Meine verehrten Geschwister!
Morgen ist der 1441. Jahrestag der Auswanderung (Hidschra) unseres Propheten (s). Das ist ein sehr wichtiges Ereignis der Menschheitsgeschichte. Dabei ist unser Prophet von Mekka nach Medina ausgewandert. Die Hidschra beinhaltet sehr viele Botschaften und Vorbilder für die Muslime. Es ist ein Wendepunkt. In der Zeit des Kalifen Omar schlug Ali diesbezüglich etwas vor. Er unterbreitete den Vorschlag, die Auswanderung zum Beginn des islamischen Kalenders zu machen. Seitdem wird der 1. Muharram als Beginn des islamischen Kalenders begangen.
Werte Muslime!
Wie bekannt ist, wurden unser Prophet und die ersten Muslime von den mekkanischen Polytheisten unterdrückt. Die Polytheisten übten gegenüber ihnen jeglichen Druck aus und drangsalierten sie. Muslime wurden sehr vielen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Behinderungen ausgesetzt. Trotz ihrer Liebe zu Mekka und Kaaba haben sie die Stadt verlassen. Auf Erlaubnis von Allah sind sie nach Medina ausgewandert (Hidschra).
Die Hidschra ist keine gewöhnliche Migration. Die Hidschra ist eine gesegnte Reise der ersten Muslime. Sie zeigt uns den selbstlosen Einsatz von ihnen. Es ist eine gesegnete Reise hin zum Guten, Schönen, zu Recht und zur Gerechtigkeit. Die Auswanderung ist eine Zeitenwende für die Muslime. Darin sind schöne Beispiele für eine herzliche Verbundenheit mit Allah und seinem Gesandten. Die Auswanderung ist wahrhaft ein Epos. Dieser Epos handelt von den Auswandernden (al-Muhadschirin), die alles hinter sich gelassen haben. Sie ließen ihre Lieben, Heimat und Mutter, ihren Vater, ihr Hab und Gut zurück. Sogar waren sie bereit, ohne zu zögern ihr eigenes Leben für das Wohlwollen Allahs zu geben. Dieser Epos handelt auch von den Helfern (al-Ansar), die sich ihnen annahmen ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Dieser Epos wird in unserem erhabenen Buch, dem edlen Koran, wie folgt gelobt: “Und jene, die da vorauszogen, die ersten der Auswanderer und die Helfer, und jene, die ihnen folgten in schönem Tun, Allah hat an ihnen Wohlgefallen. Und Wohlgefallen haben sie an ihm. Und er hat ihnen Gärten bereitet, durcheilt von Bächen, immer und ewig darin zu bleiben. Das ist die große Glückseligkeit.”1
Verehrte Gläubige!
Die Hidschra ist auf der einen Seite eine Auswanderung nach Medina als Ort. Aber es verdeutlicht auch den Übergang zur Bürgerlichkeit und Zivilisation. In dieser Zivilisation gibt es Werte wie Mitleid, Selbstlosigkeit, Geschwisterlichkeit. Verzicht, Treue zum Wort, Einheit, Eintracht, Liebe, Respekt, Teilen und gegenseitige Umarmung gehören dazu. Diese Zivilisation baut jegliche Tugend auf. Darin ist die Aufrechterhaltung und Umsetzung von Gutem, Schönem, Wohltaten enthalten. Moral, Aufrichtigkeit, geistige Reife sowie Frömmigkeit gehören auch dazu.
Auch hat die Auswanderung eine gesonderte überzeitliche und überörtliche Bedeutung. Demnach ist die Auswanderung eine Trennung von Unerlaubtem (Haram) und Sünden. In diesem Sinne ist jeder Gläubige, der sich vom Bösen zum Guten nähert, ein Auswanderer (Muhadschir). Jeder, der sich vom Ungehorsam zur Frömmigkeit bewegt, ist ein Auswanderer. Jeder, der sich von Unterdrückung und Ungerechtigkeit zum Recht und zur Gerechtigkeit bewegt, ist ein Auswanderer. Schließlich sagte unser Prophet (s) in einem Hadis: “Der Muslim ist derjenige, vor dessen Zunge und Hand die Muslime keinen Schaden erleiden. Der Auswanderer (Muhadschir) ist derjenige, der die Verbote Allahs unterlässt.”2 Damit lenkte er unsere Aufmerksamkeit auf diesen Aspekt der Hidschra.
Folglich ist die Auswanderung eine unvergleichbare Gabe. Die Hidschra ist eine wichtige Chance für alle Gläubigen. Sie ist bis zum jüngsten Tag sowohl für uns als auch für alle Gläubigen wichtig. Lassen sie uns diesen Tag eine Zeitenwende für unser spirituelles Leben machen. Lassen sie uns das islamische Neujahr dafür nutzen, unsere Fehler zu überdenken. Lassen sie uns, die Chance dazu ergreifen, neue Entscheidungen zu treffen. Lassen sie es uns als eine frische und neue Gelegenheit nutzen, die wir nicht verpassen sollten.
In diesem Sinne gratuliere ich unserer Gemeinschaft und der ganzen islamischen Welt zum islamischen Neujahr. Ich wünsche vom erhabenen Allah, dass es zum Guten und Wohl beitragen möge.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, at-Tauba, 9/100.
2 al-Bukhari, Iman, 4.