In Köln wurde mit einer Auftaktveranstaltung das Deutschkurs-Projekt vorgestellt, mit dem bundesweit über 100 Imame erreicht werden sollen und das die Türkisch Islamische Union, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie das Goethe-Institut in Zusammenarbeit durchführen. Köln ist nach Nürnberg nunmehr die zweite Region, in der das gemeinsame Projekt anläuft.
An der Pressekonferenz anlässlich der Auftaktveranstaltung nahmen teil Erwin Schindler, Gruppenleiter im BAMF für Grundsatzfragen der Integration, Angela Kaya, Leiterin der Region Deutschland des Goethe-Instituts, Mustafa Kemal Basa, der türkische Generalkonsul in Köln, Sadi Arslan, der Vorstandsvorsitzende der Türkisch Islamischen Union, Werner Bartsch, Bürgermeister der Stadt Köln, Stefan Brunner, Leiter des Goethe-Instituts in Düsseldorf, die teilnehmenden Imame aus Köln und Umgebung, Mitarbeiter der DITIB Köln, sowie weitere Gäste.
Erwin Schindler, der Gruppenleiter im BAMF für Grundsatzfragen der Integration, betonte in seiner Rede, dass dieses Projekt in Zusammenarbeit mit der Türkisch Islamischen Union, sowie mit dem Goethe-Institut entstanden sei. Im Unterschied zur Türkei hätten Imame in Deutschland weitreichendere Aufgaben. Sie würden hier neben Fragen der Religion auch für solche aus anderen Bereichen konsultiert. Schindler sagte des Weiteren: „Imame werden insbesondere konsultiert, wenn es um Fragen und Probleme der Gemeindemitglieder in Schule und Behörden geht. Auch im Bereich des Dialogs sind sie unentbehrlich. Wenn sie neben ihrer theologischen Qualifikation auch die Sprache, das Land und die Strukturen in Deutschland besser kennen lernen, werden sie sicherlich für vielfältigere Bereiche zur Verfügung stehen können. Abgesehen davon haben Imame eine Schlüsselrolle, was die Kommunikation mit Jugendlichen und jungen Menschen mit Migrationshintergrund anbelangt. Auch in der Selbstdarstellung ist die Sprache von besonderer Bedeutung. Imame, die Deutsch können, werden sicherlich eine große Stütze sein für ihre Gemeinde. Ihr Potential und ihre Brückenfunktion müssen daher unterstütz werden.“
Angela Kaya, die Projektkoordinatorin des Goethe-Instituts sagte in ihrer Rede, dass es mit Köln nun einen zweiten Standort gebe, in dem das Projekt läuft und dass das Projekt finanziell unterstützt wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und von der Türkisch Islamischen Union. Kaya sagte ferner: „Seit 2002 läuft bereits ein Programm in Zusammenarbeit mit dem Präsidium für Religiöse Angelegenheiten in der Türkei, mit dem die Imame vor Ort in der Türkei einen 400-stündigen Deutschkurs erhalten, bevor sie nach Deutschland kommen. Wir haben jedoch festgestellt, dass diese 400 Stunden nicht ganz ausreichend sind. Denn die Imame haben eine wichtige Funktion in der hiesigen Gesellschaft und in ihrer Gemeinde. Insbesondere, weil sie in zwei Welten leben: Erstens müssen sie als Theologen für die Gemeindearbeit zur Verfügung stehen und zweitens für die Fragen der Mehrheitsgesellschaft. Daher ist es unentbehrlich, dass sie die Sprache des Landes kennen, aber auch das soziale Leben und die Unterschiede. Denn dies ist besonders wichtig für die Integration. Und im Bereich der Integration fällt ihnen eine wichtige Aufgabe zu. Dieses Projekt wird ihnen zu Gute kommen, da sie dadurch die Bedürfnisse in der Gesellschaft sehen, diesen entgegen kommen und Lösungsansätze finden können.
Der türkische Generalkonsul in Köln, Mustafa Kemal Basa, betonte in seiner Rede, dass das gemeinsame Projekt von BAMF, DITIB und dem Goethe-Institut, das den Imamen in Deutschland die deutsche Sprache, aber auch die Landeskunde näher bringen wird, ein positiver Schritt sei. Ferner sagte er: „Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass unsere türkischen Landsleute, die hier aufwachsen, Deutsch lernen, um in Schule und Beruf Erfolg zu haben und Chancengleichheit am Arbeitsmarkt zu erlangen. Daher ist es inzwischen eine Notwendigkeit, dass die Imame, die in der hiesigen Gesellschaft eine bedeutende Rolle spielen, die Sprache und das Land besser kennen. Dieses Projekt sollte aber nicht begrenzt bleiben auf unsere Religionsbediensteten. Es wäre auch sinnvoll, wenn es ausgeweitet wird, auf die Türkischlehrer, die aus der Türkei kommen. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass es für die Türkei wichtig ist, dass unsere Landsleute in Deutschland eine gute Bildung und Ausbildung genießen, um dadurch Chancengleichheit zu erlangen und dass sie sich in die hiesige Gesellschaft integrieren, wobei sie ihre kulturelle Identität bewahren. Wir werden alle Schritte in diese Richtung unterstützen. Daher bedanke ich mich für diese schöne Initiative und wünsche unseren Religionsbediensteten viel Erfolg beim Lernen.“
Der Vorsitzende der Türkisch Islamischen Union, Sadi Arslan, sagte in seiner Rede: „Wir können damit auf Menschen zugehen, in sie hineinfühlen. Wir können uns aber auch zu Wort bringen. Wir streben nach dem Erlernen einer Sprache und öffnen uns damit Tore für eine ganze Welt. Umso bedeutender ist uns diese Öffnung, weil wir hier sind und sein wollen, weil Deutschland der Lebensmittelpunkt hiesiger Muslime ist und weil der Islam Teil Deutschlands ist. Nicht zuletzt auch aus einer religiösen Motivation heraus ist uns das Lernen wichtig. Denn unsere Religion gebietet uns das Lernen in jedem Alter und fordert uns auf, nach Wissen zu streben, selbst wenn wir dafür lange Wege und Mühen auf uns nehmen müssten. ‚Holt euch das Wissen, selbst wenn es in China liegt!’ lautet z.B. ein Ausspruch des Propheten. Und es ist erfreulich, dass durch diese flächendeckende Fortbildung, die in dieser Form neu ist, nach Nürnberg nun auch die Imame von Köln und Umgebung die Möglichkeit einer Fortbildung finden. Lassen sie mich also denjenigen danken, die diesen Menschen Vertrauen entgegenbringen. Zunächst unserer Gemeinde, dann aber auch dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und nicht zuletzt dem Goethe-Institut. Ich freue mich, dass wir in diesem Projekt unsere jeweiligen Stärken zusammenbringen und diese Zusammenarbeit realisieren konnten.“
Hans-Werner Bartsch, der Bürgermeister der Stadt Köln, sagte in seiner Rede: „Die ersten Moscheen in Köln entstanden in den 60’er Jahren. Muslime sind also ein Teil von Köln. Die Imame spielen hier eine große Rolle für die Integration. Gegenseitige Toleranz, Respekt und die Achtung der Würde des Menschen sind unverzichtbare Elemente für ein Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen. Eine pluralistische Gesellschaft, in der Menschen unterschiedlichster Religionszugehörigkeit zusammenleben und sich gegenseitig respektieren, ist nur möglich, wenn hier Verständnis oder vielmehr Akzeptanz herrschen. Die Unterschiede und die Unterschiedlichkeit zu akzeptieren ist hier das Wichtigste für ein friedliches Zusammenleben. Dies wird uns dazu verhelfen, einander näher zu kommen. Und alle großen Reisen fangen an mit einem ersten Schritt. Daher danke ich der DITIB, dem BAMF aber auch dem Goethe-Institut für dieses Projekt.
Das Programm der Deutsch-Kurse wurde vorgestellt vom Leiter des Goethe-Instituts in Düsseldorf, Stefan Brunner. Danach umfasse das 10-monatige Programm 500 Stunden, die sich auf vier mal vier Stunden in der Woche verteilen. Das Programm bestehe ferner aus 3 Modulen: Sprachkurs, Landeskunde und Regionaltreffen. Die Imame würden mit diesem Programm die Stufe „B2“ nach dem europäischen Referenzrahmen erreichen und das dementsprechende Zertifikat erhalten.