Meine Geschwister!
Während des Lebens werden wir ständig mit einer Realität konfrontiert. Kaum begreifen wir jedoch die folgende Realität: Der Tod und das Jenseits. Doch unser Prophet (s) sagte in einem Hadis folgendes: “Denkt oft an den Tod, den Zerstörer aller Weltgenüsse.”1
Wir stellen folgendes fest, wenn wir zurückblicken: Auf dieser Welt lebten viele Menschen: Es gab reiche und arme; junge und alte; gute und böse Menschen; sowie auch Tyrannen und unterdrückte Menschen. Heutzutage gibt es keinerlei Anzeichen von den meisten von ihnen. Jeden einzelnen Tag verlässt uns ein liebgewonnener Mensch. Auch wir warten jeden Moment darauf, unsere Lieben zu verlassen. Schließlich kann uns der Tod jeden Moment treffen. Es gibt folgende Realität: Bisher konnte kein einziger Mensch dem Tod entkommen. Das Altern ist nicht aufzuhalten. Jeden Tag altert unser Körper. Jeden Tag ergrauen unsere Haare. Wir werden mit dem Tod von dieser Welt scheiden - ob wir es wollen oder nicht. Der erhabene Allah teilt uns diese Realität wie folgt mit: “Wo immer ihr seid, der Tod wird euch einholen, auch wenn ihr auf hohen Türmen wäret.”2 “Jede Seele wird den Tod kosten; dann werdet ihr zu Uns zurückbefördert werden.”3
Meine Geschwister!
Zu den sechs Glaubensgrundlagen gehört auch der Glaube an das Jenseits. Im Jenseits werden unsere weltlichen Taten erwidert. Entsprechend unserer Situation werden wir belohnt oder bestraft. Schließlich gibt es kein Zurück mehr auf die Welt. Jedem werden seine Taten in dieser Welt lückenlos erwidert. Niemandem wird auch Ungerechtigkeit widerfahren. Der erhabene Allah bringt diese Realität wie folgt zum Ausdruck: “Wer auch nur im Gewicht eines Stäubchens Gutes getan hat, wird es sehen. Und wer im Gewicht eines Stäubchens Böses getan hat, wird es sehen.”4
Am Tag des Gerichts werden wir nichts beanstanden können. Schließlich werden wir dort lediglich unseren Taten begegnen. Der erhabene Allah sagt hierzu: “Und das Buch wird hingelegt, und du wirst die Sünder in Ängsten über seinen Inhalt sehen, und sie werden sagen: „Wehe uns! Was für ein Buch! Es lässt nicht die kleinste und nicht die größte (Sünde) ungeschrieben aus.“ Und sie werden ihre Taten vor sich finden, und Niemandem wird dein Herr Unrecht tun.”5
Lassen sie uns hierzu Allahs Worten Gehör schenken: “Und wenn die Dröhnende kommt, an jenem Tage flieht der Mann von seinem Bruder und seiner Mutter und seinem Vater und seiner Frau und seinen Kindern; Jedermann hat an jenem Tag eine Beschäftigung für sich. An jenem Tage wird es strahlende Gesichter geben, lachende und fröhliche; und an jenem Tag wird es staubbedeckte Gesichter geben, bedeckt von Schwärze: Das sind die Ungläubigen, die Frevler.”6
Meine Geschwister!
Der Mensch neigt gemäß seiner Natur zum Diesseits. Dagegen neigt der Mensch zur Verdrängung des Jenseits.7 Der Mensch hat eine Abneigung gegenüber dem Tod. Der Mensch erschreckt sich auch vor dem Tod. Die wichtigsten Gründe dafür sind folgende: Die weltliche Habgier; das Vergessen des Todes und des Jenseits; nicht vorbereitet für das Jenseits zu sein; sowie das Licht der Wahrheit in der Dunkelheit von Sünden und Ungehorsam nicht sehen zu können. Doch der Gesandte Allahs formuliert einen heftigen Weckruf: “... Wie unglückselig ist derjenige, der unachtsam ist; der lachend spielt; der sich vergnügt; der die Grabstätten und das Verwesen unter der Erde vergisst! Wie unglückselig ist derjenige Diener Allahs, der zügellos ist; der Grenzen übertritt; der vergisst, woher er gekommen ist und wohin er geht!“8
Haben wir je hierüber nachgedacht: Warum enden nicht die Boshaftigkeiten, Unterdrückungen, Ungerechtigkeiten, Massaker, Kriege, Morde, Tötungen und Verbrechen? Warum verringern sich Diebstahl, Zügellosigkeit, Schamlosigkeit, Prostitution, Unzucht, Sexualübergriffe, Drogen, Alkohol und Glücksspiele nicht? Warum fehlt es nie an Lügen, List, Betrug und Nachrede? Warum fügen Menschen der Natur, der Umwelt und den anderen Lebewesen ständig Schaden zu? Warum enden die Triebe endlich nicht, immer mehr zu verdienen und noch mehr zu konsumieren? Warum endet es nicht, noch mehr auszubeuten und sich noch mehr zu vergnügen? Warum enden Gier und Sucht, Heuchelei, Egoismus, Neid, Rache, Hass und Wut nicht?
Es gibt viele Antworten auf diese Fragen. Daneben ist aber eine Antwort ganz wichtig: Der Tod, das Jenseits und der Tag des Gerichts fallen uns nicht in den Sinn. Manchmal leben wir einfach weiter. Wir leben so als ob wir nicht sterben werden. Lassen sie uns nicht vergessen: Wir sollten den Tod, das Jenseits und den Tag des Gerichts ständig in Erinnerung halten. Dazu sollten wir uns von Sünden und Verbotenem fernhalten. Dazu sollten wir uns Wohltaten, Mildtätigkeit und Gutem nähern.
Meine Geschwister!
Bekommt man auf dem weltlichen Basar irgendetwas ohne Gegenleistung? Kann man im ewigen Reich – im Jenseits – auf Gaben hoffen ohne im Diesseits dafür zu arbeiten? Lassen sie uns auf den Tod, das Jenseits und den Tag des Gerichts vorbereiten! Schließlich gibt es keinen Zweifel: Es gibt den Tod; das Jenseits; den Tag des Gerichts; die Waage (der Taten: Mizan); die Brücke (Sirat); das Paradies und die Hölle. Lassen sie uns selbst in Rechenschaft ziehen bevor wir in Rechenschaft gezogen werden!
Die DITIB-Predigtkommission
1 an-Nasai, Dschenaiz, 3.
2 Koran, an-Nisa, 4/78.
3 Koran, al-Ankabut, 29/57.
4 Koran, al-Zilzal, 99/7-8.
5 Koran, al-Kehf, 18/49.
6 Koran, Abese, 80/33-42.
7 Koran, al-Qiyamah, 75/20-21.
8 at-Tirmidhi, Sıfatu’l-Qiyamah, 17.