DITIB mahnt breite Aufklärung bezügich Islamfeindlichkeit an

Köln, 16.11.2012: Die Ergebnisse der aktuell veröffentlichten Studie der Friedrich-Ebert Stiftung „Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland“ (November 2012) hat die bedenklichen Entwicklungen des letzten Jahres nachgezeichnet. Ähnlich haben sich in den letzten Jahren verschiedene muslimische Verbände und muslimische Einrichtungen, aber auch Migranten und Migrantenvertretungen geäußert. Sie stellen im Lebensalltag eine Zunahme von Ressentiments, Pauschalisierungen, An- und Übergriffen fest, die sich nun einmal mehr auch statistisch in Zahlen niederschlagen.
 

Komplexe Einstellungen von Individuen oder gar ganzen Gesellschaften sind grundsätzlich nicht in exakten Zahlen zu messen, wohl aber gewisse Trends und Entwicklungen nachzuzeichnen. Interessant innerhalb der Studie ist der wissenschaftliche Ansatz, Unterschiede der Islamkritik und –feindschaft zu definieren und zu messen. Wie wichtig der gesellschaftliche Diskurs um die fließenden Grenzen ist, wird daran deutlich, dass nur 30% der Menschen mit islamkritischen Einstellungen keine Ressentiments gegenüber dem Islam haben. Im Umkehrschluss heißt dies, dass 70% der Kritik sich zusätzlich aus vorurteilsbehafteter, kulturalistischer und überheblicher (chauvinistisch) Annäherung speist. Sozialpsychologische Erklärungsansätze innerhalb dieser Studie legen nahe, dass es dabei ebenfalls um Abstiegsängste, Ressourcenkämpfe und gleichberechtigte Partizipation verschiedener Gruppen geht. Dies bleibt weiter zu erforschen.
 

Die Zahlen belegen anschaulich, dass die Sorge der Muslime und Migranten in Deutschland um ihre öffentliche Wahrnehmung, aber auch im nachhaltigen „Brechen des gesellschaftlichen Klimas“ nicht unbegründet war. Die tendenziell zunehmend rechten, antisemitischen und islamfeindlichen Argumentations- und Handlungsmuster sind über verschiedene gesellschaftliche Mechanismen und Akteure längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, ohne dass dem wirksam Einhalt geboten wurde.

 

Bekir Alboğa, Sprecher des DITIB-Dachverband, sagt dazu: „Zu verschiedenen Ereignissen haben die DITIB und Muslime in Deutschland die Politik davor gewarnt, vor islam- und muslimfeindlichen Tendenzen die Augen zu verschließen. Angesichts dieser Entwicklungen und vielen Leiderfahrungen der Muslime und Migranten sind nun alle Akteure und Verantwortlichen der Politik, Parteien, Kirchen und Medien aufgefordert, sich Ihrer Verantwortung zu stellen und notwendige Schritte und Maßnahmen zu unternehmen, damit dies nicht zu einem Charakteristikum der Deutschen Gesellschaft wird. Pauschalisierende Berichterstattung über Islam und Muslime, defizitorientierte Diskussionen und problemzentrierte Politik haben in den letzten Jahren verhindert, dass die Öffentlichkeit ein differenziertes Bild von muslimischen Mitbürgern und ihrer Religion gewinnt.
 

Diese beängstigenden Entwicklungen und Zahlen müssen endlich die Solidarität und Solidarisierung der Politik, Medien, Gesellschaft und Kirchen mit den muslimischen Bürgerinnen und Bürgern hervorbringen. Diese Zahlen belegen, dass die bedenkliche Saat der Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit und zunehmend auch der Islam- und Muslimfeindlichkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen aufgeht. Eine breite gesellschaftliche Aufklärung ist notwendig, um die menschenfeindlichen Komponenten der Islamkritik gesellschaftlich zu entlarven und nicht als „Kollateralschäden der Meinungsfreiheit“ abzutun“.



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DITIB-DACHVERBAND

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