ist folglich!
Wir sollten uns dem Wert der Gaben und dem Wert unseres Lebens bewusst sein. Die im Monat Ramadan angeeigneten Werte und Angewohnheiten auf unser ganzes Leben auszuweiten, wird natürlich die beste Tat sein, die wir ausführen können, um unser Leben glücklich und im Bewusstsein unserer Verantwortungen führen zu können. Es ist erforderlich, unser Bewusstsein des Gottesdienstes und der Dienerschaft im Sinne des Verses: “Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit [des Todes] zu dir kommt”2 ständig aufrecht und präsent zu halten.
Als letztes möchte ich daran erinnern, dass wir eine goldene Möglichkeit vor uns haben, wenn wir das Fasten im Monat Schawwal einhalten. Unser geliebter Prophet (s) hat empfohlen, nach dem Ramadanfest sechs Tage im Monat Schawwal zu fasten. Er hat verheißen, dass jemand, der sechs Tage im Monat Schawwal fastet so viel an Wohltaten ernten wird, wie jemand der das ganze Jahr fastend verbracht hätte.
Ich möchte meine Predigt mit den folgenden schönen Überlieferungen unseres Propheten beenden: “Bei Allah ist die beste der Taten diejenige, die nachhaltig durchgeführt wird, auch wenn es wenig sein mag.”3 “Solange der Gläubige sich helfend seinen Geschwistern widmet, steht Allah seines Dieners zur Seite...”4
Abdülhami Altun
Religionsbeauftragter DITIB Lörrach Moschee
[1] Koran, Ali-Imran, 3/103
[2] Koran, al-Hidschr, 15/99
[3] Abu Dawud, Tatawwu, 27
[4] al-Muslim, Dhikr, 38
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