Gemeinsame Pressemeldung DITIB und Jüdische Gemeinde Münster: Erster Besuch muslimischer Studenten in Synagoge Münster

Köln/ Münster, 10. Februar 2017: Auf Einladung, Anregung und Initiative des DITIB-Generalsekretärs, Dr. Bekir Alboğa, waren erstmals in der Geschichte der Jüdischen Gemeinde Münster muslimische Studierende an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in der Synagoge Münster zu Besuch. Der Besuch wurde von Dr. Alboğa, der seit drei Jahren eine Lehrveranstaltung zum Thema „Interreligiöser Dialog“ am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) anbietet und vom Geschäftsführenden Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Münster und Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen, Sharon Fehr, gemeinsam organisiert. Die jungen Studentinnen und Studenten besuchten in Begleitung von Dr. Alboğa und Sharon Fehr die Synagoge, um sich das jüdische Gemeindeleben vor Ort erklären zu lassen und Judentum in Theorie und Praxis kennenzulernen.

Die muslimischen Besucher wurden von Sharon Fehr auf das Herzlichste begrüßt und bekamen eine Einführung in die Geschichte der jüdischen Gemeinde sowie einen Vortrag über den Aufbau und die Bedeutung der Synagoge für Juden. Sharon Fehr stellte die Glaubensgrundsätze der jüdischen Religion vor und regte im dritten Schwerpunkt an, gemeinsam der Frage nachzugehen: Was glauben junge muslimische Studenten an der Universität Münster und wo gibt es Gemeinsamkeiten zwischen beiden Religionen?

Es entwickelte sich ein offener und spürbar einander positiv zugewandter Dialog. Berührungspunkte beider Religionen wurden herausgearbeitet und es wurde festgehalten: Islam und Judentum ähneln einander in ihren monotheistischen Vorstellungen von Glauben und Religion sowie in ihren Riten, von den täglichen Gebeten bis zu den Reinheitsregeln bei den Speisen. Beide Religionen empfinden sich als von Gott auserwählte Glaubensgemeinschaften und befolgen detaillierte Regeln zur Gottgefälligkeit. Im Nu waren mehr als zwei Stunden im intensiven Dialog verstrichen.

Sharon Fehr: „Nichts war bei dieser Begegnung zu spüren von judenfeindlichen Klischees und dem Konflikt im Nahen Osten. Es fanden weder Polarisierung noch ‚Weichspülen‘ kritischer Fragen statt. Die jungen Studentinnen und Studenten nahmen das neue Wissen bereitwillig auf. Der Austausch fand auf Augenhöhe und mit größtem gegenseitigem Respekt statt und ist ein guter Anfang, um beiderseitige Ängste und Vorurteile abzubauen. Der DITIB-Verband macht sich seit jeher stark gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, insbesondere gegen Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Dass in den Verbandssatzungen unserer muslimischen Besuchergruppe die Grundsätze der Freundschaftlichkeit, Achtung, Nachsicht, Toleranz und Solidarität der Menschen untereinander und gegenüber anderen Glaubensangehörigen fest verankert sind, gleicht einem Manifest, das uns verbindet.“

Dr. Bekir Alboğa: „Es ist mir wichtig, dass die muslimischen Studierenden der Islamischen Theologie in Deutschland im Rahmen meiner Lehrveranstaltung zum interreligiösen Dialog auch theologische Aspekte des Judentums und Christentums kennen. Denn Juden, Christen und Muslime leben zusammen mit Andersgläubigen und Atheisten auf ein und derselben Welt. Ich hatte bereits im Sommersemester 2016 mit muslimischen Theolologiestudierenden der Goethe Universität in der Frankfurter Synagoge zusammen mit Rabbiner Soussan eine dialogische Begegnung organisiert. Es gab ein großes Interesse seitens des Rabbiners und der Studierenden. Nun haben wir mit dem Besuch der Synagoge in Münster ein weiteres Zeichen für eine neue interreligiöse Partnerschaft gesetzt, um gemeinsam an der Gestaltung unserer bunten, pluralistischen Gesellschaft aktiv mitzuwirken. Der reflektierte Synagogen-Besuch von muslimischen Studierenden in Münster ist ein Impuls des muslimisch-jüdischen Dialogs, den wir als gutes Beispiel an unsere Gemeinden in ganz Deutschland senden. Zusammen mit Herrn Fehr werden wir nun den Kontakt zwischen der DITIB-Moscheegemeinde und der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Münster herstellen, damit jüdisch-muslimischer Dialog auch auf Gemeindeebene stattfindet.“

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