Der Überfall in Betzdorf auf die Familie Korkusuz möge der letzte seiner Art sein


Der rassistische Überfall  auf das Haus einer türkisch-stämmigen Familie in Betzdorf (Rheinland-Pfalz) hat uns zutiefst bestürzt. Zwei  Täter, beide in Militäruniform und bewaffnet, der eine mit einer Pistole, der  andere mit einem Metallschläger, sind in den Abendstunden gewaltsam in das Haus einer türkisch-stämmigen Familie mit fünf Kindern eingedrungen und haben hier Angst und Schrecken verbreitet.  Der Überfall auf das Einfamilienhaus, in dem die  Familie hier schon seit Jahren in ihrem eigenen Eigentum lebt, potenziert unsere Sorge um die rassistischen Tendenzen in Deutschland einmal mehr.

Damit nicht genug, verlangt uns auch die Haltung der Ermittler im Zuge der anschließenden Ermittlungs- und Fahndungsarbeiten Bestürzung ab, sind doch die hier angewandten Methoden  fragwürdig und ebenfalls zu verurteilen.

Bei dem Überfall, dessen Details z.T. in den Printmedien nachzulesen sind, hatte die Familie versucht, sich gegen die beiden bewaffneten Täter mit einem aus der Küche herbeigeholten Messer zu schützen und gleichzeitig telefonisch die Polizei  zur  Hilfe gerufen. Durch die Hilferufe auch an die Nachbarn und die direkte Umgebung abgeschreckt, verschwanden die Täter schleunigst wieder über die Freitreppe im Dunkeln. Auch ihr Rückzug war dabei von Drohgebärden begleitet: sie ließen die Überfallenen  wissen, dass das noch ein Nachspiel haben werde.  Die verspätet eingetroffene Polizei fragte gar nicht erst nach den Hintergründen des  Vorfalls, sondern legte dem  Vater der Familie, den sie mit dem Messer in der Hand vorfand, gleich Handschellen an und führte ihn auf die Polizeistation ab. Obwohl der Familienvater hier den Vorfall geschildert hat und die Polizei eigentlich die wahren Täter hätte ermitteln und nach ihnen fahnden müssen, hat man ihn hier weiterhin wie einen Schuldigen behandelt. Ein Vorgang, der sich dem gesunden Menschenverstand entzieht.

Auch nicht richtig zu deuten und zu verstehen ist der Umstand, dass die Polizei trotz des Schockzustands der Kinder den Ambulanzwagen wieder abbestellt hat.

Prof. Ali Dere, der Vorsitzende des DITIB-Dachverbands, hat die Familie am 31. August besucht und ihnen auch im Namen der deutschlandweiten DITIB-Gemeinden sein Bedauern über diesen Vorfall, seine Genesungswünsche, aber auch seine Sorgen zum Ausdruck gebracht.  Den Vorfall kommentierte Prof. Dere anschließend wie folgt:  „Wenn Sie den Vorfall, den die Familie Korkusuz in Betzdorf erlebt hat, aus ihrem eigenen Mund und mit ihren noch lebendigen Eindrücken, sowie dem noch anhaltenden Einfluss des Schocks geschildert bekommen, können sie dieses Bild weder mit gesundem Menschenverstand verorten, noch in Einklang bringen mit dem Gewissen oder einer zivilisierten Gesellschaft. Dass eine glückliche Familie, die hier überdies zur zweiten, mit ihren Kindern gar zur dritten Generation in Deutschland gehört, hier die schulische Ausbildung genossen hat und zum Bildungsbürgertum gehört; dass diese Menschen, die sich kreativ und konstruktiv in die Gesellschaft einbringen und damit zuversichtlich in die Zukunft blicken; dass auch sie in unseren Tagen noch einem solchen Überfall zum Opfer fallen, stimmt bedenklich. Ein derartiger Überfall, verübt aus einer rassistischen Motivation heraus, kollidiert nicht nur mit den Werten der Religionen, des Rechts und der Ethik. Dieser Übergriff wird ebenfalls durch das Gewissen des Menschen aufs Schärfste verurteilt und ist überdies auch für das Einwanderungsland Deutschland und seine Migranten äußerst bedauerlich.

Angesichts dessen gilt es nicht nur, bei diesem und ähnlichen rassistischen Überfällen die Täter zu ermitteln. Vielmehr müssen die Hindernisse ermittelt und aus dem Weg geräumt werden, die einem friedlichen Miteinander im Wege stehen und hier die Menschen daran hindern, gemeinsam zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und damit in einem menschenwürdigen Leben für Deutschland wieder gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Hier gilt es, entschlossen zu handeln und auch eine entsprechende Sensibilität in der Gesellschaft zu schaffen.

Daher verurteilen wir diesen Überfall aufs Schärfste und fordern sowohl eine Ermittlung  der Täter, als auch eine unparteiische Untersuchung der Gründe für die begleitenden Missstände in der Nacht.   Zudem fordern wir  dazu auf, den steigenden Rassismus und die ebenso steigenden rassistischen Übergriffe nicht zu verharmlosen. Vielmehr gilt es, diese im Rahmen von Gewalt und Terror in der Gesellschaft zu betrachten und ihnen, ohne weitere Ausweichmanöver,  präventive Maßnahmen entgegen zu setzen. Zudem sollte die Öffentlichkeit in periodischen Abständen über diese Maßnahmen informiert werden.“


DITIB Presseabteilung

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