Ein neuer Ramadan als letzter der gesegneten drei Monate steht uns bevor, durch dessen Kommen wir als Muslime unser Bewusstsein für Läuterung und Erneuerung erfrischen und in dem wir jedes Jahr unzählige spirituellen Gefälligkeiten erleben. Wir danken Allah, dem Erhabenen, und bitten um Segen und Heil für unseren geliebten Propheten, dass wir auch in diesem Jahr die gesegnete Zeit des Ramadans erreicht haben und bitten Allah darum, dass der Ramadan zum Guten für die islamische Welt und die Menschheit beiträgt.
Wir freuen uns über das Kommen des segensreichen Monats Ramadan, der unser Leben lenkt und in dem der edle Koran offenbart wurde, der unsere Geistes- und Herzenswelt erhellt. Als Gläubige erleben wir die Freude über das Eintreffen des besonderen Monats Ramadan als Gebieter der übrigen elf Monate, worin unser Buch des Lebens, der edle Koran, ständig und wiederkehrend rezitiert wird und in die Praxis umgesetzt wird sowie jedem einen spirituellen Geist einhaucht, der sich von den Sünden erlösen und läutern möchte.
Am Dienstag, 15. Mai 2018 werden die ersten Tarawih-Gebete verrichtet. In der selben Nacht werden die Sahur-Tische vorbereitet und ab Mittwoch, 16. Mai 2018 wird die einmonatige Saison der Barmherzigkeit, des Segens und der Vergebung Gast in unseren Häusern, Städten und Ländern sein.
Der Gesandte Allahs (s) zeigte der ganzen Menschheit die Gerechtigkeit des Islams, die mit Barmherzigkeit verwoben ist, sowie die Ethik des Islams, die mit Wissen und Weisheit verflochten ist. Er sagte zum Ramadan: “Denjenigen Personen, die an Allah glaubend und den Lohn nur von Allah erwartend das Fasten im Ramadan einhalten, werden die vergangenen Sünden vergeben.” (al-Bukhari, Iman 28) Also werden wir die Freude erleben, diesen Monat der Barmherzigkeit und Vergebung mit Leben zu füllen, worin diese Verheißung des Propheten in Erfüllung geht.
Der Ramadan hat eine besonders wichtige Stellung in unserem religiösen Leben. Er ist ein segensreicher Monat, worin die Tore der Barmherzigkeit bis zum Anschlag geöffnet werden; worin gegenseitige Hilfe und Solidarität zunimmt; worin sich Liebe, Respekt, Geduld und Geschwisterlichkeit noch verstärken sowie die Einheit und Eintracht gefestigt werden.
Der Ramadan ist ein Monat, worin das Bewusstsein für den Glauben, die Dienerschaft an Allah, die Tugendhaftigkeit und das Menschsein seinen Gipfel erreicht; worin das Vermögen für das Empfinden und für das Denken klarer werden; worin sich die Geschwister umarmen; worin sich die Gläubigen erneut mit dem Koran wiedertreffen sowie worin versucht wird, durch Frömmigkeit das weltliche und jenseitige Glück zu erlangen.
Ramadan ist ein Erwachen zur Zeit jeder Morgendämmerung (Sahur) für eine neue Verantwortung und die Bemühung, das Wohlwollen Allahs zu erlangen; das eigene Ego zu beherrschen und das Gute in sich selbst zu erlangen.
Der Ramadan ist ein Monat, der das Ego durch den Gottesdienst des Fastens erzieht und unseren Willen stärkt. In ihm wird der Hunger der Bedürftigen durch die Zakat, Sadaqa und Iftartische gestillt und sie werden umsorgt. Durch Tarawihgebete, Koranrezitationen, Dhikr, Gebete und Bittgebete werden die Freude und die Begeisterung des Gottesdienstes auf die ganze Gesellschaft ausgeweitet. Der Ramadan ist ein Monat, worin die Wohltaten und Belohnungen zunehmen; sowie viel Vergebung und Verzeihung zuteilwird.
Als DITIB-Bundesverband und angeschlossene Gemeinden werden wir diesen gesegneten Monat auch in diesem Jahr – wie in jedem Ramadan vorher – mit verschiedenen Veranstaltungen begehen. Es werden anleitende, wegweisende und erbauende Predigten und Einführungsvorträge gehalten. Außerdem werden sich unsere Beauftragten in den Moscheen täglich abwechselnd in andere Moscheen begeben und dort Predigtaufgaben übernehmen. Es wird in der Kölner DITIB-Zentrale geplant, täglich mit 800 bis 1000 Personen das Fastenbrechen (Iftar) begehen zu lassen. Jeden Tag werden in den Moscheen mit entsprechenden Möglichkeiten Tische für das Fastenbrechen gedeckt werden, die wir auch für unsere geflüchteten Geschwister öffnen werden. In den Moscheen werden wir die Tage mit gegenseitigen Koranrezitationen (Muqabala) und die Nächte mit den nächtlichen Tarawihgebeten begehen. Außerdem werden wir in der Nacht der Bestimmung (Qadr) besondere Veranstaltungen in allen unserer Moscheen organisieren.
Unsere muslimischen Geschwister können uns ihre Sadaqatu´l-Fitr (Fitra) und Pflichtabgaben (Zakat), die wir vor allem Geschwistern, die studieren und geflüchtet sind, aber auch Bedürftigen und Alleinstehenden übermitteln können, anvertrauen. Hiermit werden wir als DITIB einer Vorreiterbewegung “Herzen gewinnen” vorstehen, die alle Bedürftigen und Alleinstehenden umfasst.
Allerdings möchte ich auch betrübt feststellen, dass es in den letzten Monaten einen erheblichen Anstieg bei den Angriffen gegenüber unsere Moscheen, Arbeitsstätten und Wohnungen gibt. Die Angriffe auf unsere Moscheen, worin Menschen aus jeder Nationen, mit jeder Meinung und jeder Ansicht in Frieden und im Wohlwollen ihre Gottesdienste verrichten, und die Garant für Sicherheit und Frieden sind, besorgen uns zutiefst und beunruhigen unsere Gemeinschaft erheblich. Aus diesem Anlass und anlässlich dieses gesegneten Monats laden wir jeden zu besonnenem Handeln und Wachsamkeit gegenüber Provokationen ein. Auf der anderen Seite bitten wir die Verantwortlichen, entsprechende Maßnahmen zu treffen, damit sowohl die Sicherheit unserer Moscheen als auch unserer Gemeindemitglieder gewährleistet ist.
Ich wünsche, dass - nach den Aussagen unseres Propheten - der gesegnete Ramadan, “dessen Beginn Segen, dessen Mitte Vergebung und dessen Ende Errettung von der Hölle” (Ibn Huzayma, Sahih, III, 191-192) ist, Wohlbehagen für unsere Herzen, Segen für unsere Tische des Fastenbrechens (Iftar) und einen hohen Rang für unsere Gottesdienste bringen möge. In diesem Sinne wünsche ich vom erhabenen Allah, dass der Ramadan zur Einheit und Eintracht der in Deutschland lebenden Muslime und der islamischen Welt beiträgt, sowie Anlass dafür ist, dass das Gute in der Welt herrschend sein möge.
Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu
DITIB Bundesvorsitzender