DITIB und Theologie-Standorte in Deutschland beginnen mit Austausch über Islamische Seelsorge einen breit angelegten Diskurs

Zu einem Austausch zum Thema Ausbildung in der Islamischen Seelsorge kamen am Wochenende vier universitäre Zentren für Islamische Theologie (Frankfurt, Münster, Osnabrück, Tübingen) und die DITIB-Landesverbände zusammen. Geladen hatten die Landesverbandskoordination, die Abteilung Frauen, Familie, Jugend und Soziales und die DITIB Akademie im DITIB-Bundesverband.

Anlass für die Tagung waren die nun begonnenen Gespräche in der Deutschen Islamkonferenz zur Islamischen Seelsorge einerseits und die Bestrebungen an manchen Zentren für Islamische Theologie, Masterstudiengänge zur Islamischen Seelsorge anzubieten, andererseits.

In seiner Begrüßungsrede wies der DITIB-Vorsitzende Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu darauf hin, wie eng die Zentren für Islamische Theologie und die Religionsgemeinschaften bei der Schaffung einer Bildungslandschaft für die Bedarfe der Muslime in Deutschland verbunden seien. „Die Einen können nicht ohne die Anderen.“, sagte Aşıkoğlu und wies darauf hin, dass die Beziehungen zueinander, Zuständigkeiten, aber auch Gemeinsamkeiten definiert werden müssten und dort, wo es Überschneidungen gibt, es zu einem Austausch kommen müsse.

Im Verlaufe der Veranstaltung stellten Dr. Abdelmalek Hibaoui von der Universität Tübingen und Esnaf Begić von der Universität Osnabrück ihre Pläne für Masterstudiengänge in der Islamischen Seelsorge vor. „Man muss etwas tun.“, sagte Hibaoui und stellte Ansätze der praktischen Theologie im Masterprogramm vor, in dem vom ersten Semester an Praxisanteile beinhaltet seien.

Begić wiederum wies auf den christlichen Kontext des Begriffs Seelsorge hin, betonte dabei aber auch die Fürsorgetradition im Islam, über deren Bezeichnung man sich noch einmal austauschen könne. Kritisch äußerten sich Şeyda Can (Osnabrück) und Gürcan Mert (Tübingen) als Beiratsmitglieder der Zentren für Islamische Theologie darüber, dass die Pläne für solche Masterstudiengänge im Vorfeld zu wenig kommuniziert worden seien.

Amir Dziri, der den erkrankten Prof. Dr. Khorchide für sein Fehlen entschuldigte, bekundete auch das Interesse des Zentrums für Islamische Theologie in Münster an der Entwicklung eines entsprechenden Angebotes.

Prof. Dr. Mark Chalil Bodenstein betonte, dass sich das Institut in Frankfurt nicht für berufliche Ausbildungen, ob Imame oder Seelsorger, zuständig sehe. Wo es aber gewünscht sei, könne man auf Anfrage inhaltliche Teilelemente anbieten.

Im Verlaufe der Tagung wurde deutlich, dass Bildungsangebote alleine nicht ausreichten. Diese müssten in enger Verbindung zu einem breit angelegten Konzept zur Islamischen Seelsorge, den Bedarfen und tragenden organisatorischen Strukturen stehen. Deutlich wurde auch, dass in dem sensiblen Bereich der Seelsorge kein Ehrenamt ohne Hauptamt möglich sei. Ohne nachhaltige Professionalisierung sei keine Qualitätsentwicklung zu erwarten.

Der DITIB-Vorsitzende Aşıkoğlu führte dazu aus: “Unter dem Begriff Seelsorge ist ein Bereich zusammengefasst, der je nach Ort und Zielgruppe andere Inhalte und Anforderungen zum Gegenstand hat. Ob Krankenhaus-, Gefängnis-, Senioren-, Kinder- und Jugend- oder Bundeswehr- und Polizeiseelsorge, jede Tätigkeit stellt uns vor die Herausforderung, jeweils mit eigenen organisatorischen, inhaltlichen und strukturellen Maßnahmen zu reagieren.“

Die Anfangsschwierigkeiten bei der Finanzierung der Seelsorge wurden insbesondere von den DITIB-Landesverbänden als schwer überwindbares Problem dargestellt. In jedem Bundesland gäbe es unterschiedliche Ausgangssituationen. Gutes, deutschsprachiges oder mehrsprachiges Personal koste eben Geld.

Kontrovers wurde die Gefängnisseelsorge als Präventionsmaßnahme gegen Radikalisierung diskutiert. Ebenso habe jede seelsorgerische Arbeit auch präventive Wirkung, jedoch gebe es einen methodischen Widerspruch, wenn eine non-direktive, betroffenenzentrierte Seelsorge mit einer zielgerichteten Präventionsarbeit vereinbart werden soll. Die Glaubwürdigkeit und Authentizität des Seelsorgers sei Voraussetzung für eine den Betroffenen ernst nehmende Seelsorgearbeit.

Zum Abschluss stellten die Initiatoren der Tagung vom DITIB-Bundesverband in Aussicht, weitere Gespräche auf Bundesebene führen zu wollen, doch sei es den Landesverbänden als Religionsgemeinschaften vorbehalten, weiter das Gespräch mit den Universitäten und Institutionen auf Landesebene zu suchen. Auch sei es unverzichtbar, sich mit den anderen islamischen Verbänden und Religionsgemeinschaften über die Entwicklung einer Islamischen Seelsorge in Deutschland zu vereinbaren. Dass es sich hierbei um ein vorrangiges Thema handelt, wurde mehrfach zum Ausdruck gebracht.

Abschließend wurde bezüglich der Zielsetzung der Veranstaltung darauf hingewiesen, dass dieser erste Austausch als Initiative für folgende Gespräche und eine intensivere Kommunikation gedient habe.

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