Köln, 01.04.2021: Die Osterfeiertage als die Zeit der Auferstehung Jesus Christus, das Pessachfest als der Tag der Befreiung des jüdischen Volkes und der Ramadan als die Zeitspanne der inneren Wiederfindung, Seelenruhe und der Anbetung fallen dieses Jahr alle auf Anfang April. Möge Gott uns anlässlich der religiösen Feier- und Festtage der drei Religionen Quelle für Hoffnung, Zuversicht, Geduld und Kraft sein und der Menschheit aus dieser prekären und schwierigen Lage helfen.
Die dritte Welle der Corona-Pandemie wütet in unserem Land, in der wir immer noch vielen Opfern betrauern. Die Pandemieeindämmungsmaßnahmen zwingen auch in diesem Jahr unsere christlichen Geschwister zu ungewohnten Osterfeierlichkeiten, jüdischen Geschwister zur unüblichen Pessachfeier und uns Muslime zu einem außergewöhnlichen Ramadan.
Denn das globale Ausmaß der Pandemie macht keinen Halt vor Landesgrenzen, unterscheidet nicht nach Sprache, Kultur oder Religion. Weltweite Bewegungseinschränkungen, soziale Distanzen und das Fehlen des zwischenmenschlichen Austausches grenzen uns ein und verhindern, die Großeltern, die Nachbarn, die Kranken und Bedürftigen zu besuchen oder gar als Gemeinden in unseren Gotteshäusern zusammen zu kommen. Wertvolle soziale Unterstützung und menschlicher Beistand, die zu einer solidarischen Gesellschaftsformung beitragen, können auch in diesem Jahr nur eingeschränkt erfüllt werden.
Die Religionsgemeinschaften, stehen in der Pflicht ihrer Traditionen, in diesen schweren Zeiten den Menschen Hoffnung und Zuversicht zu schenken. Denn die Corona-Erschöpfung zeigt sich in allen gesellschaftlichen Bereichen: Familien, Kinder, Junge, Alte, Kranke, ja sogar Sterbende – sie alle leiden unter Einschränkungen, sozialer Isolation und depressiver Einsamkeit. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass wir religiöse Hochfeste zum Anlass nehmen, einander beizustehen, miteinander stark zu sein und füreinander da zu sein.
„Fürchtet euch nicht!..“ das sind nach der christlichen Überlieferung die ersten Worte, die der am dritten Tag der Kreuzigung auferstandene Jesus Christus zu seinen Jüngern sprach. Damit ist er in einer Zeit der Trauer, Ratlosigkeit und Unverständnisses den christlichen Glaubensgemeinschaften durch die Auferstehung zu einer lebendigen Hoffnung geworden.
In dem letzten Jahr haben wir mehr denn je gelernt, wie essenziell uns die als alltäglich und selbstverständlich erachteten Gaben der menschlichen und sozialen Nähe sind. Wir mussten lernen, trotz Distanz Nähe herzustellen und uns mit digitaler Nähe behelfen. Die bevorstehende Fastenzeit lehrt uns Muslimen immer wieder aufs Neue, die Barmherzigkeit und Gnade Gottes wertzuschätzen, indem wir durch die Einschränkung des Alltäglichen und Selbstverständlichen ihren Wert und die Gabe darin erkennen lernen. Die Erinnerung und Hinwendung an Gott vermag die Gefühle der Unsicherheit, Trostlosigkeit und innerer Unruhe in Zuversicht, in Ruhe und Sicherheit zu verwandeln. So spüren wir, dass Gott uns nicht alleine lassen wird. Im Koran heißt es in der Sure 2 im Vers 152: Gedenkt Meiner, so gedenke Ich eurer.
Mögen in diesem Sinne die kommenden christlichen Ostertage, das jüdische Pessachfest und der Ramadan den Menschen neue Zuversicht und Hoffnung schenken.
So wünschen wir den christlichen und jüdischen Gemeinschaften eine segensreiche Zeit, die sie in der Andacht an Gott begehen. In diesem Sinne wünschen wir allen christlichen und jüdischen Geschwistern frohe, friedliche und segensreiche Feier- und Festtage.
DITIB-Bundesverband