Islamische Wohlfahrtspflege: Deutsche Islamkonferenz stellt Weichen für Zukunft

Köln, 10.11.2015: Anlässlich der heutigen Sitzung des Lenkungsausschusses ist im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz  (DIK) die AG-Islamische Wohlfahrtspflege weiter im Dialog mit Bund und weiteren relevanten Akteuren. Mit Weitsicht hat die DIK die Wohlfahrtspflege und Seelsorge  als Themen für die dritte DIK-Runde festgelegt.

Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu, Vorstandsvorsitzender im DITIB-Bundesverband, betonte: „Wir leisten bereits heute sehr viel im Bereich sozialer Unterstützung für Muslime, die jedoch oft nicht ausreichend öffentlich wahrgenommen werden. Dabei ist die DITIB nicht nur ein Verband für türkischstämmige Muslime, wie fälschlicherweise oft angenommen. Vielmehr beheimatet die DITIB aufgrund seiner über 900 Gemeinden und bundesweiten Aufstellung auch die meisten nichttürkischen Muslime in seinen Moscheen und unterstützt sie, neben den religiösen, auch in vielen sozialen Bereichen des Lebens. Die Arbeit der Deutschen Islamkonferenz hat diese wichtige Arbeit der DITIB und der anderen muslimischen Gemeinden aufgezeigt und in dieser Sitzung wichtige Weichen für Zukunft gestellt. Durch die Schaffung professioneller Strukturen wird es möglich sein, dass nicht nur Muslime, sondern die gesamte Bevölkerung von dem Engagement der Muslime profitieren wird. Wir als DITIB werden auch weiterhin unseren Beitrag für die Gesellschaft leisten.“

Dazu sagte Dr. Zekeriya Altug, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime und Leiter der Außenbeziehungen der DITIB: „Muslime dürfen nicht mehr nur als Dienstleistungsempfänger wahrgenommen werden. Ihr aktiver Beitrag für die Gesellschaft muss ermöglicht und gebührend gewürdigt werden. Es müssen Strukturen geschaffen werden, in denen muslimische Organisationen wie auch die etablierten Wohlfahrtsverbände jedem in unserer Gesellschaft, der Hilfe braucht, ungeachtet seiner Religion oder Abstammung  helfende Hände  ausstrecken. Dies kann nur gelingen, wenn auch die Islamische Wohlfahrtspflege in bestehende Strukturen integriert und professionalisiert wird. Das schafft Integration, das schafft gegenseitige Akzeptanz und das schafft Vertrauen und mehr Gemeinsamkeit.“

Ayten Kilicarslan, Leiterin der Abt. Frauen, Familie, Jugend und Soziale Dienste im DITIB-Bundesverband,  berichtete im Namen der AG-Islamische Wohlfahrtspflege über die bisherige Arbeit und die zukünftige Planungen:  „Die Unterstützung der Gründung islamischer Wohlfahrtsverbandsstrukturen durch die  etablierten Wohlfahrtsverbände ist begrüßenswert. In diesem Rahmen wird die AG Islamische Wohlfahrtspflege ihre Arbeit auch nach Abschluss des Themas bei der DIK mit dem BMFSFJ und der BAGFW weiterführen."

Der Bedarf und die Möglichkeiten der Etablierung einer islamischen Wohlfahrtspflege wurden in der DIK diskutiert. Mit der heutigen Plenumssitzung der DIK wird das Thema im Rahmen der Islamkonferenz abgeschlossen, das Thema Wohlfahrtsarbeit der muslimischen Organisationen wird jedoch auch von den Bundesministerien weiterhin konstruktiv begleitet werden. Hierzu sagte Innenminister de Maiziere: „Wir begrüßen die Gründung der AG-Islamische Wohlfahrtspflege. Ob sich daraus ein gemeinsamer Dachverband entwickelt, ist die Entscheidung der muslimischen Verbände. Die kultursensible Pflege, zu der die bestehenden Wohlfahrtsverbände bereit sind, wird auch von den muslimischen Angeboten erwartet werden. Wir sind bereit, diese Entwicklung weiter zu unterstützen und prüfen mehrere Möglichkeiten wie Multiplikatorenschulung oder die Stärkung der Freiwilligendienste in Moscheen. Ich sehe hier gute Chancen. Es ist wichtig, dass die muslimischen Verbände auch in der aktuellen Flüchtlingssituation als Brückenbauer agieren. Dies wird die gesellschaftliche Akzeptanz aller Muslime stärken.“ 
Auch Familienministerin Schwesig betonte: „Es ist wichtig, dass die DIK trotz vieler aktueller Themen konsequent bei dem Thema geblieben ist. Wir sollten die Arbeitsaufträge später wieder hier prüfen, auch wenn das kein Dauerthema bleibt. Ich denke, dass es wichtig ist und wir es in einigen Jahren erreichen können, dass die muslimische Wohlfahrtspflege Teil der Wohlfahrtslandschaft wird. Das unterstützen wir unter anderem mit der Einrichtung einer Koordinierungsstelle. Dabei ist uns eine Zusammenarbeit der Muslime sowie die Gewissheit über unsrer Ansprechpartner wichtig.“ Ihr Ministerium wird die weitere Entwicklung der islamischen Wohlfahrtspflege und die Etablierung der Islamischen Wohlfahrtspflege weiter begleiten.

Wie wichtig und auch zukunftsweisend dieser Schritt gewesen ist, zeigt uns nicht zuletzt der rasante Anstieg der Flüchtlingszahlen und der damit verbundene immense Bedarf an zivilem und ehrenamtlichem Engagement. Denn auch ehrenamtliches Engagement kann erst durch professionelle Strukturen koordiniert und unterstützt werden. Ebenso hat auch Ehrenamt seine Grenzen und muss irgendwann in eine nachhaltige und strukturierte Unterstützung münden. Das Thema Islamische Wohlfahrtspflege ist ebenfalls ein Aspekt der gesellschaftlichen Teilhabe. Sich für eine Gesellschaft einzubringen, ist Ausdruck der Zusammengehörigkeit. Dieses Signal geht von dem Engagement - auch der Muslime - insbesondere im Bereich der Wohlfahrtspflege aus.

Der Flüchtlingsstrom aus dem Nahen Osten hat die Tugenden der Hilfsbereitschaft und des Einsatzes für seinen Nächsten gestärkt. Auch Muslime und ihre Organisationen haben trotz begrenzter Ressourcen in den letzten Monaten ihren Beitrag geleistet und zusammen mit etablierten Trägern und kommunalen Vertretern viel für die neu angekommenen Menschen geleistet, die nach großen Strapazen und Traumata in unserer Mitte angekommen sind. Dabei kommt den muslimischen Verbänden eine besondere Verantwortung zu, weil viele der Flüchtlinge Muslime sind. Die Studie des Zentrums für Türkeistudien im Auftrag der DIK hat aufgezeigt, dass die muslimischen Gemeinden bereits viel für die Gesellschaft leisten. Durch Ehrenamt alleine jedoch ist die Arbeit unmöglich zu realisieren. Nicht nur in der Flüchtlingshilfe gilt: ein ständiges Fordern, ohne auch zur Förderung bereit zu sein, kann keine Perspektive sein. Auch Muslimen muss es ermöglicht werden, in allen Bereichen der Gesellschaft teilzuhaben und ihren Beitrag einzubringen. Das gilt besonders für den gesamten Wohlfahrtsbereich.

Einen ersten Schritt dazu hat die DIK heute vorgestellt. Durch ein neu gegründetes Informations- und Koordinationszentrum auf Bundesebene soll der Aufbau von professionellen Wohlfahrtsverbandsstrukturen für die islamischen Religionsgemeinschaften, sowie der Aufbau und die Etablierung sozialer Dienste in Moscheegemeinden inhaltlich begleitet werden.

Auch die Islamischen Religionsgemeinschaften leisteten im Vorfeld ihren Beitrag dafür, dass die Etablierung der Islamischen Wohlfahrtspflege in die nächste Ebene starten kann. Durch die Gründung der AG Wohlfahrt im März 2015 in den Räumlichkeiten der DITIB, welche alle in der DIK vertretenen muslimischen Organisationen einschließt, wurden erst die Grundlagen dafür geschaffen, dass eine koordinierte und gemeinsame Wohlfahrtsarbeit unter Muslimen gelingen kann.

 

Pressestelle
DITIB-Bundesverband

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