Am 24.10.2015 haben sich die Vorstandsmitglieder des DITIB-Bundesverbandes und der DITIB-Landesjugendverbände aus ganz Deutschland, sowie muslimische Jugendvertreter aus Österreich und den Niederlanden zur Auftaktveranstaltung „Muslimische Jugend – friedliche Zukunft“ in der DITIB-Zentralmoschee in Köln getroffen.
Experten aus Deutschland und der Türkei nahmen auch an der Veranstaltung teil.
Das vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend bis zum Jahre 2019 geförderte Projekt wird in Nordrhein-Westfalen beginnend in sechs Bundesländern durchgeführt.
Ayten Kılıçarslan, Leiterin der Abteilung für Frauen, Familie, Jugend und Soziale Dienste, hat in ihrer Eröffnungsrede das Projekt kurz vorgestellt und sich bei allen Projektbeteiligten bedankt. Sie fasste das Ziel des Projektes als Stärkung der Identität durch Stärkung des Bewusstseins der Jugendlichen über ihr Wertesystem, die Sprachfähigkeit der Jugendlichen in der Gesellschaft zu fördern sowie das Bewusstsein der Zugehörigkeit und des Demokratieverständnisses zu fördern, um so gegen radikale Orientierungen vorzugehen und somit zum friedlichen Zusammenleben in der Gesellschaft beizutragen.
„Der beste Mensch ist derjenige, der den Mitmenschen am meisten nützt.“ Mit diesem Hadith begann Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu, Vorstandsvorsitzender des DITIB-Bundesverbandes, seine Rede. Er machte darauf aufmerksam, dass die DITIB-Gemeinden in den letzten Monaten insbesondere viele Bemühungen im Rahmen der Flüchtlingsarbeit leisten: „Wir sind bemüht, unsere religiösen Dienste in den DITIB-Moscheen zum Wohle aller Muslime zu leisten. Zu unseren Grundprinzipien gehört es, dass die Leistungen unserer Moscheegemeinden und Vereine unabhängig vom religiösen und ethnischen Hintergrund allen Menschen offen stehen, und dass mehr Menschen diese Leistungen in Anspruch nehmen."
Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu betonte, dass mit dem Projekt „Muslimische Jugend – friedliche Zukunft“ eine weitere und der Gesellschaft nützliche Dienstleitung angeboten wird: „Mit diesem Projekt bezwecken wir, eine höhere Anzahl von Jugendlichen zu erreichen und unsere Jugendverbände zu stärken und somit eine stärkere Immunisierung der Jugendlichen gegen radikale Bewegungen zu erreichen. Unseren Wertevorstellungen gebieten uns bedingungslose Nächstenliebe, alle in unserem Umfeld befindlichen Menschen und unser Umfeld gerecht zu behandeln, die Rechte der Nachbarschaft zu beachten, verschiedene Meinungen und Weltanschauungen zu respektieren, andere zu beleben und nicht zu kränken.
Er motivierte die Jugendlichen mit den Worten: „Ihr Jugendlichen seid diejenigen, die die muslimische Jugend vertreten und mit eurem hervorragenden Engagement und als Vorbilder auch in Zukunft die muslimische Jugend vertreten werden. Die Medien, die Politik und die Öffentlichkeit sollte an euch denken, wenn über muslimische Jugendliche gesprochen wird.“
Die Experten aus der Türkei beleuchteten im ersten Teil der Veranstaltung die unterschiedlichen islamischen Glaubens- und Rechtsschulen sowie die theologischen Hintergründe radikaler Bewegungen.
Dr. Cenksu Üçer von der Ankara Yıldırım Beyazıt Universität ging in seinem Vortrag auf die Entstehung der Rechtsschulen ein. Er erklärte, dass Menschen entsprechend der Zeit und des Ortes unterschiedliche Bedürfnisse haben können und die Rechtsschulen aufgrund alltäglichen konfrontierten Bedürfnisse der Muslime entstanden sind.
Dr. Ali Avcu von der Sivas Cumhuriyet Universität, ging in seiner Rede der Frage nach, ob das Glaubensverständnis der Sunniten zur Radikalisierung beitrage oder nicht.
Prof. Dr. Mehmet Ali Büyükkara, Dekan der Fakultät für Islamische Wissenschaften der Istanbul Şehir Universität informierte in seiner Rede über die geschichtlichen, sozialen und psychologischen Profile religiöser Gruppen, die terroristische Methoden anwenden. Er erklärte, dass in einem bedeutenden Maß diese Psychologie durch die in den muslimisch geprägten Ländern herrschenden Auseinandersetzungen und die imperialen Zwänge beeinflusst wird.
Der erste Teil fand mit einer durch Dr. Bekir Alboğa, Generalsekretär im DITIB-Bundesvorstand, moderierten Fragerunde ihren Abschluss, in der die Jugendlichen die Gelegenheit nutzten, ihre Fragen zu stellen.
Im zweiten Teil standen die Radikalisierungsprozesse und ihre Gründe in Deutschland im Fokus. Prof. Dr. Hacı-Halil Uslucan von der Universität Duisburg-Essen hielt seinen Vortrag über die psychologischen Dimensionen religiös motivierter Gewalt. Er betonte, dass der Grund für die Gewaltbereitschaft nicht wie angenommen Religion ist, sondern das Geschlecht und die Sozialisation sind.
In ihren Reden haben Prof. Dr. Bekim Agai und Bacem Dziri von der Goethe Universität in Frankfurt am Main Herausforderungen an die islamische Jugendarbeit angesichts von Radikalisierung, Zuschreibungen, sozialen Medien und jugendlicher Popkultur dargestellt. Mit Beispielen wurde durch die Referenten verdeutlicht, welchen Einfluss die verwendete Popkultur auf die Jugendlichen hat.
Anhand von Statistiken und der Polizei Köln vorliegenden Fälle stellte zuletzt Emine Tayfur, Oberkommissarin im Polizeipräsidium Köln, die Erscheinungsformen und Profile der sich in Deutschland radikalisierenden Jugendlichen und die daraus resultierenden Probleme dar.
Reges Interesse fand auch die zweite Fragerunde, die von Taner Yüksel, Leiter der DITIB-Akademie und der Abteilung für Bildung, Forschung und Publikation, moderiert wurde.