Rede von Prof. AŞIKOĞLU anlässlich der DIK-Fachtagung zum Thema der Wohlfahrtspflege

 


Im Rahmen der Eröffnung der DIK-Fachtagung zum Thema der Wohlfahrtspflege hat Herr Prof. Dr. Nevzat Yaşar AŞIKOĞLU, Vorstandsvorsitzender im DITIB-Bundesverband, dem größten Muslimischen Dachverband in Deutschland, in seiner Rede Schwerpunkte in dem bereits vorhandenen und noch auszubauenden wohlfahrtlichen Engagement des Verbandes herausgearbeitet.



Unter Teilnahme der DITIB wird am 13. und 14. Januar 2015 im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz (DIK) eine Fachtagung zum Thema „Wohlfahrtspflege unter besonderer Berücksichtigung der Teilbereiche Kinder- und Jugendhilfe sowie Altenhilfe“ durchgeführt.

Unten lesen Sie die von Herrn Prof. Dr. Aşıkoğlu am heutigen Dienstag gehaltene Rede.



Sehr geehrte/r Herr Minister,
Sehr geehrte Damen und Herren,

als Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Union DITIB, die in diesem Jahr ihr dreißigjähriges Bestehen feiert, begrüße ich Sie recht herzlich. Ich bedanke mich für diese Veranstaltung und hoffe, dass sie zu Erfolg bringenden Ergebnissen führt.

Erlauben Sie mir bitte eine kurze Bemerkung zu den aktuellen Ereignissen, bevor ich zur Tagesordnung übergehe.

Ich verurteile die erschreckenden Anschläge in Frankreich und anderswo in der Welt aufs Schärfste. Um den Gesellschaftsfrieden weiterhin aufrechtzuerhalten, müssen wir alles tun.

Insofern finden wir die heute Abend stattfindende Mahnwache wichtig und werden daran teilnehmen.

Darüber hinaus organisieren wir, wie wir bereits bekannt gemacht haben, für diesen Freitag den 16. Januar mit unseren Landesverbänden im ganzen Bundesgebiet eine Mahnwache vor den Türen der Medien für Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit.

Die Bekundungen aus der Politik zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Besuch des Bundesjustizministers Heiko Maas in der Şehitlik-Moschee in Berlin am Freitag sind ein wichtiges Signal an jene, die die aktuellen Ereignisse dazu ausnutzen wollen, die Gesellschaft zu spalten und Vertrauen zu zerstören.

Andererseits besorgt die zunehmende Islamfeindlichkeit die muslimischen Bürger. Die sich Welle für Welle in der letzten Zeit ausbreitenden PEGIDA-Demonstrationen, die Feindseligkeit in den sozialen Medien, die Zunahme der Übergriffe auf Moscheen, sind Signale für eine gefährliche Entwicklung.

Wenn es um die Sicherheit in der Gesellschaft geht, so muss jeder seiner Rolle entsprechend einen Beitrag dazu leisten. Konkrete Programme zur Wahrung und Schaffung von Sicherheit müssen im Rahmen intensiver Gespräche erst auf ihre Wirkung hin diskutiert und überprüft werden.

Es ist unser gemeinsamer Wunsch, in dieser Gesellschaft in Ruhe, Wohlstand und Frieden zu leben und dass die Gläubigen ihren religiösen Handlungen nachkommen können.

Zu diesem Thema finde ich es wichtig und bedeutend, dass die Bundeskanzlerin in ihrer Botschaft der Neujahrsansprache die Rassisten und die Islamfeindlichkeit verurteilt hat. Diese Äußerung der Bundeskanzlerin hat die muslimische Bevölkerung sehr positiv beeindruckt.

Ihre Teilnahme Herr Minister am Friedensgebet am 19. September des vergangenen Jahres in der DITIB-Moschee in Ronnenberg und die Aufmerksamkeit, die Sie am 15. Dezember gegenüber unseren Vertretern in der Senioren- und Jugendarbeit gezeigt haben, wird von unserer Basis mit Wertschätzung aufgenommen.

Ich denke, dass die politischen Botschaften, die sich gegen Rassismus wenden und den sozialen Frieden betonen, auch die Erfolge in der Wohlfahrtsarbeit steigern werden.

Sehr geehrter Herr Minister,
meine Damen und Herren,

Die Muslime sehen sich als ein Teil dieses Landes. Als DITIB Dachverband teilen wir diesen Gedanken und arbeiten mit diesem Selbstverständnis.

Die Arbeit der konstruktiven Kräfte in unserer Gesellschaft, so auch die Arbeit der Deutschen Islamkonferenz, wird immer bedeutsamer.

Unser Verband leistet einerseits Dienste in religiösen Angelegenheiten und bemüht sich andererseits darum, im sozialen Bereich ihre Bedarfe zu decken und ihre Probleme zu lösen.

In manchen Bundesländern wurde auch mit Bemühen unseres Verbandes ein Weg hin zum Abschluss von Staatsverträgen eingeschlagen.

An Schulen wurden Möglichkeiten für den islamischen Religionsunterricht geschaffen, wenn auch noch in vergleichsweise geringem Umfang. Das gibt Hoffnung für die Zukunft.

Bedauerlicherweise treffen aber hierbei besonders Lehrerinnen, die Theologie und Pädagogik studiert haben, wegen ihres Kopftuches noch immer auf Hindernisse.

Die Islamkonferenz sollte eine Vorreiterrolle übernehmen. Sie sollte die Hindernisse beseitigen, die diesem jungen Nachwuchs an Lehrerinnen im Wege stehen, denn sie möchten dieser Gesellschaft dienen. Wir brauchen die Intelligenz dieser jungen Musliminnen.

Die Arbeit im Bereich der Wohlfahrt ist für die Muslime von großer Bedeutung. Auch unterstützen die Prinzipien der islamischen Religion die Dienste, die die Wohlfahrt leisten soll. Beispielsweise betont die islamische Religion mit Nachdruck den Schutz der Familien, Senioren und Kinder.

Die Beratung von Familien und Jugendlichen ist äußerst wichtig. Wir haben eine Reihe von Gemeinden, die im Rahmen freiwilliger, ehrenamtlicher Dienste ihren Beitrag für die Wohlfahrt leisten.

Sehr geehrter Herr Minister,

Das Hauptproblem liegt in der finanziellen Absicherung dieser und weiterer geplanter Aktionen.

Es ist daher wichtig, rechtliche Regelungen und die nötigen Standards zu schaffen.

Bei den Initiativen, die wir in den letzten Jahren ergriffen haben, haben wir bei der organisatorischen Infrastruktur begonnen und neue Schritte unternommen, um die Jugend, die Frauen, die Eltern und die Senioren von unten nach oben stärker zu beteiligen und zu aktivieren.

Bundesweit leisten allein in den DITIB-Moscheen mehr als 20.000 freiwillige Vorstandsmitglieder für das soziale Leben in Deutschland einen bedeutenden Beitrag. Diese Freiwilligen sehen Sie, außerhalb ihres Dienstes für die Gemeinde, mal bei der Verteilung von Speisen für die Nachbarschaft, mal bei einem Besuch eines Seniorenzentrums zu Weihnachten - ohne Unterscheidung der Religion - und mal sehen Sie sie dabei, wie sie an Volksfesten und Feiern ihren Beitrag leisten.

Es steht aber auch außer Frage, dass die Aktivitäten, die bisher nur durch Freiwillige geleistet wurden, ausgebaut und durch professionelle Arbeit und Fachleute unterstützt werden müssen.

Das gleiche gilt auch für die Arbeit für Senioren, Frauen, Eltern und Menschen mit Behinderungen. Die Probleme, die bei manchen Besucherdiensten für Senioren, die wir gegründet haben, sichtbar wurden, können in einigen großen Gemeinden durch einzustellende Seniorenberater gelöst werden. Unsere eigenen Mittel reichen nämlich für all diese Aufgaben nicht aus. Und wir bitten um Unterstützung unserer Projektanträge, die wir in den kommenden Monaten bei den zuständigen Ministerien einreichen werden.

Eigens für die Planung und Verbreitung entsprechender Arbeiten haben wir eine Abteilung für Frauen, Familien, Jugend und Soziale Dienste gegründet. Außerhalb dieser Abteilung haben wir zur Stärkung der sozialen Dienste in den Vereinen unsere - wenn auch nur begrenzten – Mittel mobilisiert. Wir sind uns auch dessen bewusst, dass es einer besonderen Anstrengung bedarf, um unsere Anliegen und Leistungen besser in die Öffentlichkeit hineinzutragen. Wir werden hierzu unsere Öffentlichkeitsarbeit verstärken.

Wir bitten Sie aber darum, uns bei der Gewinnung von Akzeptanz in öffentlichen Einrichtungen und in der Gesellschaft zu unterstützen.

Weiterhin schlagen wir vor, dass in drei Regionen Deutschlands Zentren gegründet werden, bei denen sich alle in der deutschen Islamkonferenz vertretenen Organisationen Informationen einholen können. Beispielsweise könnten diese drei Zentren in Hannover, Hamburg und Köln sein. Diese Zentren könnten innerhalb von zwei Jahren auf alle Bundesländer ausgeweitet werden und die Vereine einerseits über vorhandene Möglichkeiten sozialer Projekte informieren und andererseits Förderfonds und Kooperationsmöglichkeiten auf lokaler oder Länderebene aufbauen.

Wir sind als DITIB bereit, bei der Gründung dieser Zentren die Initiative zu ergreifen. Allerdings wird es auch hier notwendig sein, bei der Einstellung der Fachleute Unterstützung zu gewähren.

Unsere DITIB Landesjugendverbände wurden gegründet und leisten bereits nützliche Arbeit. Wir möchten, dass diese Jugendlichen Anerkennung finden und Mitglieder in den Jugendringen werden. Sie sollen sich in den kommunalen Räten engagieren und an Entscheidungsprozessen teilnehmen. Und sie sollen finanziell aus vorhandenen Fördermitteln unterstützt werden, damit sie qualifizierter arbeiten und mehr Jugendliche mit ihrer Arbeit erreichen können. Dies wird auch ihr Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland stärken.

Damit unser vorhandenes Personal professionalisiert werden kann, entwickelt unsere DITIB Akademie besondere Programme. Die Unterstützung der DITIB Akademie bei dieser Arbeit ist uns ebenfalls wichtig.
Zum Schluss möchte ich noch auf ein Modellprojekt eingehen. An mindestens einem Ort sollte eine Tagespflegestelle für Senioren aus Bundesgeldern projektiert und finanziert werden. Als DITIB würden wir unsere diesbezüglichen Ideen und Konzepte im folgenden Prozess auch den anderen islamischen Organisationen zur Verfügung stellen wollen.

Ich möchte nun meine Worte abschließen und noch einmal bekräftigen: Wir sind dazu bereit für alles, was der Gesellschaft nutzt, unseren Beitrag zu leisten! Vielen Dank!

(Es gilt das geprochene Wort)

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