Köln, 07.05.2012: DITIB hat mit allen betroffenen DITIB-Moscheen beschlossen, den scheindemokratischen Demonstrationen, den Übergriffen und jeder provozierenden Aktion, die vor und in Richtung unserer Moscheen oder in Richtung unseres Propheten veranstaltet werden, fern zu bleiben. Und all jene rechten Scheindemokraten in ihrer Einsamkeit und Ignoranz allein zu lassen, die nichts von der globalen Welt, dem zivilisierten Leben, der toleranten Herangehensweise, der Bedeutung und dem Wert einer integrativen, verantwortungsbewussten Gesellschaft verstehen. Ruhe zu wahren, Größe und Reife zu zeigen ist die angebrachte Reaktion. Das Notwendige überlassen wir den zuständigen Behörden und Autoritäten und überantworten die Bewertung dieser Entwicklungen dem Gewissen der breiten Öffentlichkeit.
Die derzeitige Stimmungslage unter den Muslimen in Deutschland wird durch die aktuellen Entwicklungen in ein emotionales Spannungsverhältnis gesetzt. Auf der einen Seite verzeichnen wir zunehmend tätliche Übergriffe auf Moscheen, auf der anderen Seite materielle wie immaterielle und ideologische Übergriffe im Rahmen politischer Wahlpropaganda. Die Versuche, gesellschaftliche Unruhen zu stiften, indem darüber hinaus Offenbarungsbücher oder Propheten diffamiert werden, erschließt sich einem Menschen - egal welcher Religionsgemeinschaft oder welchem Kulturkreis er auch entstammen mag – nicht. Die Diffamierung des Islam durch die Karikaturen, die nichts anderes als Spaltung der Gesellschaft bedeuten, ist für die Entwicklung demokratischer Prinzipien und des gesellschaftlichen Friedens in Deutschland besorgniserregend. Auf die bedenkliche Dynamik und Zuspitzung in diesem sozio-politisch relevanten Verlauf hatten wir bereits im Vorfeld hingewiesen.
Die schrittweise gesteigerte Provokation –über scheindemokratische Demonstrationen hin zur Verwendung der unsäglichen Karikaturen- ist allein dem Wunsch nach medialer Präsenz und Aufmerksamkeit geschuldet. Damit ist die Rechung der Rechten mit Hilfe der Rechtsprechung aufgegangen: Rechte werden so zu Opfern und Demokraten stilisiert, ohne dass ihnen die provokanten Aktionen und die daraus resultierenden, forcierten Reaktionen zu Last gelegt werden. Der Schauplatz wird scheinbar gezielt und auch nicht zum ersten Mal von den rechten Agitatoren auf die partielle Reaktion einiger weniger Muslime projiziert. Ohne die gezielte Agitation zu thematisieren, geht damit die Strategie vom „Wolf im Schafspelz“ auf.
Die Gemengelage ist derzeit sehr undurchsichtig und fast schon unzumutbar, zumal sie von der eigentlichen Provokation und den Provokateuren ablenkt. Selbstredend ist, dass die DITIB mit ihren Landesverbänden und Ortsgemeinden Agitation, Gewaltbereitschaft und Gewaltanwendung aufs Schärfste verurteilen. Gewalttaten, aus welcher Motivationslage auch immer, sind nicht zu verantworten.
Die Szenarien der letzten Tage, gerade in Hinblick auf das historische Datum der letzen Kundgebung, zeigt uns einmal mehr, dass weit nach dem Kriegsende zum 8. Mai ´45 rechte Umtriebe und Gesinnung heute immer noch existent sind und als solche nicht hinreichend thematisiert, bekämpft werden.
Vorstand
DITIB-Dachverband
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