Köln, Münster, 24. Februar 2017: Auf Initiative von DITIB-Generalsekretär Dr. Bekir Alboğa und in enger Kooperation mit dem Bischöflichen Generalvikariat Münster, besuchten muslimische Studierende der islamischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster einen Gottesdienst der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph Münster-Süd mit anschließendem Gespräch in der Pfarrei. Das Zusammentreffen fand im Rahmen einer Lehrveranstaltung von Dr. Alboğa zum Thema „Interreligiöser Dialog“ am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) statt und schloss sich an einen erfolgreichen erstmaligen Besuch der muslimischen Studentinnen und Studenten in der Synagoge Münster an. Alboğa setzt sich nicht nur in seiner offiziellen Funktion bei der DITIB, sondern auch im Rahmen seiner Lehrveranstaltungen intensiv und auf allen Ebenen für das gegenseitige interreligiöse Kennenlernen ein.
Von Stefan Rau, Pfarrer an St. Joseph, und den weiteren Verantwortlichen der Gemeinde auf das Herzlichste begrüßt, wohnten die muslimischen Besucherinnen und Besucher einem Hochamt mit einer Aufnahmezeremonie neuer Messdiener bei und trafen den katholischen Geistlichen nach der Messe zum freundschaftlichen Gespräch über die christlichen Glaubensgrundsätze, die gelebte Religion sowie über die gemeinsamen Wertevorstellungen der beiden monotheistischen Religionen.
Die interessierten Studierenden fragten Pfarrer Rau dabei wissbegierig nach den Zweck-Details des Taufbeckens, des Beichtstuhls und des Altars. Am Taufbecken kam die Ähnlichkeit zwischen der christlichen Taufe und der rituellen Gebetswaschung im Islam zur Sprache.
Am Beichtstuhl wurde über das Monotheismus-Verständnis der katholischen Lehre trotz Trinität diskutiert. Auch wollten die Studentinnen und Studenten wissen, ob die Beichte für einen Priester manchmal belastend sei. Pfarrer Rau betonte, dass Christen wie Juden und Muslime an einen einzigen Gott glauben und erklärte das Verhältnis zwischen Trinität und Monotheismus aus seiner Sicht. Der Geistliche zeigte sich von dem offenen Wissensdurst der muslimischen Studierenden sehr eingenommen und offerierte den Besuch einer Lehrveranstaltung, um ausführlich auf die Fragen reagieren zu können.
Die Anfrage von Dr. Alboğa, der seit Jahrzenten an Katholikentagen teilnimmt und den Dialog zwischen beiden Religionsgemeinschaften fördert, traf den Nerv der Zeit – im Bistum Münster freute man sich über die partnerschaftliche muslimische Kontaktaufnahme zum Dialog. Die beiden zuständigen Theologen Dr. Werner Höbsch vom Erzbistum Köln, Frau Angelica Hilsebein vom Bistum Münster, sowie der katholische Professor Josef Freise, waren bei der Organisation gerne behilflich und hatten Dr. Alboğa vorab bei der Suche eines katholischen Dialogpartners in Münster unterstützt.
Dr. Bekir Alboğa: „Islam bedeutet Frieden, Menschlichkeit, und Barmherzigkeit, aber auch Offenheit gegenüber jedem. Islam leben heißt unter anderem, ethische Werte wie Solidarität, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Barmherzigkeit zu verinnerlichen, sowie pluralistische kulturelle und religiöse Lebensweisen zu respektieren und verschiedene Weltanschauungen wertzuschätzen – in diesem Sinne ist es meiner Meinung nach von substanzieller Wichtigkeit, dass meine muslimischen Studierenden der islamischen Theologie in Deutschland sich im Rahmen meiner Lehrveranstaltung zum interreligiösen Dialog mit dem Christentum und dem Judentum auseinandersetzen. Mit unserem Besuch in der katholischen Pfarrkirche St. Joseph setzen wir nach dem jüngsten Kennenlernen der Jüdischen Gemeinde Münster unsere muslimische Initiative für interreligiöse Partnerschaft fort.“