Die 18. ordentliche Mitgliederversammlung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. wurde zum ersten Mal online durchgeführt.
Aus Gründen der Covid-19-Maßnahmen wurde die 18. Mitgliederversammlung online durchgeführt und begann mit der Rezitation des edlen Korans. Nach der Koranrezitation des Vorsitzenden des religiösen Beirates von DITIB Berlin begrüßte Kazım Türkmen, Bundesvorsitzender der DITIB, die erschienen Mitglieder. In seinem Grußwort betonte der DITIB-Bundesvorsitzende Türkmen, dass die Geschichte sowohl für das individuelle als auch für das gesellschaftliche Leben einen Identitätswert beherbergt und dieses Werturteil für Institutionen und Einrichtungen ebenso gültig ist.
Türkmen sagte, dass DITIB mit aufrichtigen Absichten durch das vor 37 Jahren eingesäte Samenkorn gegründet wurde, aufkeimte und durch aufopfernde Bemühungen der Mitglieder erblühte und sich vergrößerte. DITIB nährt die türkische Erfahrung in den religiösen Diensten und im religiösen Bildungsbereich mit den Änderungsdynamiken und interpretatiert diese somit in einem neuen Kontext. Damit hat DITIB es geschafft, eine neue Sprache und eine neue Annäherung darzulegen. Türkmen führte seine Ansprache wie folgt fort:
“Ausgehend von ihrem Religionsverständnis, dass die Hauptquelle des Islams der edle Koran und seine Umsetzung im praktischen Leben die Sunna ist, bildet DITIB die Gewährleistung dafür, dass besonders die Jugendlichen von jeglichem Extremismus ferngehalten werden. Bis vor kurzem erachtete DITIB den Bereich der Religionsdienste als ihren Haupttätigkeitsbereich und gemäß der sich entwickelnden und ändernden Bedingungen wandte sich DITIB neuen Dienst- und Tätigkeitsbereichen zu. So hat DITIB den sozialen und kulturellen Lebensbereich erfolgreich in seine breite und reichhaltige Dienstbereiche und –netzwerke integriert. In diesem Sinne wurden im Jahre 2009 die Landes- und Regionalverbände gegründet; die Vertreter der Jugendlichen, Frauen und Eltern in die Vorstände integriert und somit ein vorbildliches und demokratisches Leitungsmodell, die sich auf ihre Basis stützt, etabliert.”
Türkmen wies darauf hin, dass DITIB weltweit zur Hoffnung geworden ist und sagte: “Der erhabene DITIB-Baum wurde innerhalb dieses Prozesses zu einem warmen Heim für Personen, die eine Zuflucht aufgesucht haben, und zu einem kühlen und schattigen Platz für Benachteiligte, wo sie sich ausruhen konnten. Für Jugendliche, Alte, Frauen, Männer, Große und Kleine wurde DITIB zu einer liebevollen Familie. Sie wurde zur Freude in den Augen von Waisen und zum Bittgebet in den Mündern von Benachteiligten und Unterdrückten. Sie verlieh nicht nur Muslimen sondern eigentlich auch der ganzen Menschheit eine Verschnaufpause. Seit annähernd einem halben Jahrhundert war DITIB stets Anwärter des großen Bittgebets und Bewahrer des Anvertrauten aus ihrer Gründungsphase. Aus diesem Anlass bedanke ich mich allen voran den Mitgliedern des Bundesvorstandes, den Vorsitzenden unserer religiösen Beiräte, den Vorsitzenden und Vorständen unserer Landes- und Regionalverbände, unseren Frauen-, Jugend- und Elternverbänden auf Bundes- und Landes- und Regionalebene, unseren selbstlosen Vorständen der Lokalgemeinden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundesverband. Besonders gedenke ich unserem verstorbenen Altvorsitzenden Osman Nuri Gürsoy und unserem verstorbenen Mitglied der Mitgliederversammlung Dr. Fahri Demir und bitte um Allahs Barmherzigkeit für sie.”
Anschließend richtete der zum Versammlungsleiter gewählte Prof. Dr. Ali Erbaş, Aufsichtsratsvorsitzende der DITIB und Präsident der Diyanet, ein Grußwort an die Mitgliederversammlung.
Erbaş betonte, dass die in den Anfängen der sechziger Jahre allen voran nach Deutschland und Europa immigrierten Gemeindeangehörigen in den ersten Jahren große Probleme dabei hatten, ihre religiösen und spirituellen Bedarfe zu decken. Erbaş wies darauf hin, dass DITIB mit ihren über 900 Gemeinden, mehr als 25.000 Ehrenamtlichen und über eine Million Gemeindeangehörigen es geschafft hat, die stärkste muslimische Zivilorganisation in Deutschland zu sein.
Er wies auf die Notwendigkeit hin, dass im Zuge der sich entwickelnden und ändernden Bedingungen die eigene Tätigkeit von DITIB stets einer Bewertung und Auswertung unterzogen werden muss und DITIB sich bewusst sein sollte, dass die Vertretung des Islams die größte Einladung zum Islam bildet. Auch betonte er, dass diejenigen, die in der Welt des Wissens, der Technologie und Kommunikation diese gut einsetzen, stets einen Schritt voraus sein werden und daher DITIB eine große Verantwortung zukommt, wenn es darum geht, dass der Islam und die Muslime richtig verstanden und dargestellt werden sollen.
Erbaş führte seine Ansprache wie folgt fort: „Diese Situation gewährleistet, dass wir uns selbst stets einer Rechenschaft unterziehen, erneuern und die Beziehung zwischen unseren Diensten und unserem vorhandenen Potenzial feststellen. Als DITIB sollten wir uns bemühen, unsere kulturelle und zivilisatorische Identität auf beste Weise an die folgenden Generationen weiterzugeben. Von ihrer Kultur, Identität und dem Gemeinschaftsbewusstsein ferne Generationen überlassen nicht nur sich selbst schädlichen Bewegungen und Gewohnheiten, sondern werden sogar als Angehöriger der eigenen Kultur und Zivilisation gleichzeitig zu Instrumenten für eine negative Islamwahrnehmung. Es ist ein wachsender Rassismus und eine ansteigende Islamfeindlichkeit in Europa festzustellen. Unsere stärkste Möglichkeit gegen die Diskurse, die den Islam diskriminieren und die Muslime ausgrenzen, anzugehen, ist es, die Prinzipien des Islams zum Frieden und zur Barmherzigkeit noch stärker in den Vordergrund zu setzen. Schließlich ist der Islam eine Religion, die deshalb gesendet wurde, damit auf der Welt Frieden, Wohlergehen und Gerechtigkeit gewährleistet wird.
Der einzige Weg um richig verstanden zu werden und vertrauenswürdig zu sein, ist durch eine gesunde Kommunikation möglich. Sowohl gegenüber den Muslimen als auch gegenüber der lokalen Gesellschaft ist DITIB eine Institution, die ihre Dienste mit einem Verständnis der Transparenz und Rechenschaftspflicht ausführt. Das Dienstverständnis der DITIB, das die Menschenrechte respektiert und sich der demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien verpflichtet fühlt, macht DITIB stark und vertrauenswürdig. Die Empfindlichkeiten der DITIB in ihren Diensten im Bereich der Gottesdienste und Bildung sowie ihre Sensibilitäten zu sozialen Themen haben DITIB zur wichtigsten muslimischen Zivilorganisation in Deutschland und Europa gemacht. Ihre Organisationsstruktur auf Bundes-, Landes-, Regional- sowie Kommunalebene, ihr Gemeindepotential sowie ihre Sensibilität für die Anliegen und Probleme unserer Gemeinschaft sowie der Muslime sind ein Beweis dafür, welch gesunde Kommunikation sie mit diesen knüpfen kann.
Sicherlich gibt es daneben auch ernste Probleme, mit denen wir konfrontiert sind. Unsere Verantwortung ist noch mehr geworden als je zuvor. Jedoch bin ich überzeugt, dass DITIB Wege zur Überwindung der Probleme finden wird – was auch die umrahmenden Bedingungen sein mögen. Werte wie Glaube, Sprache und Kultur tragen Gesellschaften in die Zukunft. Besonders werden wir uns – so Allah will – weiterhin maximal bemühen, diese Werte an unsere Kinder weiterzugeben. Daneben erübrigt es sich auch aus mehreren Aspekten, die Notwendigkeit und Bedeutung des Erwerbs der deutschen Sprache, der lokalen Gesellschaft, zu betonen.
In diesem Sinne wird sich DITIB aktiv dafür einsetzen, dass unsere Kinder sowohl ihre eigene Sprache und eigenen Werte als auch die Sprache der deutschen Gesellschaft, in der sie leben, zu erlernen.
Alle Maßnahmen und Möglichkeiten sollten getroffen und mobilisiert werden, damit unsere Studierenden akademische Erfolge verzeichnen können. Mir ist bewusst, dass unsere Geschwister und Frauen mit einer großen Selbstlosigkeit und einem großen Einsatz innerhalb unserer Organisation arbeiten. Uns allen ist auch bewusst, welch maßgebliche und wegweisende Rolle unsere Frauen in Geschichte und Gegenwart übernommen haben. Für die Ausübung unserer Dienste sollte den Frauen folglich allen voran die erforderlichen physischen, materiellen sowie spirituellen Unterstützungen sowie alle anderen Möglichkeiten für die effektive Ausübung ihrer Tätigkeit eingeräumt werden.
Ich hoffe, dass unsere Mitgliederversammlung Anlass dafür sein möge, mit einem neuen Elan zu allen angesprochenen Bereichen zu arbeiten. Ich bitte den erhabenen Allah darum, dass diese verwirklichte Mitgliederversammlung der DITIB ein Anlass zum Wohl und Guten sein möge. Ich bitte den erhabenen Allah um Erfolg des neu gewählten Vorstandes bei ihrer Arbeit.
In diesem Sinne übersende ich meine besten Grüße, meine Hochachtung und herzlichen Wünsche an alle Mitglieder vom Vorstand des Bundesverbandes bis zu den Landes- und Regionalverbänden, von den Vorsitzenden der religiösen Beiräte bis zu den Religionsbeauftragten, von den Frauenverbänden bis zu den Jugend- und Elternverbänden, von den Vorsitzenden der Lokalgemeinden bis zu den Mitgliedern sowie allen Geschwistern.”
Die zum ersten Mal online durchgeführte 18. ordentliche Mitgliederversammlung der DITIB hat folgenden neuen Vorstand gewählt:
Kazım Türkmen (Theologe)
Ahmet Dilek (Theologe)
Abdurrahman Atasoy (Theologe)
İrfan Saral (Unternehmer, Vorsitzender der DİTİB-Gemeinde in Eitorf)
Erdinç Altuntaş (Dipl. Ingenieur, Vorsitzender des DITIB Landesverbandes Baden-Württemberg)
Sümeyye Öztürk Mutlu (Biologin, Anglistin, Stellvertretende Vorsitzende des DITIB Landesverbandes NRW, Vorsitzende des Frauenverbandes im Regionalverband Essen)
Fahrettin Alptekin (Gebäudereinigermeister, Vorsitzender des DITIB Landesverbandes Essen)