(Köln, 03.10.2023). Muslime in Köln haben dieses Jahr, am Tag der Deutschen Einheit, wieder zum Tag der Offenen Moschee (TOM) eingeladen. In diesem Jahr stand die bundesweite Aktion, die bereits zum 27. Mal begangen wird, unter dem Motto: „Das Gebet – besinnt, belebt, verbindet“ statt. Fragen rund um die Bereiche Spiritualität, Begegnung und das Verbindende zwischen den Religionen waren dieses Jahr zentrale Gesprächsthemen.
Guides des Moschee-Forums führten die Besucher durch die Moschee und beantworteten Fragen
Tausende Besucher kamen zu diesem Anlass erneut in die Zentralmoschee Köln und hatten bei der ganztägigen Veranstaltung die Gelegenheit, das Gotteshaus aus nächster Nähe kennenzulernen. Dazu bot das Moschee-Forum der Zentralmoschee ihren Besuchern ein attraktiv gestaltetes Begrüßungs- und Rahmenprogramm an.
Ein engagiertes Team des Moschee-Forums führte die Besucher durch die Zentralmoschee an der Venloer Str. So hatten die Gäste die Möglichkeit, das Bauwerk in Köln-Ehrenfeld aus nächster Nähe zu besichtigen und Fragen rund um den Islam und zur Moschee zu stellen.
Das Moschee-Forum bietet über das ganze Jahr die Gelegenheit, durch verschiedene Seminare, Veranstaltungen und Angebote, sich über den Islam und die Zentralmoschee zu informieren.
DITIB-Bundesvorsitzender Kuzey: Türen der Zentralmoschee für alle Menschen geöffnet
Eröffnet wurde der TOM mit einer Koranrezitation, vorgetragen durch den Religionsbeauftragten der Zentralmoschee Köln, Mustafa Kader, im Gebetssaal.
In seiner Eingangsrede wies DITIB-Bundesvorsitzenden Dr. Muharrem Kuzey auf die Möglichkeit des TOM hin, der „Begegnungen schaffe, die im normalen Alltag oft nicht stattfinden“. Der bundesweit zelebrierte Tag fördere zudem das Verständnis zwischen den Kulturen und Religionen, so Kuzey.
Zum diesjährigen Motto des TOM erklärte Kuzey: „‘Das Gebet - besinnt, belebt, verbindet.‘ Diese drei Eigenschaften spiegeln die zentrale Bedeutung des Gebets im Islam wider. Der Prophet Muhammad (saw) verglich den Islam mit einem Gebäude, das auf fünf Säulen ruht. Nach dem Glaubensbekenntnis erwähnte er das tägliche Pflichtgebet als die zweitwichtigste Säule.“ Das islamische Gebet, auch bekannt als Salah auf Arabisch oder Namaz auf Türkisch, sei, so Kuzey weiter, „eine der grundlegendsten Praktiken im Islam“ und erinnere den Menschen an die göttliche Barmherzigkeit, das Mitgefühl und die Nächstenliebe. Schließlich verbinde das Gebet Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und Sprachen.
Der DITIB-Bundesvorsitzender wies die Besucher und Nachbarn darauf hin, dass die Türen der Zentralmoschee stets für jeden geöffnet seien: „Wenn Sie den Bedarf verspüren, über Gott und die Welt nachzudenken und seine Nähe zu spüren, sind Sie bei uns herzlich willkommen“. Menschen aus aller Welt kämen in der Kölner Zentralmoschee zusammen, sie „kommunizieren in der gemeinsamen Sprache Deutsch, teilen ihre Erfahrungen und erhalten wichtige Informationen von unseren Beratungsdiensten für ihr Leben hier in Deutschland“, sagte Kuzey. Allein im Jahr 2023 dufte die Zentralmoschee schon 11.897 Besucher begrüßen.
OB Henriette Reker: Bestehende Risse durch interkulturellen Austausch reparieren
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker wandte sich ebenso mit einem Grußwort an das Publikum und forderte die Menschen auf, auch bei unterschiedlicher Meinung oder Anschauung, mehr miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Risse in der Gesellschaft seien immer deutlicher erkennbar, Diese gelte es, unter anderem durch den interkulturellen Austausch, zu reparieren. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln unterstrich ebenso die Bedeutung des Gebets und sagte, dass das Gebet in allen Glaubensrichtungen ein Mittel der Besinnung und Innehaltens sei. „Der Glaube ist ein Mittel der gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken“.
OB Reker: Die Zentralmoschee gehört zu Köln. Und: zu Köln gehören auch die Muslime!
Die Oberbürgermeisterin, die ihre Freude über die Einladung in die Zentralmoschee zum Ausdruck brachte, wies außerdem auf die architektonische Wirkung des islamischen Gotteshauses hin: Sowohl die Silhouette der Moschee für das Stadtbild als auch die Innenarchitektur seien prägend, so Reker. „Die Zentralmoschee gehört zu Köln. Und: zu Köln gehören auch die Muslime!“, sagte die Oberbürgermeisterin. Über die „ablehnenden Reaktionen“ mancher Kreise zum öffentlichen Gebetsruf, der bereits seit über einem Jahr an der Zentralmoschee ertöne, zeigte sich Reker „erschreckt“. Dennoch sprach die Oberbürgermeisterin der muslimischen Gemeinde für ihre besonnene Haltung „großen Respekt“ aus. Lobende Worte gab es zudem zur Spendenbereitschaft der Moscheegemeinde und der DITIB für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei sowie zuvor für die Notleidenden der Flut an der Erft und der Ahr. Zuletzt sprach sich die Oberbürgermeisterin für Akzeptanz, Toleranz und die Achtung der Menschenrechte sowie gegen Gewalt, Ablehnung, Diskriminierung und antimuslimischen Rassismus aus.
„Look Up“: Architekturfotografien Kölner Bauwerke
Beim TOM wurde außerdem eine Fotoausstellung des Hobbyfotografen Karl J. Gramann präsentiert. Gramann‘s Ausstellung, die noch eine Weile für Besucher offensteht, trägt den Namen „Look Up“ und besteht aus ästhetischen Architekturfotografien, die monumentale Gebäude in Köln und Umgebung aus einer besonderen Perspektive heraus zeigen.
TOM setzt Zeichen der Zugehörigkeit zu Deutschland und in die Mitte der Gesellschaft
In Zeiten des gesellschaftlichen Wandels finden die Moscheen mehr und mehr ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft, so dass sie zunehmend als Raum für Begegnung und persönlichen Austausch wahrgenommen werden. Rahmenprogramme mit Moscheeführungen, Informationsständen zum sozialen Engagement und der religiösen Bildung, aber auch Ausstellungen im künstlerischen, kulturellen oder historischen Kontext werden dabei immer bedeutender.
Der TOM, der seit 1997 jährlich am Tag der Deutschen Einheit stattfindet, wird seit 2007 von den islamischen Religionsgemeinschaften ausgerichtet, die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) zusammengeschlossen sind. Zum Koordinationsrat gehören der Zentralrat der Muslime (ZMD), die Türkisch-Islamische Union (DITIB), der Islamrat (IR) und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) sowie die Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD) und der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland (ZRMD). In Deutschland leben etwa 5,5 Millionen Muslime.