Pressemitteilung zur Empfehlung des Wissenschaftsrates

Stellungnahme
 

Köln, 05.02.10: Der Wissenschaftsrat hat am 29. Januar 2010 die angekündigten „Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen“  herausgegeben.

Hierin deutet sich eine erstmalige Öffnung und ein Ansatz ab in den Bewertungen der islamischen Theologie, die als eigenständiges Fach seinen Platz im deutschen universitären Hochschulsystem neben den etablierten christlichen und jüdischen Theologiestudien noch nicht gefunden hat. Den Empfehlungen des Wissenschaftsrates sind als Ziel und Kern dieses Öffnungsansatzes die Etablierung der islamischen Theologie als ein Hochschulfach zu entnehmen. Jedoch ist dem entgegengesetzt in den Medien die Tendenz bei der Erklärung und Interpretationen dominierend, dass diese Angelegenheit auf direktem Wege mit der Ausbildung der Imame in Verbindung zu setzen sei. Auch wenn beide Themen miteinander in Beziehung stehen, ist es notwendig, die eigene Originalität und den Ablaufprozess des jeweiligen Sachverhalts zu betrachten, und dabei in Kommentaren und Beiträgen den Kern und die Gesamtheit nicht aus den Augen zu verlieren.

 

Der Bedarf nach einer islamischen Theologie in Deutschland ist offensichtlich. Diesbezüglich wurde nicht nur mit zuständigen deutschen Behörden und Einrichtungen über unsere Standpunkte gesprochen, sondern auch gegenüber der deutschen Öffentlichkeit kommuniziert, wie dies aus unserer Sicht zu verwirklichen wäre. Die Türkisch-Islamische Union (DITIB) begrüßt als einen Anfangspunkt, dass der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen bezüglich der Einrichtung der islamischen Theologie an deutschen Universitäten ähnliche Überlegungen und akademische Besorgnisse in Ausdruck bringt. Dennoch aber möchten wir betonen, dass gerade die Umsetzungs- und Praxisphase dieser Empfehlung als Perspektive noch wichtiger ist.
 

Die Überlegungen über die Details, was man bei den Prozessen beachten sollte, bezüglich des akademischen Fundus, der Methode, aber auch der Wahrnehmung und Erwartungen der Zielgruppen werden zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt.

 

Theologische Fakultäten können – wie auch der Wissenschaftsrat feststellt – neben Religionsgelehrten, auch Religionslehrkräfte für den islamischen Religionsunterricht, Fachpersonal für Sozial- und Gemeindearbeit und wissenschaftliche Nachwuchskräfte ausbilden. Die DITIB unterstützt den Ansatz, diesen Bedarf über Universitäten zu decken. Im Bewusstsein dieses Bedarfes und Ansatzes unterstützt DITIB unterschiedliche Projekte, die als Ziel haben, in und für Deutschland qualifizierte islamische Theologen auszubilden. Damit hat DITIB eine deutliche Vision und einen reichen Erfahrungsschatz. Diese Erfahrungen und Überlegungen in Anspruch zu nehmen und von ihnen zu profitieren, wird äußerst förderlich sein.

 

DITIB ist es dabei besonders wichtig, den Studiengang „Religionswissenschaft mit Schwerpunkt Islam“ an der Frankfurter Universität und seine Studenten zu unterstützen, die die islamische Religion auf einer akademischen Ebene betrachten und aus einer Binnenperspektive heraus Urteile fällen, aber auch die Interdisziplinarität hervorheben. Dieser Studiengang wird bei der Entstehung einer islamischen Theologie für deutsche Verhältnisse in Deutschland federführend werden.

 

Die DITIB ermuntert junge Menschen zum Studium der islamischen Theologie und unterstützt diese auch durch eigene Mittel. Denn nur ein wissenschaftlich fundiertes Wissen von Religion kann den diesbezüglichen Anforderungen in Deutschland gerecht werden. Der Islam selbst setzt genau an dieser Stelle an und definiert einen Religionsgelehrten und –beauftragten über sein fundiertes Wissen. Ferner zeichnet sich der Religionsbeauftragte dadurch aus, dass er der geistigen Leitung der Gemeinde gewachsen ist, auf ihre Lebenswelt eingehen kann und ihr vollstes Vertrauen genießt. Gerade die Gleichzeitigkeit von geistiger Führung und fundierter Religionskenntnis macht einen Religionsgelehrten im Kern aus. Deswegen ist es ein zentrales Arbeitsgebiet der DITIB, ein für die Lebenswelt in Deutschland adäquates Verständnis des Islam zu etablieren, das sich gleichzeitig auf Methoden und Ergebnisse der islamischen Theologie berufen kann. Insofern wird die DITIB als Religionsgemeinschaft gerne die Bemühungen zur Etablierung einer islamischen Theologie in Deutschland unterstützen. DITIB muss auch dafür Sorge tragen, die Überlegungen und Beiträge bei der Verwirklichung dessen auf bester Art und Weise mit der Öffentlichkeit zu teilen.


Türkisch Islamische Union

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