Botschaft Zum Opferfest 2015

 

Wir freuen uns darüber, erneut die Zeit des Opferfestes erreicht zu haben. Es ist einer der Zeiträume, worin wir das in der Hektik des Lebens vielmals unbewusst und unverantwortlich vergeudete Kapital der Zeit und die Werte des Friedens, der Liebe, des Wohlergehens, des Teilens und der Geschwisterlichkeit zu einem Gewinn wandeln können. Als islamische Welt werden wir das Opferfest am Donnerstag, dem 24. September 2015 erneut mit Ausrufen des Takbir empfangen. Alle gemeinsam werden wir die Festtage der Weisheit, der Vergebung und Barmherzigkeit begehen. Dafür danken wir unserem erhabenen Herren Allah unendlich.

Die Tage des Opferfestes sind gesegnete Zeiträume, in der die Gläubigen entsprechend des Bittgebetes von Abraham (s) zu einem Herzen und zu einem Körper werden. Darin treffen sie sich auch mit dem gleichen Bekenntnis und dem gleichen Geist an dem gesegneten Ort und dem gesegneten Land. Zu diesem Anlass treffen sie sich am Berg Arafat, indem sie sich in das einfache Gewand einkleiden und jegliche Diskriminierung bei Seite legen. In diesen gesegneten Zeiten treffen sie sich an einem Zentrum, umrunden die Kaaba und erfüllen alle religiösen Erfordernisse der Hadsch (Pilgerfahrt).

Ohne Zweifel erinnern die als Bittgebete zum Opferfest rezitierten Verse die Muslime bei jeder Gelegenheit an den Geist der Hingabe. Denn Kurban (das Opfer) ist ein Ausdruck der Hingabe an Allah. Allerdings sollte diese Hingabe nur gegenüber Allah sein. Was wir heutzutage hinterfragen sollten, ist es, in wie weit wir unsere Hingabe an unseren Herren Allah richten und zu hinterfragen, in wie weit wir Gefangene unserer Egos, Triebe und Gelüste sind. Es sollte endlich bemerkt werden, dass je weiter wir uns von dem Geist der Hingabe entfernen, desto mehr die Muslime mit Unglück, Wirre und Streichen konfrontiert werden und als Folge dessen anstatt der gottseitigen Gabe des Blutes ihrer Opfertiere das Blut unzähliger Gläubigen fließt. Genauso sollte man sich die Situation der Gläubigen anschauen und erkennen, wie viele Machtzentren über das Blut der Gläubigen sich Kraft verschaffen und die Geschwisterlichkeit vernichtet, die eigentlich die Muslime einander nähert, und diese zum Streit, ja sogar zur Feindschaft gewendet werden. Unsere Opfertiere und unsere Feste sollten die Näherung und Liebe zwischen den Herzen der Gläubigen gewährleisten. Auch sollten die Herzen der Gläubigen wach sein gegenüber jeglicher Wirre, jeglichem Chaos, Unfrieden und jeglichen Desastern, das die Wirre hervorbringt. Alle sollten sich mit Weisheit und Besonnenheit dagegen stellen und dem keine Möglichkeiten einräumen.

Lassen Sie uns als heutige Menschen und Erben der Region hoher Zivilisation erneut Vertrauen in der islamischen Welt bilden. Lassen Sie uns das gegenseitige Vertrauen ohne die Macht der Waffen, sondern mit der Barmherzigkeit des Friedens herstellen und somit das Wohl und den Frieden stärken. Lassen Sie uns Hoffnung für die Menschheit sein, die im Tal der Hoffnungslosigkeit herumirrt. Möge dieses Fest Quell für unsere ausgetrockneten Lippen sein und unsere verkarsteten Herzen nähren. Lassen Sie unsere Stimmen in unseren für das Bittgebet geöffneten Handflächen aufsammeln und unsere Schanden, Fehltritte, Reuen und Wehen in den Schoß seiner Barmherzigkeit fallen. Lassen Sie uns als im Schlamm der Sorglosigkeit steckende Menschheit alle gemeinsam - ohne auf Farbe, Volk, Sprache, Kultur, Region, Amt und Position zu achten - geschwisterlich existieren. Lassen Sie uns Beispiele sein! Lassen Sie uns Hoffnung sein! In einer Zeit, wo der Bruder seinen Bruder in den Brunnen wirft und sich die Geschwister einander die Hand anheben um zu schlagen, ist es erforderlich, dass wir Inbegriff der Weitsichtigkeit von Abel, Tiefgründigkeit von Josef (s), Sanftmütigkeit von Abraham (s) und Geduld von Ismail (s) sind.

Obwohl wir Muslime als Individuen unserer Hadsch- und Opferpflicht selbst oder durch Beauftragung im Rahmen einer Organisation nachkommen, werden wir uns im angesichts der aktuellen Ereignisse, in dessen Wirbel sich die islamische Welt befindet, vor der Geschichte verantworten müssen, weil wir die mit den eigenen Händen konstruierten Gefängnisse nicht überwinden können. Aus diesem Grunde sollte jedes Opfertier und  jeder Tropfen Opferblut uns daran erinnern, was wir jahrhundertelang für die Bewahrung unserer Existenz dargeboten haben und unsere Herzen mit diesem Feuer entfachen, unsere Zukunft mit einem starken Licht aufhellen und das Vergießen von Blut der Gläubigen verhindern, das Blutvergießen und die Augentränen in der islamischen Welt verhindern. Das Opferfest sollte die Gläubigen zum Bewusstsein der Einheit veranlassen, die gläubigen Individuen sollten die Friedensbotschaft des Islam erfassen und entsprechend des Prinzips „Die Gläubigen sind offenkundig Geschwister“ zum Bewusstsein gelangen, Geschwister und eine Gemeinschaft zu sein.

Verwehren Sie die Freude des Festes nicht von unseren syrischen und anderen Geschwistern, die gezwungen wurden, getrennt von ihren Häusern, ihrer Heimat und ihrem Land hier sein müssen und hier um Zuflucht gesucht haben. Auch wenn es nur mit einem Lächeln ist; lassen sie uns alle sie unterstützen. Nehmen Sie sich der Flüchtlinge und Alleinstehenden an.

Lassen Sie uns auch gemeinsam dafür beten, dass die Wirre des Terrors aus der Welt geschaffen werden möge, wodurch die Einheit und Eintracht unseres Heimatlandes angegriffen, unschuldige Mitbürger umgebracht, das Wohlwollen und der Landfrieden ständig bedroht werden und uns alle unter ihre Macht nehmen möchte.

In diesem Sinne gratuliere ich allen Geschwistern in der islamischen Welt zu Ihrem Opferfest. Ich wünsche vom erhabenen Allah, dass das Opferfest unserer inneren Welt, unseren Häusern, unseren Ländern und unserer ganzen Welt Frieden und Glückseligkeit bringt.


Prof. Dr. Nevzat Yaşar AŞIKOĞLU
DITIB Vorstandsvorsitzender

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