Köln, 20.12.2018: Deutschland begeht die besinnliche Vorweihnachtszeit mit Lichterketten und mit den Weihnachtsmärkten, die alljährlich die Straßen und Marktplätze erhellen. Wenn die die Festtage ankündigende Adventszeit vorbei ist und die Weihnachtfeiertage begangen werden, kehrt besinnliches Innehalten ein, das man bedachtsam genießt.
Es ist wünschenswert, dass das ganze Jahr über die besinnliche und freundliche Atmosphäre der Weihnachtszeit anhält und die Gemüter beruhigt, die sich im Alltag manchmal erhitzen können. So sind die religiösen Hochfeste wie Weihnachten den Christen, Chanukka den Juden, Diwali den Hindus und Ramadan uns Muslimen Anlässe, die erleuchten, und die die Spiritualität, aber auch Menschenliebe und Solidarität unter den Gläubigen und in den Gesellschaften besonders betonen und verstärken.
Das gemeinsame Symbol „Licht“ spielt dabei eine tragende Rolle. Egal ob die auf- und untergehende Sonne, der Heiland aus dem Osten oder Licht (NÛR) als einer der Schönsten Namen Allahs: Das Licht gibt den Menschen Hoffnung, wenn es dunkelt. Diese Hoffnung manifestiert sich an den Feiertagen durch Menschen, die sich näher kommen, da sie Hoffnung füreinander sind. Dieses Licht wird in der Finsternis zur Hoffnung durch die Menschen, die in gegenseitiger Unterstützung tatkräftige Hilfestellung für Bedürftigen leisten.
Feiertage sind eben dafür da, sich der Menschen in äußerster Not und Bedrängnis gewahr zu werden, ihnen in ihrer Hilfslosigkeit beizustehen. Dabei lehren uns Religionen, dass Bedürftigkeit keine Religion hat. Religiöse Feste halten die Menschen an, den sozial Schwachen unter die Arme zu greifen und ihnen den Zugang zum und die Teilhabe am Wohlstand zu ermöglichen.
Die Ressourcen dieser unserer Erde reichen bei gerechter Verteilung für ein Vielfaches der heutigen Weltbevölkerung. Wir haben nur diese eine Welt. Nicht nur hier und heute müssen wir sie mit vielen Menschen teilen. In unserer globalisierten Welt finden selbst- und fremdverursachte Probleme in den entferntesten Ecken der Welt unausweichlich ihren Weg zu uns und wir müssen für diese Probleme Rede und Antwort stehen sowie gemeinsame Lösungen unterbreiten. Darin müssen sich verschiedene Religionen ihrer gemeinsamen Verantwortung bewusst werden und einen umfassenden Dialog und Konsens finden, um als gesellschaftliche Akteure gemeinsame Lösungen zu ermöglichen. Auch an diese gemeinsame Verantwortung der Religionsgemeinschaften gemahnen uns religiöse Hochfeste immer wieder.
Denn Weihnachten ist in seinem Ursprung ein Fest des Teilens, ganz im Sinne auch des uns im koranischen Kontext als Gesandter offenbarten Jesu (Allahs Friede sei mit ihm), Sohn von Maria. Dies lebt heute in Form des gegenseitigen Schenkens fort. Die Tradition des Schenkens jedoch findet seinen Ursprung im Alten Testament und entwickelt sich bei Jesus zur Nächstenliebe weiter, die sich in der Großzügigkeit unseres Propheten Muhammed (Allahs Segen und Frieden mit ihm) fortsetzt, indem die Umverteilung des Geldes als ZEKAT eine der fünf Säulen des Islam ist.
Ob nun aus religiöser Motivation oder humanistischen Gründen, das Menschsein erfordert individuelle Verantwortung und ruft immer wieder alle Menschen gemeinsam dazu auf, fortwährend gute Taten zu vollbringen und dies als tragendes Grundprinzip in den Gesellschaften zu etablieren.
Die Hoffnung, dem Menschengeschlecht ein Leben in Würde und Frieden anzubieten, ist das Licht, das in der Finsternis anfängt zu erstrahlen. Der Glaube an den einen, den schöpfenden Gott vermittelt den Menschen diesen Zustand verstärkt zu religiösen Hochfesten.
Möge dieses Fest des Miteinanders uns allen Anlass sein, uns der Würde der Schöpfung bewusst zu werden und dabei helfen, uns noch stärker für Frieden, Freundschaft und Glückseligkeit auf der ganzen Welt und für die Menschheit einzusetzen.
So wünschen wir unseren christlichen Freunden und Nachbarn und allen Christen weltweit besinnliche Weihnachtstage und ein gesegnetes, friedliches Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr 2019.
DITIB-Bundesverband