Botschaft zum Ramadanfest

Der Monat Ramadan war mit all seinen Schönheiten eine herausragende Zeit. Mit seinem Kommen konnten die Samenkörner der Barmherzigkeit in unseren Herzen auch Dank der herunterrieselnden Offenbarung aufkeimen, wachsen und aufblühen. Diese Blüten des Segens verwandelten unsere Seele regelrecht zu einem Paradies. Dieser geistige Frühling, der mit diesen Winden der Vergebung kam, wurde für uns, für unsere Familien, für unsere Nachbarn und zusammengefasst für die ganze Welt zu einem Segen, zu einer lebenseinhauchenden Hoffnung und zur Rückkehr zu uns selbst.

Der Monat Ramadan war ein Monat des Korans. In diesem Monat begann die Herabsendung des Korans, der eine Wegweisung für die Menschen ist und der die offenkundigen Beweise dieser Wegweisung in sich trägt sowie das Wahre von Unwahrem trennt. (al-Baqara, 2/185) In diesem Monat hatten wir die Sorge, sowohl individuell den Koran zu studieren als auch uns gemeinschaftlich an die Rezitationskreise (Muqabala) anzuschließen. Dadurch konnten wir uns sowohl die Worte des Korans als auch seine Bedeutung vergegenwärtigen. Wir haben erneut wahrgenommen, dass der Koran besonders frische und aktuelle Botschaften für unsere moderne Welt beherbergt obwohl seit seiner Offenbarung vierzehn Jahrhunderte vergangen sind.

Der Monat Ramadan war der Monat des Fastens. Das Fasten dient nicht nur zum Verzicht auf Essen und Trinken, sondern zum Stärken des Geistes. Das Fasten lehrte uns, Empathie zu üben. Wir haben gelernt, für Allah auf unsere körperlichen Wünsche und Forderungen vorübergehend zu verzichten. Dadurch haben wir das Leid unserer Geschwister, die mit dem Erleiden von Hunger und Durst geprüft werden, teilweise miterlebt. Nicht nur wir haben gefastet. Auch das Fasten hat uns rechtgeleitet. Das Fasten hat unsere Hände und Füße gemäßigt. Unsere Augen und Ohren, Zungen und Lippen hat das Fasten gemäßigt. Gegenüber jeglichem Bösen, allerlei Fehlern und jederlei Übel hat uns das Fasten rechtgeleitet.

Der Ramadan war ein Monat der Einheit und Eintracht. In derselben Gebetsreihe, nebeneinander und Schulter an Schulter  verrichtete Gebete haben uns zusammengeschweißt. Das Gebet hat uns noch besser, noch lebendiger, noch herzlicher und noch sozialer gemacht. Unsere Moscheen haben uns noch besser vereint. Gott sei gedankt, die Moscheen haben uns zusammengebracht. Die Gebete haben unsere zerstreute Identität und unsere betrübten Herzen geordnet.

Der Monat Ramadan war ein Monat des Teilens. Wir haben unsere Konzentration und Kräfte unter dem Motto „Ramadan und Spenden [Infaq]“ gesammelt. Wir haben uns daher bemüht, Hoffnung für unsere hungernden, verdursteten, armen und unterdrückten Geschwister sein zu können. Wir haben gemeinsam die Freude erlebt, als Zeichen unserer Loyalität unsere Spenden (Sadaqa), als Dank für das Erleben des Ramadans unsere Sadaqatu’l-Fitr sowie die vom Herzen kommenden Infaq-Spenden und unsere Zakat an ihre wahren Anspruchsberechtigten zu übergeben. Wir haben versucht, nach dem Prinzip zu handeln, dass die beste Investition diejenige ist, die eine Investition für das Jenseits ist.

Der Monat Ramadan war ein Monat der Vergegenwärtigung und Erinnerung. Der Ramadan war Anlass dafür, dass wir die Werte, die wir aufgrund unserer weltlichen Beschäftigungen vergessenen hatten, wieder in den Vordergrund rücken konnten. Der Ramadan hat uns erneut an die Benachteiligten, Unterdrückten, Bedürftigen, Hilfslosen, Vereinsamten und Waisen erinnert. Der Ramadan erinnerte uns an die Mütter und Väter, die sehnsüchtig auf die Tage warten, an dem ihre Kinder satt schlafen können.

Der Monat Ramadan ist ein Monat des Verschmelzens und Vereinens. Mit den Menschenmengen an den  Speisetafeln des Fastenbrechens wurden wir vereint. Dabei haben wir uns gegenseitig zugerufen, dass wir als „Geschwister“ zur gemeinsamen Glaubensfamilie gehören und dass wir alle „Gefährten“ auf demselben Weg sind.

Wie jeder Weg einen Anfang hat, so hatte natürlich auch dieser Weg ein Ende. Und nun sind wir am Ende dieses schwierigen und ebenso sehnsuchtsvollen Weges. Auf der einen Seite erleben wir die Betrübnis, dass wir uns dem Ende dieser besonderen Reise nähern und auf der anderen Seite erleben wir die Freude, den Ramadan optimal genutzt zu haben und danach das Ramadanfest erleben dürfen.

Vom 4. bis 6. Juni 2019 werden wir das Ramadanfest begehen. Das Ramadanfest wird uns einen Vorgeschmack des Paradieses bieten. Mit dem Festtagsgebet wird die große Begeisterung beginnen. Mit der Herstellung der Versöhnung von Verbitterten und mit dem Vergessen von Groll wird die Euphorie ihren Gipfel erreichen.

In diesem Sinne gratuliere ich allen voran unseren Geschwistern in Deutschland und allen Muslimen zum Ramadanfest. Ich wünsche vom erhabenen Allah, dass Er uns Seine Unterstützung nicht verwehren möge, die in diesem Ramadan erworbenen schönen Werte auf unser ganzes Leben wirken zu lassen.


Kazım Türkmen
DITIB Bundesvorsitzender

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