Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Köln, 26.01.2018: Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu, Bundesvorsitzender der DITIB nahm am gestrigen Donnerstag auf Einladung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit weiteren Vertretern der sechs großen muslimischen Verbände an einem Gespräch teil.

Bundespräsident Steinmeier betonte sein Anliegen, in unregelmäßigen Abständen weitere Treffen zu realisieren, um einen nachhaltigen Austausch mit den muslimischen Vertretern zu führen. Er hob hervor, dass natürlich an einem Tag alle Probleme nicht zu besprechen oder lösen seien, aber ihn besorge, dass der Ton in der Gesellschaft viel rauer geworden ist. Er wolle schauen, wo Bedarf bestünde, was noch zu tun sei.

Prof. Dr. Aşıkoğlu dankte einleitend für die Einladung: „Es ist eine schöne Geste, dass wir zu diesem Gespräch eingeladen wurden – darauf haben wir lange gehofft. Es ist uns ein großes Anliegen, die Sorgen unserer Gemeinden über die erschreckend hohe Zahl von sechs Moscheeangriffen innerhalb einer Woche zu kommunizieren. Daher möchte ich die Dringlichkeit politischer Botschaften betonen, dass solche Taten geächtet werden. Auch deutliche Haltungen und Botschaften, dass muslimische Religionsgemeinschaften ein selbstverständlicher Teil der hiesigen demokratischen Gesellschaft und fernab von politischen Diskussionen zu bewerten sind, sind wichtig. Sie werden zudem der gesellschaftlichen Beruhigung beitragen.“

Die Vertreter der muslimischen Religionsgemeinschaften sprachen ihrerseits Probleme der muslimischen Bürgerinnen und Bürger und die Gefahren der aktuell negativen politischen Großwetterlage an. Sie betonten ihre wachsende Sorge über die erneut aufflammende Islamfeindlichkeit und die hohe Zahl an Moscheeübergriffen. Es sei wichtig, dass die Muslime als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden, damit sie sich auch als Teil der Gesellschaft fühlen und als solches agieren könnten, so die allgemeine Meinung.

Bei der anschließenden Diskussion wurden Themen wie die Beheimatung des Islam und der Muslime in Deutschland besprochen. Darauf bezogen erläuterte Prof. Dr. Aşıkoğlu: „Die in den Sechzigern eingewanderte erste Generation hat ihre kulturellen und religiösen Traditionen bewahrt, der nächsten Generation weitergegeben und zu Religionsgemeinschaften zusammengefunden. Wenn die 3. und 4. Generation jedoch nicht ausreichende religiöse Bildung erhält, entstehen Freiräume, die salafistische oder radikale Ströme füllen werden. Dies ist weder für die Gesellschaft, noch für die Muslime wünschenswert. Aus diesen Gründen sind uns die religiöse Bildung in den Moscheen, der islamische Religionsunterricht an den Schulen und die Entwicklung der Islamischen Theologie in Deutschland ein wichtiges Anliegen.

Bereits seit 2006 ermöglicht DITIB über Stipendien sozialisierten, deutschen Staatsbürger ein theologisches Studium an renommierten Universitäten, um dann hier in unseren Moscheen zu arbeiten. Bislang haben wir über 50 deutsche Religionsbeauftragte.“

Auch die Einbindung der theologischen Tradition der Herkunftsländer bei der Etablierung der islamischen Theologie in Deutschland wurde thematisiert. Dazu KRM-Sprecher Dr. Zekeriya Altuğ: „Die Forderung nach einem „deutschen Islam“ und Grundhaltung, die ignorant gegenüber der 1400 jährigen Tradition des Islam auftritt, kann nur den radikalen Rändern zu Gute kommen und wird bei der muslimischen Basis kein Vertrauen erwecken. Die Zusammenarbeit muss auf Grundlage unserer Verfassung auf Augenhöhe geschehen.“

Der Bundespräsident war offen für Anregungen und aufgeschlossen für weitere Gespräche.

Am Treffen nahmen weitere Vertreter der muslimischen Verbände Islamrat, VIKZ, ZMD, IGBD, IGBD sowie ZRMD teil.

 

Pressestelle
DITIB-Bundesverband

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