Antwort auf Lale Akgün




Am 3.6.2008 erschien im Kölner Stadtanzeiger unter dem Titel „Ziel ist eine andere Gesellschaft” ein Gastbeitrag von der SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Lale Akgün, in dem es um die Türkisch Islamische Union e.V. (DITIB) geht, der ich vorsitze. Frau Akgün verwendet hier Aussagen, die teils auf Fehlinformationen beruhen und teils  völlig der Wahrheit entbehren, weshalb wir diese in keiner Weise akzeptieren können. Dieser Beitrag, der summa summarum nur die Vorurteile gegenüber der DITIB bedient, hat nicht nur die DITIB, sondern auch alle Anderen betrübt, die uns nahe stehen und Sympathien für uns hegen.

Die Türkisch Islamische Union ist eine Zivilorganisation, die nach dem deutschen Vereinsrecht gegründet wurde und 887 Mitgliedsvereine hat. Gemäß ihrer Satzung richten sich ihre religiösen, sozialen, kulturellen und sportlichen Angebote nicht nur an die türkischen Mitbürger, sondern an alle Mitbürger, die daran interessiert sind, dies ungeachtet ihrer  Religion und Herkunft. Alle Angebote und Dienste der DITIB sind öffentlich zugänglich. An den Veranstaltungen und Angeboten der DITIB nehmen auch Vertreter verschiedener Einrichtungen und Institutionen teil, allen voran Amtsträger der Landes- und Bundesregierungen. Auf Einladung der Bundeskanzlerin und des Bundesinnenministers ist die DITIB Teilnehmer an der Deutschen Islamkonferenz beteiligt und ebenso im Nationalen Integrationsgipfel eingebunden.

Dass die Türkisch Islamische Union die größte Zivilorganisation der muslimischen Religionsgemeinschaft in Deutschland ist, ist darauf zurückzuführen, dass ihre Dienste und Angebote vollste Anerkennung finden. Die DITIB ist zu dem geworden, was sie ist, weil sie sich an ihre Grundprinzipien gebunden fühlt und diese verteidigt: Sie ist überparteilich und vertritt keine politische Gesinnung. Sie steht im Dialog mit allen Menschen, ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft und legt großen Wert auf diese Dialogaktivitäten, sowie auf Toleranz, Gleichberechtigung und Transparenz. DITIB vertritt  ferner eine zeitgemäße Auslegung des Islam. Zu keinem Zeitpunkt hat sie, wie behauptet wird, mittelalterliche Ansichten vertreten oder verbreitet.

Daher finden wir es unangebracht, die DITIB mit einer Nachricht, die auf der  Internetseite der DIYANET erschienen war und inzwischen entfernt wurde, in Verbindung zu bringen.

Frau Akgün spricht in ihrem Beitrag davon, dass die DITIB von Ankara  aus gesteuert werde und daher jedes Wort von dort als Richtungsangabe auch für Köln gelte.

Dies ist schlichtweg nicht wahr. Frau Akgün kennt uns genau und weiß daher, dass die DITIB Delegierte hat und diese alle zwei Jahre den DITIB-Vorstand wählen. Der Vorstand fasst alle Beschlüsse selbständig und setzt diese auch selbständig um. Diese haltlose Behauptung von Frau Akgün beleidigt daher allen voran den DITIB-Vorstand.

Die DITIB hat niemals die These vertreten, dass Frauen nicht alleine reisen dürften. Frau Akgün, die über unsere Aktivitäten bestens informiert ist, weiß auch dies. Frauen sind bei der DITIB in allen Bereichen und Aktivitäten voll eingebunden. Traurig genug, dass die DITIB hier nochmals Selbstverständlichkeiten, die sich in ihrer praktischen Arbeit längst widerspiegeln, betonen muss: Die Emanzipation und Partizipation der Frau findet bei der DITIB vollste Anerkennung und Unterstützung. Dies nicht nur im Rahmen der Frauenarbeit und der hauptberuflichen, nebenberuflichen oder ehrenamtlichen Tätigkeiten. Auch in der Zusammenstellung der Vorstände der DITIB-Mitgliedsvereine sind Frauen mit einem Anteil von über 10% vertreten, Tendenz steigend.

Die DITIB ist ein demokratischer Verband und bietet ihre Dienste unter diesem Gesichtspunkt an. Ihre Arbeit ist Ausdruck der Selbstbestimmung ihrer Mitglieder. Es gibt kein einziges konkretes Beispiel für den Vorwurf, dass die DITIB ihren Einfluss auf die Menschen ausnutzt.

Dass die DITIB stets als „guter Islamverband“  dargestellt wird, ist Ausdruck der öffentlichen Wahrnehmung. DITIB und ihre bundesweiten Mitgliedsvereine verfolgen seit Jahren anerkannte Ziele: eine Zusammenarbeit mit deutschen Behörden und Institutionen, die auf Vertrauen basiert, Dialog-Veranstaltungen mit den Vertretern verschiedener Religionen, Aufbau und Weiterentwicklung von guten nachbarschaftlichen Beziehungen und kontinuierliche Integrations-, Bildungs-, Senioren-, Frauen- und Jugendarbeit.

Dies alles im Dienste der Integration, des interkulturellen und interreligiösen Dialogs, der Mehrung des gesellschaftlichen Nutzens und des Gemeinsinnes.
 

Sadi Arslan
DITIB-Vorsitzender

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