Am Sonntag, den 23.06.2013, begehen wir die Berat-Nacht. Jedes Jahr, wenn sie uns wieder einholt, wissen wir damit auch wieder, dass nun der Ramadan bevorsteht. Diese letzte der besonderen Nächte vor dem Ramadan ist den Gläubigen gleich einer Atempause. Diejenigen, die sonst in ihren alltäglichen Beschäftigungen nicht dazu kommen, ihren Gottesdiensten und damit ihrer Verantwortung nachzugehen und denen ihre Fehler und Sünden leidtun, finden nun einen besonderen Weg, sich in die Barmherzigkeit ihres Schöpfers zu flüchten. In diesen Tagen, da der „Monat des Koran“, der Ramadan, mit jedem Tag näher rückt, ist uns mit dieser Nacht ein besonderes Tor geöffnet. Ein Tor, dass uns öffnet Wege zur unendlichen Barmherzigkeit Allahs und ebenso Seine unendliche Vergebung. Die Berat-Nacht wieder zu erreichen und damit ein weiteres Mal dieser Frohbotschaft entsprechend Barmherzigkeit und Segen erfahren zu können gilt nun unsere Vorfreude.
Denn ihrer Wortbedeutung nach ist die Berat-Nacht die Nacht, in der wir Vergebung erfahren von unserem Schöpfer reichlich. In der wir uns befreien und läutern können von Fehlern und Sünden. Dem sollte entsprechend unser Handeln und sollten unsere Bittgebete gelten in dieser Nacht. Ganz im Sinne auch folgender Aufforderung des Schöpfers: “O ihr meine Diener, die ihr euch selbst Schlechtes antatet, indem ihr zu weit gingt und gesündigt habt. Zweifelt nicht an der Barmherzigkeit Allahs. Denn sehet, Allah vergibt die Sünden allesamt. Und Er ist der barmherzig Vergebende.”[Zumer, 39/53] Welch eine Frohbotschaft! Diese auch begreifend und ergreifend, sollten wir in dieser Nacht von Herzen unsere Sünden bereuen. Von diesen abkehren, uns in Gottesdiensten und Bittgebeten an Allah wenden, uns Ihm in und mit diesen zu nähern suchen. Kurz diese Nacht als Wendepunkt in unserem Leben begreifen und derart zur Reife gelangt zu einer würdigen Haltung finden, mit der wir frohgemut in die Zukunft blicken können.
Seit Jahrhunderten begehen wir diese besonderen Nächte. In unseren Herzen haben sie einen besonderen Platz. Kandil-Nächte nennen wir sie, Öllampen-Nächte. Erhellt haben Letztere nämlich in den vorausgegangenen Jahrhunderten die Moscheen, wenn wir diese Nächte in besonderen Gottesdiensten verbracht haben. Ebenso haben die Moscheen selbst die Nacht erhellt gleich Öllampen.Entfacht haben diese Nächte auch ein Licht in unseren Herzen. Ein Licht, das uns hilft, uns herauszureißen aus unserer sonstigen Hektik, zu entschleunigen in dieser ansonsten sehr schnelllebigen Welt, innezuhalten, in uns zu gehen, zu uns zu kommen, nachzudenken, Scham zu empfinden für unsere Fehler und die Herzen wieder zu reinigen vom Schmutz, der an ihnen haftet ob unserer Sünden. Damit einhergehend uns auch wieder bewusst zu werden unserer Verantwortung. Unserer Verantwortung uns, unseren Mitmenschen und gerade unserem Schöpfer gegenüber.
In der heutigen Welt, in der der gesellschaftliche Friede, der gegenseitige Respekt und die Brüderlichkeit untereinander etwas angeschlagen sind und die Verstandes begabten sich nicht genügend Gehör verschaffen können, tragen wir alle nicht geringe Verantwortung angesichts der zahlreichen Probleme, die die Gesellschaften in ihren Grundfesten erschüttern. Es gilt, gemeinschaftlich Frieden und Eintracht zu etablieren in der Welt und diese wieder gemeinschaftlich in Richtung einer hoffnungsvollen Zukunft zu tragen, die der Menschheit würdig ist. In diesem Sinne sollten wir auch alle nochmal nachdenken über die Botschaft, die uns eigentlich erreicht, wenn es im Koran heißt: „Und die Gläubigen, sie sind einander Geschwister!“ [Hudschurāt, 49/10] oder auch: „…und zersplittert nicht in Untergruppen.“ [ĀlImrān, 3/103] und Einheit und Zusammenhalt demonstrieren. Nicht aus den Augen verlieren, wovor uns dereinst unser Prophet (saw) dringlich gewarnt hat, dass wir nämlich nicht wahre Gläubige sind, wenn wir einander nicht lieben.
In diesen Gefühlen wünsche ich allen Landsleuten, allen Muslimen in Deutschland und in der Welt eine gesegnete Berat-Nacht. Mögen die Gottesdienste, Bittgebete und Vergebensersuche dieser Nacht angenommen werden und uns leiten auf den geraden Weg. Möge diese Nacht unserem Land und der islamischen Welt Einheit und Zusammenhalt, möge sie der Welt Rechtleitung, Frieden und Eintracht bringen.
Prof. Dr. İzzet ER
Vorsitzender DITIB-Dachverband