Köln, 29.10.2020: Die menschenverachtenden Verbrechen von Nizza, Paris und Dresden schockieren uns zutiefst. Menschen bestialisch zu enthaupten, zeugt von äußerster Menschenfeindlichkeit. Den Angehörigen der Opfer gilt unser tiefstes Mitgefühl. Den Tätern gilt unsere Verachtung.
"Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als habe er die ganze Menschheit getötet! Und wer einem Menschen das Leben rettet, so ist es, als habe er die ganze Menschheit gerettet!‘ (Koran 5:32)
Wir sind ständig mit Terror konfrontiert – in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Seien es nun Daesch-Terroristen, religiöse Fundamentalisten aller Couleur, islamfeindliche oder rechtsradikale Terroristen. Wir unterscheiden nicht zwischen ihnen, denn es ist die gleiche Quelle: Hass. Die Hasserfüllten leben von der Dynamik, die durch ihre Untaten entsteht. Dazu gehört auch der Angriff auf zwei Musliminnen, die unter dem Eiffelturm niedergestochen wurden. Der Terror will Terror erzeugen und Menschen auf diesen niederen Hass reduzieren. Wir müssen dem geschlossen als Gesellschaft entgegenstehen. Es gibt nur zwei Seiten: Uns alle, die wir für Frieden einstehen, und jene wenige, die diesen Frieden stören und verhindern wollen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns nicht spalten lassen. Dazu rufen wir auch unsere Freunde und Geschwister in Frankreich auf. Sie können sich sicher sein, dass wir an ihrer Seite stehen und mit ihnen trauern.
Als einer der größten muslimischen Dachverbände Europas möchte DITIB weiterhin seine Dienste zur Verfügung stellen, theologisch und pädagogisch Präventions- und Deeskalationsarbeit zu leisten. Die Lebensläufe von Extremisten jeglicher Couleur haben gemeinsam, dass sie irgendwann aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschiedene sind und häufig in kriminellen und gewaltverherrlichenden Kreisen landeten. Wir müssen Menschen abholen, bevor sie vor ihrer Perspektivlosigkeit in blinden Hass und Gewalt flüchten. Da stehen wir alle in Verantwortung.
Dieser Flächenbrand gegenseitiger Hetze, Gewalt und Hass muss gebrochen werden. Die Menschheitsgeschichte hat uns allen gezeigt, dass Gewalt immer Gegengewalt erzeugt. Staatliche Repressionen und verallgemeinernde Rhetorik treffen meist Unschuldigen und die Friedfertigen. Diese Spirale übergriffiger Rhetorik und Gewalt kann nur durch Besonnenheit und gemeinsames Deeskalation gebrochen werden. Dabei sind sowohl Meinungsfreit, als auch Religionsfreiheit unabdingbar. Freiheit bedeutet dabei jedoch auch, verantwortungsvoll damit umzugehen.
Dass Gotteshäuser den Gesellschaften anvertraute, unverletzliche Orte des individuellen und gesellschaftlichen Friedens sind, in die Menschen mit Körper und Geist fliehen, ist nicht verhandelbar. Sie zu achten und zu schützen ist unser aller Auftrag.
Provokationen müssen Muslime mit Besonnenheit begegnen. Zu Zeiten, als man auf unseren Propheten (sav) fluchte und Ihn mit Steinen bewarf, wurde er gefragt: „O Gesandter Gottes! Sie quälen Dich und trotzdem betest du für sie?“. Er antwortete: „Wie könnte ich etwas anderes tun! Ich bin nicht der Strafe wegen, sondern um der Barmherzigkeit willen gesandt worden.“ (Muslim/Buhari)
Daher appellieren wir eindringlich an Politik, Medien und Gesellschaft, eine Sprache der Versöhnung zu sprechen und all jenen, die von Hass getrieben sind, zu verdeutlichen, dass an unserem Zusammenhalt nicht zu rütteln ist. Medial ist insbesondere wichtig, keinen Mythos der Extremisten zu speisen, denn auf genau jene Aufmerksamkeit wollen sie, die Extremisten, hinaus. Wir appellieren an die Religionsgemeinschaften, Wege zu finden, Menschen zu erreichen, bevor solche Verbrechen überhaupt geschehen können. Unser aller Schöpfer übergab uns die Verantwortung für die Schöpfung. Wir appellieren daher an alle Menschen, sich auf unsere gemeinsame Herkunft zu besinnen und die Spirale der Hetze, des Hasses und der Gewalt mit gegenseitigem Respekt, Empathie und Barmherzigkeit zu durchbrechen.
DITIB-Bundesverband