Gedenkveranstaltung an der Zentralmoschee Köln zum zweiten Jahrestag des Terroranschlags in Hanau am 17.02.2022

Am 19.02.2020 wurde ein rechtsextremistischer Terroranschlag in Hanau verübt, bei dem leider neun junge Menschen mitten aus dem Leben gerissen wurden. Sie waren Töchter, Mütter, Söhne, Geschwister, Nachbarn und Freunde, die liebten und geliebten wurden. Um an diesen schrecklichen Tag und den Hinterbliebenen zu gedenken, hat die DITIB Antidiskriminierungsstelle (ADS) gemeinsam in Kooperation und Zusammenarbeit mit dem Bund der Muslimischen Jugend (BDMJ), dem Landesjugendverband Hessen (LJV Hessen) am 17. Februar 2022 eine Gedenkveranstaltung in den Räumlichkeiten des Moschee-Forums von Köln mit zwei Hinterbliebenen durchgeführt.

Nach einer Koranrezitation durch den Imam der Zentralmoschee von Köln eröffnete DITIB Bundesvorsitzender Kazim Türkmen den Abend mit einer emotionalen Rede, in der er insbesondere auf die Bedeutung des Gedenkens an die Hanau-Opfer mit folgenden Worten verwies: „Sie leben in unseren Gebeten und Erinnerungen weiter. Das Gedenken an die neun verstorbenen Menschen sei schmerzvoll und wichtig zugleich.“ Weiter erörterte Herr Türkmen die Bedeutung der Erinnerung: „… bei all diesen gesellschaftlichen, politischen, sozialen Debatten dürfen wir die Opfer nicht vergessen. (…) Auch ihre Angehörigen sind Opfer und verdienen unsere Aufmerksamkeit, unsere Empathie. Sie verdienen es, dass wir ihnen zuhören, ihnen beistehen und ihre Stimme nicht nur hören, sondern weiter tragen. Damit das Geschehene nicht vergessen wird und damit das Leid nicht vergebens wird.

Das Gespräch mit den Hinterbliebenen über ihre Erfahrungen in der Nacht vom 19. Februar und die Zeit danach führte der Soziologe Fatih Bahadır Kaya von der DITIB ADS. Hier hatten die Angehörigen Armin Kurtovic und Çetin Gültekin Gelegenheit, ihre Erfahrungen, Gefühle aber auch Erwartungen auszudrücken.

Seine Worte begann Hamza Kurtovićs Vater Armin Kurtović mit „Den Anblick meines Sohnes werde ich nie vergessen.“ Ihm ist bis heute unklar, weshalb die Behörden mit ihm und seiner Familie umgegangen sind. „Ich bin soweit in meinen Gedanken gewesen und habe überlegt Deutschland zu verlassen. Ich bin in Deutschland geboren. Ich bin deutscher Staatsbürger. Vor dem Gesetz bin ich Deutscher. Ist das so? Ich muss ja auch meine Voraussetzungen erfüllen, um diese Staatsbürgerschaft zu bekommen. Die alte (Staatsbürgerschaft) musste ich abgeben. Nach dem Anschlag schickt man mir einen Ausländerbeirat, man schickt mir einen Migrationsbeauftragten und man schickt mir einen Dolmetscher. Was bin ich? Deutscher 2.Klasse? Ist das Diskriminierung? Ist das Rassismus?“ Er wartet immer noch heute auf die Antworten dieser Fragen, so Kurtović.

Çetin Gültekin, der Bruder von Gökhan Gültekin, unterstrich im Gespräch auf die Wichtigkeit einer Gedenkveranstaltung mit folgenden Worten: „Wir wissen, dass es zu weiteren Terroranschlägen kommen wird, wenn wir der Opfer nicht mehr gedenken, uns nicht mehr an ihre Namen erinnern und unsere Bemühungen um Gerechtigkeit aufgeben.“ Seinen Appell an die Behörden mit den Worten „Die versprochene Aufklärung haben wir immer noch nicht bekommen“, griff Armin Kurtović ebenfalls im Laufe des Gesprächs erneut auf.

Die Schilderungen der beiden Angehörigen lösten zum Teil sehr emotionale Momente und tiefe Trauer bei den anwesenden Gästen, sowie den vielen Teilnehmern, die Online dazu geschaltet waren, aus. Einige nutzten die Möglichkeit für Fragen.

Entsprechend dem Anlass ging die Gedenkveranstaltung anschließend mit einer erneuten Koranrezitation und Bittgebeten für die neun Opfer und deren Hinterbliebenen weiter.

Möge Allah unsere getöteten Geschwister in seiner Barmherzigkeit bei sich aufnehmen und allen hinterbliebenen Familien und Freunden der Opfer viel Kraft und Geduld in den immer noch sehr schweren Tagen geben.

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