Freitagspredigt
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Die Auswanderung (Hidschra)
24.10.2014
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Meine verehrten Geschwister!
Als unser Prophet zum ersten Mal mit der Offenbarung konfrontiert wurde, sagte ihm Waraqa bin Nawfal, dass ihn sein Volk aus Mekka vertreiben werden wird. Denn Waraqa erzählte, dass alle Propheten auf dem Wege, die Wahrheit zu verkünden, dazu gezwungen worden sind, ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen.1
Die gesegneten Propheten waren in der Position von Auswanderen, dessen Ziel es war, hierdurch in ihrem weltlichen Leben zum Erhabenen Allah zu gelangen. Mit dem Bewußtsein, “ohne Aufzugeben kein Erreichen sein wird”, haben sie ihre Geburtsorte verlassen. Unser geliebter Prophet und seine Gefährten sind wie die vorherigen Propheten und ihre Gemeinschaften auch gezwungen worden, in andere Gebiete oder Städte auszuwandern.
Geehrte Geschwister!
Die mekkanische unwissende Gesellschaft, die sich vom Bewußtsein der menschlichen Werte und des Gottesdienstes entfernt hatte, hat unseren geliebten Propheten nicht ertragen können, der als Barmherzigkeit2 für die ganzen Welten gesendet wurde. Die mekkanischen Götzendiener haben den Propheten der Barmherzigkeit auf undenkbarste und verschiedenste Art und Weise unterdrückt und gequält, der als ein Zeuge, Überbringer guter Nachrichten und Warner zu ihnen gesandt wurde. Anstatt sich mit ihm umzuarmen und durch ihn zu sich selbst zu finden haben sie ihn ausgegrenzt und auf sein Leben abgesehen. In dieser Atmosphäre des Druckes, der Unterdrückung und der Gewalt hat unser Prophet erkannt, dass es keine Möglichkeit gibt, den Islam zu leben und zu verbreiten und deshalb anfänglich einige seiner Gefährten vorausgeschickt und ist später selbst nach Medina, in die Stadt der großzügigen Menschen, ausgewandert. Der Name dieser Auswanderung wird Hidschra genannt.
Geschwister!
Diese Hidschra unseres Propheten ist nicht eine einfache Auswanderung. Die Hidschra beinhaltet viele Lehren für die Muslime. Vor allem ist die Hidschra nicht eine Flucht, sondern das Zusammentreffen derjenigen, die den göttlichen Botschaften ein Gehör geben mit dem gelobten Gesandten. Die Hidschra ist eine gesegnete Reise, die begonnen wurde, um weltweit hohe Werte entfalten und verbreiten zu können.
Die Hidschra ist ein Manifest derer auswandernden Mekkaner, die ihre Geliebten, ihre Heimat, ihr Hab und Gut für Allah und ohne jeglichen Zweifel aufgegeben haben und der medinensischen Ansar, die sie herzlich aufgenommen3 haben. In diesem Manifest gibt es selbstlosen Altruismus und Opferbereitschaft, Geschwisterlichkeit, Vertrags- und Worttreue, Einheit und Eintracht, Liebe, Respekt, miteinander Teilen und Umarmung. Die Auswanderung unseres Propheten ist das Lebendigwerden des Lichtes und die Wende der Dunkelheit in Licht.
Symbolnamen dieser Auswanderung sind Gefährten wie Ali, als Bewahrer der anvertrauten Güter an den Propheten; der innigste Freund Abu Bakr; Omar, der furchtlos und die Polytheisten herausfordernd Mekka verließ; und Osman, der sein ganzes Reichtum für den Islam einsetzte.
Geehrte Geschwister!
Nach der Aussage des Propheten ist die Hidschra außerdem die Hingabe an den Erhabenen Allah unter Abkehr von den Verbotenen Dingen und den Sünden. Die Hidschra ist auch die Abkehr von allen die Menschenwürde verletzenden niederen Empfindungen und Zielen, sowie die Anstrengung für die Verbreitung von erstrebenswerten hohen Werten. Der Prophet lenkte mit folgenden Worten die Aufmerksamkeit auf diesen Aspekt: “Ein guter Muslim ist derjenige, vor dessen Zunge (Worten) und Hand (Taten) die Muslime sicher sind. Und der eigentlich Auswandernde ist derjenige, der sich von den von Gott verbotenen Taten abkehrt und entfernt.”4
Lassen Sie uns folglich versuchen, liebe Geschwister, aus dem Anlaß des islamischen Neujahres, das wir am Samstag, 25. Oktober wieder erleben werden, die Bedeutung der Hidschra zu verstehen und ihre Botschaften zu verinnerlichen. Lassen Sie uns –wie unser geliebter Prophet uns lehrte– Allahs Geboten folgend diese praktizieren und den Verboten folgend von diesen abkehren und somit auch die verheißenen Wohltaten für die Hidschra erlangen.
Die Predigtkomission
* Koran, at-Tawba, 9/20
Muslim, Iman, 252
2 Koran, al-Anbiya, 21/107
3 Koran, al-Haschr, 59/9
4 al-Bukhari, Iman, 4
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