Köln, 03.10.2017: Der DITIB-Verband öffnete am 3. Oktober 2017 erneut die Türen seiner 900 Moscheegemeinden bundesweit für Besucher aller Weltanschauungen. Auch dieses Jahr strömten wieder Zehntausende interessierte heimische und auswärtige Gäste in die Gotteshäuser, um sich über den Islam und das muslimische Gemeindeleben zu informieren.
Die diesjährige Veranstaltung wurde deutschlandweit im Rahmen des Mottos „Gute Nachbarschaft – bessere Gesellschaft“ durchgeführt.
„Die Nachbarschaft hat im Islam einen hohen Stellenwert. Die aufmerksame, großzügige, vertrauens- und respektvolle Behandlung der Nachbarn – ob muslimischer oder anderer Glaubensrichtung – ist Gottes Gebot im Islam,“ erklärte DITIB-Generalsekretär Dr. Bekir Alboğa in seiner Begrüßungsrede in der Kölner Zentralmoschee. Alboğa weiter: „Im aktuell schwierigen gesellschaftlichen und politischen Umfeld, das von wachsender Fremdenfeindlichkeit geprägt ist, setzt sich die DITIB im KRM unermüdlich für nachbarschaftliche Beziehungen, den Abbau von Vorurteilen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen und den Frieden in der deutschen Gesellschaft ein. Eine Säule dieses Engagements ist dabei der Tag der offenen Moschee (TOM).“
Seit 1997 wird der Tag der offenen Moschee (TOM) jährlich am Tag der Deutschen Einheit veranstaltet. Seit 2007 organisieren die im Koordinationsrat der Muslime (KRM) vertretenen islamischen Religionsgemeinschaften diesen Tag der interreligiösen und interkulturellen Begegnung und des pluralistischen Miteinanders.
Im faszinierenden neuen Kuppelsaal der Zentralmoschee fand ein ganz besonderer Festakt mit wichtigen Gästen statt – nach einer Koranrezitation und Alboğas Eingangs-Statement sprach der nordrhein-westfälische Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, Dr. Joachim Stamp. Der Minister lobte die Offenheit, Transparenz und das Motto des diesjährigen TOM, „denn es gibt keinen gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn nicht das Zusammenleben vor Ort, im Quartier, gelingt.“ Gute Nachbarschaft, so der Minister, hieße vielmehr, „dass die Nachbarn ihre unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben in gegenseitigem Respekt und auch in Rücksichtnahme aufeinander realisieren.“
Gesamtgesellschaftlich mahnte Stamp Respekt, Rücksichtnahme, und gemeinsames Engagement für einen besseren Zusammenhalt an – auch im Hinblick auf das aktuelle Ergebnis der Bundestagswahl. Er versprach im Namen der Landesregierung das konsequente Entgegentreten gegen das Schüren von Ressentiments gegenüber Flüchtlingen und Muslimen: „Für Islamophobie darf in unserer Gesellschaft (...) kein Platz sein.“ Zur Tradition des TOM wünschte er sich, dass diese „immer mit neuem Leben erfüllt wird“, um Probleme gemeinsam offen anzusprechen.
Zum Diskurs und der Auseinandersetzung zwischen Staat und der DITIB kündigte er an, dass dieser „miteinander und nicht gegeneinander“ geführt werden wird. Stamp bedankte sich für das gesellschaftliche Engagement der DITIB: „Die vielen seelsorgerischen, sozialen und kulturellen Aktivitäten, die die DITIB, ihre Mitgliedsgemeinden und die vielen Ehrenamtler vor Ort in der Vergangenheit entfaltet haben und weiterhin entfalten, sind konstruktive und wichtige Beiträge zur Wohlfahrt unseres Gemeinwesens, zur guten Nachbarschaft und zu einer guten Gesellschaft.“ Er appelierte auch an die hiesigen Religionsverbände, sich auf deutsche Strukturen einzulassen. Er versicherte weiterhin: „Ich will und ich werde den Dialog mit den islamischen Organisationen und mit der sogenannten Mehrheitsgesellschaft neu beleben und ich möchte ihn vor allem verbindlicher gestalten“ und schloß mit den Worten „Görüşürüz – wir sehen uns.“
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker bekundete in ihrem anschließenden Redebeitrag ihre Freude über die Fertigstellung der Moschee und bedankte sich besonders für die Gelegenheit, „hier sprechen zu dürfen, das ist nicht selbstverständlich.“ Zum diesjährigen TOM-Motto betonte sie, dass es „auf dieses Haus“ besonders zutreffe, „weil die Kölner Zentralmoschee nicht nur eine Gebetsstätte für Gläubige ist, sondern auch ein Gemeinde- und Begegnungszentrum.
Hier kommen Menschen aus der Nachbarschaft und über die Grenzen Kölns hinaus zusammen und die großen Türen stehen eben nicht nur Musliminnen und Muslimen offen.“
OB Reker erinnerte an die gemeinsamen Iftar-Essen und die gemeinschaftliche Flüchtlingshilfe mit der DITIB, „auch das ist Nachbarschaft, zusammen zu essen, sich zu begegnen.“
Reker betonte weiter, dass die Zentralmoschee nicht nur die Skyline der Stadt präge: „Sie hat sich in das gesellschaftliche Leben eingefügt und ich habe selbst erfahren, dass auch der Vorstand und die Mitglieder der DITIB sich dafür einsetzen, dass die verschiedenen Kulturen hier zusammenkommen.“ Die Oberbürgermeisterin wünschte sich für die Zukunft das Fortbestehen des ernsthaften Dialogs, der bisher geführt wurde.
Weitere Programmpunkte des TOM in der DITIB Zentralmoschee waren Führungen und Vorträge zum Thema „Nachbarschaft im Islam“ und „Architektur der Zentralmoschee“ sowie die inspirierenden Ausstellungen „Innenarchitektur und Umsetzung des Moscheebaus“, „Handschriftliche Kalligraphie“ und „Steinmetzkunst“.
Wissenswertes rund um die Moschee und den Islam sowie die DITIB und ihre Abteilungen wurde an Infoständen vermittelt und für das leibliche Wohl sorgten zum geselligem Beisammensein Halal-Köstlichkeiten – Speisen, die nach den religiösen Vorschriften des Islam zubereitet werden.
Die Besucher konnten außerdem dem Mittagsgebet beiwohnen und dabei die Durchführung des Gebetsrituals beobachten.
Ein wichtiges Highlight des TOM 2017 war die Eröffnung der Einkaufspassage der DITIB-Zentralmoschee, mit der der Moscheekomplex nun fast in seiner Gänze der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Vom islamischen Gebetszubehör über Halal-Restaurants bis zum islamkonformen Bankwesen sind in der Einkaufspassage Anbieter mit Waren, Produkten und Kulinarik im Wertekanon des Islam vertreten.
Am Ende des TOM 2017 resümmierte Dr. Bekir Alboğa: „Der Tag der offenen Moschee 2017 war ein voller Erfolg! Wir verzeichnen auch dieses Jahr wieder deutschlandweit einen regen Besucherzustrom an aufgeschlossenen und respektvollen Gästen und – frei nach unserem aktuellen Motto – „Nachbarn“ – die mit uns gemeinsam verhindern möchten, dass noch mehr politische, gesellschaftliche und soziale Mauern aus Mißtrauen zwischen dem Islam, den Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft aufgebaut werden. Allein unsere DITIB-Zentralmoschee in Köln wurde von über 6.000 Gästen besucht.
Wir konnten mit vielfältigen Wissensangeboten, Führungen und Galerien sowie Infotainment und Geselligkeit zeigen, dass eine Moschee keine verschlossene Parallelwelt ist, sondern ein Ort des lebendigen und solidarischen gesellschaftlichen Miteinanders und die muslimische Gemeinschaft eine spirituelle sowie kulturelle Bereicherung der Stadt und Gesellschaft.“
DITIB-Bundesverband