Liebe Christen und christliche Glaubensgemeinschaften,
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,
Sie erleben dieser Tage das Osterfest, welches hohe Bedeutung in Ihrem Herzen und Alltag hat. Sie gedenken Jesus aus Nazareth und feiern Ostertage mit Ihren Glaubensgeschwistern und Familien, teilen ihre guten Wünsche und Freude miteinander.
Menschen erleben religiöse Feste und Feierlichkeiten intensiver als die anderen Jahrestage und wenden sich mit Glück, Liebe und Freude dem barmherzigen und einzigen Schöpfer intensiver hin. Sie stärken ihren Zusammenhalt, pflegen religiöse Werte, die Ihnen Orientierung und Halt geben, erfahren besinnliche und geruhsame Tage und lernen die Gemeinsamkeiten zu erkennen und die Unterschiede zu respektieren.
Ostern ist im Christentum auch das Sinnbild des Frühlingserwachens, vom Neuanfang im Alltäglichen. Den monotheistischen Religionen und Kindern Abrahams ist gemein, dass der Frühlingsanfang über Wiederbelebung und Erwachen der Natur hinaus, auch als Sinnbild an die Auferstehung nach dem Tode erinnert. Es verheißt den Gläubigen, allen Menschen ein ewiges Leben nach dem vermeintlichen, irdischen Ableben und gemahnt damit an den Tod und die Wiedererweckung nach dem Tod gleichermaßen.
Mit der Existenz des Todes gewinnt die menschliche Existenz an Tiefe, Bedeutung und Verantwortung für das Diesseitige und das Jenseitige, und stellt damit universelle Werte wie Liebe, Redlichkeit und Verantwortung gegenüber Gott, Mensch, Natur und Gesellschaft in den Mittelpunkt. Religionen verleihen dem menschlichen Leben damit Sinn, Tiefe und Tugend und machen dies gemeinschaftlich und individuell erfahrbar. Dies zu beseelen und umzusetzen ist damit zentraler Auftrag von Glaube und Gläubigem.
Je mehr wir durch die dialogischen und praktischen Begegnungen und Gespräche in Nachbarschaft, im Schul- und Berufsalltag übereinander erfahren, desto mehr Respekt, Toleranz und Akzeptanz können wir untereinander entwickeln. Alle Gläubigen und Glaubensgemeinschaften tragen somit die Verantwortung, Religionsfreiheit zu stärken und Gotteshäuser überall auf der Welt zu schützen.
So wie wir uns stets deutlich gegen Terror und Gewalt gestellt haben, so haben wir durch die deutliche Haltung der Kirchen gegenüber menschenverachtenden Bewegungen wie Hogesa, Pegida oder vergleichbare Ableger in den letzten Monaten, in denen wir eine Zunahme der Islam- und Muslimfeindlichkeit erlebten und durch Angriffe auf unsere Gemeinden und Gläubigen erschüttert wurden, Hoffnung und neuen Mut für ein gelingendes, belastbares Miteinander geschöpft.
„Die Welt ist uns, und wir sind einander anvertraut“, der Leitgedanke unserer diesjährigen Woche zur Segensreichen Geburt des Propheten Muhammed (s.a.w.), bringt die verbindende Ethik im Religiösen zusammen. Als Religionsgemeinschaften rufen wir immer wieder zu mehr verantwortlichem Handeln, Fairness und Aufrichtigkeit auf - gegenüber Menschen in Not, zu Wertschätzung der Umwelt, zu Eintracht in der Gesellschaft und letztendlich zu Frieden und aktivem Engagement für den Frieden.
Wo Menschen unterschiedlicher Religionen sich allein fühlen und Hilfe brauchen, dort müssen wir als liebende, umsorgende und schützende Gläubige diese unterstützen. Unsere Religionen verpflichten uns nicht nur, ein friedliches und konstruktives Zusammenleben aller Menschen zu predigen, sondern auch Gerechtigkeit unter allen Menschen und in jeder Hinsicht zu schaffen.
Wenn wir also unsere Zusammenarbeit im christlich-islamischen Dialog pflegen und die Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen fördern, dann erkennen wir sehr ähnliche Motive und Leitgedanken im Religiösen, die sich wiederum im liebenden, umsorgenden und schützenden Handeln niederschlagen sollen.
Nur so lernen wir, gemeinsam gegen Bedrängnis, Übergriffe und Verunsicherung aktiv vorzugehen.
Getragen von diesen Wünschen und Hoffnungen wollen wir im Namen des DITIB-Dachverbands mit all in ihm organisierten Religionsgemeinschaften unsere herzlichen Festtags- und Osterwünsche überbringen. Wir freuen uns mit Ihnen und wünschen Ihnen segensreiche und besinnliche Kartage sowie ein gesegnetes, friedvolles Osterfest.
Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu
Vorstandsvorsitzender
DITIB-Bundesverband