Totengebet für den ermordeten Burak B. in Neukölln

 

Am Freitag, den 13.04.12, fand in der Sehitlik-Moschee das Totengebet für den ermordeten Burak B. statt. In Berlin-Neukölln ist in der Nacht zu Donnerstag (05.04.2012) Burak B. auf offener Straße erschossen worden und erlag seinen Verletzungen. Die ungeklärte Tat hat nicht nur in den Familien und freunden, sondern ebenfalls in der gesamten Gemeinde große Betroffenheit und Trauer ausgelöst.

Prof. Ali Dere, Vorsitzender des DITIB-Dachverband, vermochte in diesem Rahmen mit seiner Rede den Trauernden Beistand zu leisten.

„Aus dem völlig Unbekannten tritt jedes Individuum ins Diesseits und für jeden - ohne Ausnahme - ist das Sterben eine Wahrheit. Mit dem Tod treten wir aus dem Leben, doch treten wir eigentlich in die ewige Heimstätte im Jenseits ein, in der es kein Sterben gibt. „Jede Seele wird den Tod kosten. Schließlich wird sie zu uns zurückkehren.“, heißt es im Koran. (Ankebut, 29/ 57). Der Mensch kehrt also zum Urteil seines Herrn zurück, wird dort seiner Belohnung und Gnade oder seiner Strafe und Entbehrung zuteil. „Wir gehören zu Allah und zu Ihm kehren wir zurück.“, heißt es im heiligen Koran. (Bakara, 2/ 156).

Für die Hinterbliebenen, die weiter auf das Diesseits blicken, ist der Tod eine plötzliche Trennung. Ein Mensch wird uns entrissen. Mit anderen Worten, es ist Schmerz und Trauer. Heute, da wir einen jungen Menschen aus dem Frühling seines Lebens in die Gnade unseres Herrn übergeben, erleben wir nicht nur den Schmerz der plötzlichen Trennung in unserem Herzen. Wenn wir gleichzeitig daran denken, wie dieser Tod herbeigeführt wurde, so gnadenlos, so unbarmherzig, so sinnlos, werden wir ein weiteres Mal zum Leiden verdammt.

Für die Hinterbliebenen ist der Tod eine Prüfung der Geduld und der Ergebenheit. Und bei diesem jungen Menschen ist es für alle Hinterbliebenen, alle die damit zu tun haben und Verantwortung tragen, eine Prüfung ihrer Aufrichtigkeit und Lauterkeit. Unsere Gedanken und Herzen sind beladen mit Schwere und Verantwortung.

Diese Verantwortung liegt darin, den oder die Mörder, die diesen jungen Menschen auf grausame Weise von uns genommen haben, zu finden und diese Tat aufzuklären. Diese Verantwortung liegt darin zu verhindern, dass solche Schmerzen wieder und wieder verursacht werden. Diese Verantwortung liegt darin, auf jeden Menschen mit gleicher Wertschätzung und Achtung zu blicken und das Leben, das Hab und Gut, die Identität und die Werte jedes Menschen zu bewahren.

Während es der Familie und den Angehörigen unseres jungen verstorbenen Bruders obliegt sich in Geduld und Ergebenheit zu üben, obliegt es uns allen, vor allem den verantwortlichen Behörden, im Bewusstsein größerer Pflicht und Verantwortung zu handeln und die Ereignisse in ihren Gedanken und ihrem Gewissen zu bewerten. So liegt unsere Verantwortung darin, uns im Angesicht des Todes in Geduld zu üben, nicht darin die Augen zu verschließen oder Ausflüchte zu suchen. Vor allem geht es darum, Leben zu ermöglichen; das Leben in Würde zu ermöglichen; das Leben, das Miteinander, die Menschlichkeit und Brüderlichkeit zu erhalten.

Für unseren jungen Bruder, den wir ins ewige Leben verabschieden, erbitten wir von unserem Herrn Vergebung und Gnade, die beste Belohnung und das Paradies und erbitten, dass solcherlei Untaten sich nicht wiederholen.

Für unseren verstorbenen Bruder erbitte ich das Paradies unseres Herrn und für uns alle seine Vergebung.“

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