Präsident der Diyanet eröffnet in Köln europaweite „Woche der Segensreichen Geburt“
Köln. Prof. Dr. Mehmet Görmez, Präsident der Diyanet, eröffnete am heutigen Samstag in einer Großveranstaltung mit knapp 17.000 Teilnehmern in der Lanxess Arena in Köln die europaweite „Woche der Segensreichen Geburt“ des Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm). Das diesjährige Motto steht ganz im Zeichen der weltweiten aktuellen Konflikte und setzt unter dem Titel „Der Prophet Muhammed und die Ethik des Zusammenlebens“ ein Zeichen für Liebe, Respekt und Barmherzigkeit. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die vom DITIB-Bundesverband gemeinsam mit zahlreichen muslimischen Organisationen getragen wurde, standen neben dem Vortrag von Mehmet Görmez die Ansprachen des Vorstandsvorsitzenden des DITIB-Bundesverbandes Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu, des Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff und des Staatssekretärs Karl-Heinz Krems im Namen der Ministerpräsidentin des Landes NRW. Alle betonten gemeinsam die Wichtigkeit dieser Veranstaltung, die ein deutliches Zeichen für das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft setze.
Der Besuch von Mehmet Görmez zur Eröffnung der Veranstaltungswoche gilt als bedeutendes Ereignis für die Muslime in Deutschland und Europa. Die seit einem Vierteljahrhundert in dieser Form gefeierte „Woche der Segensreichen Geburt“ möchte neben dem traditionellen Gedenken zur Geburt (Mewlid) zum Verständnis des Propheten Muhammed gelangen. Dazu wird jährlich durch ein aktuelles Motto ein Zeichen gesetzt, mit dem nicht nur die muslimische Glaubensgemeinschaft angesprochen werden soll.
In diesem Jahr steht Köln, von wo aus die Botschaft für ein besseres Zusammenleben nach ganz Europa ausstrahlen soll, mit der Eröffnungsveranstaltung im Mittelpunkt. Hierhin luden der DITIB-Bundesverband und zahlreiche muslimische Organisationen Gäste aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Österreich, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern ein.
Mit Spannung wurde seit Wochen die Rede von Mehmet Görmez zum Thema „Der Prophet Muhammed und die Ethik des Zusammenlebens“ erwartet. Angesichts der vielen Konflikte in der Welt wurde ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben verschiedener muslimischer Bevölkerungsgruppen einerseits und der Muslime mit anderen Religionsgemeinschaften andererseits dringend gewünscht.
Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu, Vorstandsvorsitzender der DITIB, betonte in seiner Begrüßungsansprache im Namen der einladenden Organisationen die Bedeutung von Liebe, Respekt und Barmherzigkeit für das Zusammenleben der Menschen in einer vielfältigen Gesellschaft.
Hüseyin Avni Karslıoğlu, Botschafter der Türkei in Deutschland, der seine Kindheit in Deutschland verbracht hatte, zeigte sich gerührt von der Atmosphäre der Veranstaltung und gestand: „So etwas wie diese Veranstaltung habe ich in meiner Kindheit nicht erlebt.“ Er beschrieb die Zeit der Entbehrungen seiner Kindheit und zeigte seine Freude über die Entwicklung der Muslime in Deutschland. Er dankte Deutschland als ein Ort, in dem die Kultur des Zusammenlebens und solche Veranstaltungen ermöglicht würden. „Unsere Aufgabe ist es“, sagte er an Mehmet Görmez und an alle muslimischen Organisationen gerichtet, „diese Toleranz des Zusammenlebens an unsere Jugend weiter zu geben.“ Muslime, Christen und Juden müssten für eine Kultur des Zusammenlebens voneinander lernen, sagte Karslioglu.
Christian Wulff, der eine Grußbotschaft hielt, teilte die Freude der fast 17.000 Gäste, in einem Land zu leben, in dem jeder seine religiösen Feste feiern kann und Angehörige anderer Religionen dazu einlädt. Angetan von der Atmosphäre der Veranstaltung sagte Wulff, dass er die Rührung Karslioglus sehr gut nachvollziehen könne. Mit Bezug auf die zahlreichen Krisen in der Welt sagte Wulff: „Man muss sich gegenseitig beistehen, um aus der Krise herauszukommen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass es Millionen von Flüchtlingen gibt.“ Wulff hob die Gemeinsamkeiten der Religionen, nämlich das Ziel, in der Welt etwas Gutes zu tun, Rechenschaft über seine Taten ablegen zu müssen und die Barmherzigkeit hervor. Das seien wunderbare Grundlagen für die Gemeinsamkeit.
Der Staatssekretär im Justizministerium des Landes NRW, Karl-Heinz Krems, überbrachte die besten Wünsche von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und begrüßte die Teilnehmer in der rheinischen Stadt Köln.
Der Präsident der Diyanet, Mehmet Görmez, dankte in seinem Vortrag den Verantwortlichen des Kölner Doms, die als Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit die Lichter ausgeschaltet hatten. „Ich grüße aus ganzem Herzen die Menschen in Deutschland, die gegen Fremdenfeindlichkeit aufgestanden sind.“, sagte er. Der Mensch sei in der immer enger zusammenwachsenden Welt sehr gefordert, ein konfliktfreies Zusammenleben zu sichern. „Wir müssen die Barmherzigkeit, die zu uns auf die Erde herabgesandt wurde, wiederbeleben.“ Görmez bezeichnete die Muslime, die hier Leben, als Muslime Europas. Er sagte: „Ihr seid keine Migranten mehr.“ Görmez ermahnte die Muslime, auf beste Weise in dieser Gesellschaft zu leben. „Islam bedeutet, Gott und seine Schöpfung zu respektieren und mit allen in Frieden zu leben.“ Um den Islam auf beste Weise zu repräsentieren, müssten die Muslime Werte schaffen, die der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen. Am besten gelinge es, den Islam von dem negativen Bild, das ihm angeheftet wurde, dadurch entgegenzutreten, was der Kern des Muslimseins sei: „Wir sind die Vertreter der Barmherzigkeit.“, sagte er. Zwei Empfehlungen gab er für die Sicherung des guten Zusammenlebens noch mit auf den Weg: Verzeihen und um Verzeihung bitten. „Wer nicht verzeiht, weiß auch nicht, wie man um Verzeihung bittet.“, sagte er. Das sei aber für zwischenmenschliche Beziehungen unabdingbar.
Vor der Veranstaltung hatte sich Prof. Görmez mit Vertretern des DITIB-Bundesfrauenverbandes und des DITIB Bundesjugendverbandes sowie den DITIB Landesreligionsgemeinschaften und den Landesjugendverbänden getroffen und sich über ihre Arbeit informiert.
Zu Beginn der Veranstaltung stand eine stimmungsvolle Musikeinlage des DITIB-Chores für Sufimusik, gefolgt von einem besonders atmosphärischen Gebetsruf, der von zwei Gebetsrufern (Muezzin) gleichzeitig ausgerufen wurde.
Die Koranrezitation und die Wortbeiträge des ganzen Programms wurden in die türkische und deutsche Gebärdensprache übersetzt. Die für Menschen mit Behinderung eingerichtete behindertengerechte Sitzbereiche fanden besonderen Anklang bei den Muslimen mit Behinderung und ihren Angehörigen.
Der zweite Teil der Veranstaltung mit dem Konzert des bekannten Künstlers Maher Zain wurde vor allem mit viel Applaus der jungen Zuschauer begleitet und bildete den Abschluss der ausgebuchten Veranstaltung.
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