Am Sonntag, den 12. Januar, begehen wir die Mawlid-Nacht. Es jährt sich in dieser Nacht auf Montag wieder die Geburt unseres geliebten Propheten (saw). Er ist der letzte der Gesandten, der den Menschen göttliche Offenbarung überbracht hat und damit ihnen Barmherzigkeit. Der letzte der Gesandten, mit dem auch die Offenbarung vervollständigt wurde. Seit Jahrhunderten begehen wir und begeht die islamische Welt daher die Nacht, in der er nach islamischem Kalender das Licht der Welt erblickte, als Mawlid-Nacht. Jedes Jahr aufs Neue nehmen wir diese Nacht zum Anlass, um uns der Botschaft des Propheten Muhammed Mustafa (saw), der gesandt wurde als Barmherzigkeit für die Welten, nochmal zu vergegenwärtigen. Um uns seinen vorbildlichen Charakter nochmals in Erinnerung zu rufen, auf dass auch wir diesem Vorbild folgen, und auf dass wir schließlich die Liebe zu ihm in Worte gießen und diese aus unseren Herzen in das gesellschaftliche Bewusstsein weiter tragen.
Der Koran weist uns darauf hin, dass wir im Propheten ein Vorbild für uns finden, wenn es hier heißt: „Wahrlich, wer auf Allah hofft und den Jüngsten Tag und Allahs gedenkt reichlich, der findet im Propheten ein schönes Vorbild.“ [Ahzab, 33/21] Er ist uns ein Prophet, gesandt zu uns aus unserer eigenen Mitte [Tawba, 9/128] und dies als Barmherzigkeit für alle Welten [Anbiya, 21/107]. Dass er „einer aus unserer Mitte“ ist, weist uns darauf hin, dass er uns Vorbild sein kann. Doch gehört dazu natürlich auch, dass man dieses Vorbild gut verstehen muss.
Im Koran heißt es hierzu: „Wer die Liebe Allahs will, der folge dem Propheten.“ [Al Imran, 3/31] An einer anderen Stelle erfahren wir zudem wie wichtig diese Vorbildrolle des Propheten für die Gläubigen ist: „Solange du (o Muhammed) unter ihnen bist, wird Allahs Strafe sie nicht treffen.“ [Anfal, 8/33]
Ihn lieben und ihn zum Vorbild nehmen heißt aber nicht, ihn nur nachzuahmen bzw. seine Sunna auf bestimmte Formalismen zu reduzieren. Vielmehr sind wir hierfür gehalten, seine Sunna und sein Leben in all ihren Facetten zu kennen, seinen Ruf an die Menschheit, der nur ihrem Frieden und ihrem Glück galt, zu aktualisieren und diesen in unser heutiges Leben zu tragen. Ihn und sein vorbildliches Verhalten zum Maßstab für unser Handeln und unser Leben zu machen.
Mit und in der Mawlid-Nacht halten wir das Andenken an die Ankunft einer großen Persönlichkeit hoch. Diese Nacht nehmen wir alljährlich wieder zur Gelegenheit, um all das Gute und Schöne, das er der Menschheit brachte, wieder zu erinnern, uns wieder stärker nach seinem vorbildlichen Charakter zu richten und uns damit insgesamt wieder zu erneuern. Schließlich dreht sich für uns Gläubige alles darum, die menschlichen und ethischen Werte in uns zu entdecken und diese zum Ausgangspunkt für unser Tun und Handeln zu machen.
In einer Zeit, in der die Menschheit immer mehr individualistisch und eigennützig agiert und sich eher von ihren Begierden leiten lässt denn von moralisch-ethischen Werten. In Zeiten allgemeinen Werteverfalls und der Leere, die ein schwacher Glaube bei ihnen hinterlässt, sind wir alle gehalten diese große Persönlichkeit besser zu kennen, ihn zu lieben und diese Liebe zu ihm, seine Botschaft sowie sein gutes Verhaltens insbesondere auch an unsere Kinder weiter zu geben. Denn nur so sind wir vermögen, diese Werte wieder aufleben zu lassen und auf dieser Grundlage ein würdiges Leben zu führen. Die Unterschiedlichkeit der Muslime, alle möglichen Unterschiede zwischen ihnen, müssen wir dabei als Bereicherung begreifen. Schließlich gilt es, uns um Koran und Sunna des Propheten zusammen zu finden.
In diesen Gefühlen gratuliere ich den Muslimen in Deutschland und auf der ganzen Welt zur Mawlid-Nacht. Möge sie der Menschheit Segen und unserer Welt – der inneren wie der äußeren – Frieden bringen. Möge sie unserer Gesellschaft und der Welt eine Gelegenheit bieten, ihn besser kennen zu lernen und um die Liebe zu ihm zusammen zu kommen.
Prof. Dr. Izzet ER
Vorsitzender DITIB-Dachverband