DITIB-Vorstand kommt mit deutschen und türkischen Pressevertretern zum Pressegespräch zusammen

Anlässlich des traditionellen Pressefrühstücks zum bevorstehenden Ramadan ist der DITIB-Vorstand des Dachverbands mit deutschen und türkischen Presse-Vertretern am 24.07.2011 in Köln zusammen gekommen. Anspruch und Aufgabe der DITIB als religiöser und sozialer Dienstleister und Akteur ist es, das eigene Wirkungs- und Tätigkeitsfeld über verschiedene Wege verständlich und nachvollziehbar in die Öffentlichkeit hinein zu kommunizieren.
 


So konnten im Rahmen dieser Zusammenkunft verschiedene Arbeiten, Vorhaben und Anliegen besprochen und erörtert werden.

 

Die Freude zum Beginn des Ramadan ist überschattet von den Ereignissen in Oslo und der Insel Utøy. Prof. Ali Dere, Vorsitzender des DITIB-Dachverbandes äußerte dazu: „Wir sind entsetzt und fassungslos, da wir für keine Art von Gewalt gegen die Menschheit, Gesellschaft und den Frieden Verständnis oder Legitimation haben. Gewalt und ihre extreme, schreckliche Version des Terrors ist nicht nur unmenschlich und menschenverachtend, sondern ein schmerzlich gegenwärtiger Alptraum. Deswegen soll unsere gemeinsame Bemühung und Wirkung mit allen Mitteln und Kräften zur Beseitigung jeder Spur von Gewalt eingesetzt werden. Unser Beileid ist mit den Opfern. Wir trauern mit den Hinterbliebenen, den Betroffenen und dem tief verwundeten Land.

 

Bei  Gewaltvorfällen neigen wir  im Allgemeinen dazu, sie für den Moment und in diesem ihren engen Rahmen zu bewerten und in Folge dessen lediglich mit oberflächlichen Maßnahmen hiergegen anzugehen. Wie sich jedoch die Weltanschauungen, Religionen, die  Bildungspolitik und die Politik im Allgemeinen sowie die gesellschaftliche Wahrnehmung auf die Phänomene auswirken, die der Gewalt zu Grunde liegen, dies wird nicht ganzheitlich betrachtet. Dabei muss das Thema vielmehr ganzheitlich angegangen und müssen umfassende auch politische Konzepte entwickelt werden, um die Gewalt zu bekämpfen. Die Lehren aus diesen Attentaten und Anschlägen sind immer wieder, dass selbige weder Religion, noch Ethnie kennen: weder bei den Tätern, noch bei den Opfern. Gerade deshalb als Vertreter einer Religionsgemeinschaft betone ich die Kernbotschaft aller Religionen: Du sollst nicht töten. Dies gehört zu den obersten Geboten Gottes. Der Islam geht sogar weiter darin, und formuliert im Koran: Wer einen Menschen tötet, tötet die gesamte Menschheit. Religion ist also Teil der Lösung, um ein gesamtheitliches Lösungskonzept zu erarbeiten. Es muss folglich für die gesamte Welt ein einheitliches Konzept entwickelt werden, das nicht oberflächlich sein darf, sondern alle Akteure gleichermaßen in Verantwortung nimmt. Unterschiedliche Religionen können zum friedvollen Zusammenleben beitragen und sind somit Teil der Lösung.“

 

Der diesjährige Ramadan vollzieht sich 01-29.08.11 und endet am 30.08.11 mit dem Ramadanfest. Im Mittelpunkt des Fastenmonats steht die Besinnung und Erneuerung.

 

Prof. Ali Dere, Vorsitzender der DITIB: „Wir besinnen uns unserer Schöpfung, erneuern unsere Beziehungen im Religiösen, Zwischenmenschlichen und Gesellschaftlichen. Kurzum eine Zeit also, in der man sich nicht nur mit Ritualen und religiöser Bewusstwerdung erneut ausrüsten kann, sondern in der man sich als Gläubiger in seiner Religion, seiner Gemeinde und seiner Gesellschaft verortet. Daher sollen Nachbarschaft und das Nachbarschaftliche im diesjährigen Ramadan über verschiedene Mittel Eingang finden im Rahmen der Gemeindearbeiten in unseren Moscheen. Denn über nachbarschaftliche Beziehungen wird nicht nur ein nachbarschaftliches, glückliches Miteinander ermöglicht, sondern auch die verlässliche, belastbare Vertrauensbeziehung entwickelt, die wir als Gesellschaft so dringend benötigen. Denn auch Nachbarschaft, das wird uns nicht wundern, kennt weder Religion, noch Ethnie.“

 

Neben den konkreten Vorbereitungen für den Fastenmonat zu den gemeinschaftlichen Iftar-Essen in den Moscheen, bereiten sich die Gemeinden besonders vor. Die Religionsbeauftragten werden im Ramadan in ihren Predigten neben den Hauptthemen dieses  Monats, insbesondere das Thema „Nachbarschaft“ unter verschiedenen Aspekten behandeln. Die Nachbarschaft - türkische wie deutsche sowie muslimische wie nichtmuslimische - wird in diesem Ramadan verstärkt zum Iftar-Essen in die Moscheen aber auch in das eigene Heim eingeladen, um so das Vertrauensverhältnis zueinander zu entwickeln und zu stärken.

 

Der Neubau der Moschee in Köln-Ehrenfeld soll ebenfalls nach entsprechenden Vorarbeiten und Vorbereitungen darin einbezogen werden, um den Ramadan hier zu begehen. So wird in Absprache mit den zuständigen Behörden und nach erfolgter Genehmigung von diesen zum Ramadanbeginn eine temporäre Teilnutzung in einem gesondert zugänglichen, abgeschlossenen Teil der Baustelle als Gebetssaal stattfinden. Auf einer Fläche von ca. 600m2 soll der Raum über das Erd- und Zwischengeschoss des Sport- und Jugendbereichs für das Gebet eingerichtet werden, entsprechend werden auch schon Teile der Tiefgarage vorbereitet, ebenso Waschräume und sanitäre Einrichtungen. Bis zur Eröffnung bleibt die temporäre Nutzung in weiten Teilen bestehen.
 

Zu Frei- und Feiertagen können dann bis zu 600 Gläubige hier Platz finden, ansonsten wird zu den täglichen Gebeten die normale Besucherzahl von 50-100 Gläubigen erwartet.

Wie Orhan Bilen, Stellvertretender Vorsitzender der DITIB, ausführte wird das Interims-Domizil an der Herkulesstraße Ende September - auch wegen der zu diesem Zeitpunkt auslaufenden Mietverträge - Geschichte sein: Mit verschiedenen Übergangslösungen für die anderen Angebote kann der Betrieb pünktlich zum 1. September, also nach der Sommerpause, an verschiedenen Wirkungsstätten weitergehen.
 

Die Mitgliedsvereine sowie die Gemeinden werden über neue Projekte, Entwicklungen und Änderungen innerhalb des Dachverbandes in regelmäßigen Abständen informiert. So kamen zuletzt auch am 18. Juni wieder in Köln die Vorsitzenden der deutschlandweiten Mitgliedsvereine sowie ihre Religionsbeauftragten zu einer Informationsveranstaltung zusammen. Im Anschluss wurde die Veranstaltung in ihren Inhalten auch an die Presse kommuniziert. 

 

Im Zuge der  Etablierung der Landesverbände musste sich wiederum auch der DITIB-Dachverband in seiner Struktur und Arbeitsweise reorganisieren. Unser Vorstand hat sich im Jahre 2010 schwerpunktmäßig dieses Themas angenommen und in diesem Rahmen die Bedürfnisse und Erwartungen an die DITIB analysiert. Als Ergebnis dieser Analyse hat DITIB ihre Aufgaben sowie ihre Arbeit definierend ein neues Organigramm erstellt und dieses umzusetzen beschlossen. Dieses Organigramm wird seit 2010 unter Berücksichtigung der Arbeitsfelder und der Möglichkeiten der DITIB schrittweise umgesetzt. Voraussichtlich wird diese Umstrukturierung bis Ende 2011 abgeschlossen sein.


 

Andererseits werden bisherige Aufgaben des Dachverbandes wesentlich durch die Landesverbände übernommen, insbesondere da nun die Landesverbände in den Ländern als Ansprechpartner vor Ort Aufgaben und aktuelle Entwicklungen in ihrer Arbeit übernehmen. Ein Thema dabei ist der Islamische Religionsunterricht. In Hessen, NRW und Niedersachsen haben die Landesverbände als Ergebnis ihrer effektiven Arbeit wichtige Impulse hierzu beigesteuert. In Baden-Württemberg ist der DITIB-Landesverband zudem ein wichtiger Ansprechpartner bei der Etablierung der islamischen Theologie an der Universität Tübingen.



 

Weitere Vorstandsmitglieder des Dachverbandes wie Hayrettin Kahraman (Vorsitzender LV Düsseldorf), Erdinç Altuntaş (Vorsitzender LV Baden-Würtemberg) und die abwesenden Vorstandsmitglieder Dr. Ali Ihsan Ünlü (LV Niedersachsen) und Fuat Kurt (LV Hessen) haben in ihrer Funktion als Landesverbandsvorsitzende auch hierzu besonders beigetragen.

 

Im Weiteren wurde auf zwei gesonderte Spendenaktionen hingewiesen: die eine betrifft die „Fitra“, das Fastenalmosen sowie die jährlich zu entrichtende „Zakat“, die religiöse Pflichtabgabe auf Vermögen. Die DITIB nimmt diese beiden Formen des Almosens entgegen und leitet diese an die bezugsberechtigten Bedürftigen weiter. Als religiöse Dienstleistung sammeln wir diese Almosen in den Moscheen über unsere Religionsbeauftragten und Vereinsvorsitzenden ein und leiten diese ihrem Bestimmungszweck zu. Derart werden Bildung, Kranke und bedürftige Menschen unterstützt. Darüber hinaus werden wir eine Spendenaktion für den Weiterbau der neuen Kölner Moschee starten. Die Gemeinden werden in diesem Rahmen dazu aufgerufen, entsprechend des Mottos der Spendenkampagne „ein Stein im erhabenen Berg“ zu sein und sich entsprechend einzubringen. Wir fordern die Gemeinden auf, mit Daueraufträgen über ein Jahr lang zum Spendenvolumen beizutragen.

 

Konkret werden noch etwa sechs bis sieben Millionen Euro gebraucht. Wir sind optimistisch, diesen Betrag über unsere Gemeinden und darüber hinaus gemeinsam aufzubringen. Kredite sollen möglichst nicht zur Finanzierung des Baus benötigt bzw. in Anspruch genommen werden.

Um aber gerade für den Gebetssaal etwas künstlerisch Hochwertiges, dem Sakralbau würdiges zu ermöglichen, ist ein gewisses Budget zusätzlich notwendig. Die Eröffnung ist zum Mai 2012 als ein gemeinsames Erlebnis über verschiedene Akteure und Aktionen angedacht. Zu gegebener Zeit wird dies öffentlich kommuniziert werden.

 

Abschließend wünscht der Vorstand nochmals allen Muslimen in Deutschland und weltweit einen gesegneten, besinnlichen Ramadan: „Möge dieser heilige Monat die Annahme der Bittgebete und der Menschheit Frieden und Eintracht bescheren. Möge dieser segensreiche Monat das Bewusstsein füreinander stärken und den nachbarschaftlichen, freundlichen Umgang miteinander bewusst in den Alltag tragen, dass derart gegenseitige Verständigung und Anerkennung erwachse.“



Presseabteilung
DITIB-Dachverband

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