Angespannte Sicherheitslage durch Bombendrohungen spürbar gestiegen

Köln, 23.07.2019: Innerhalb von zwei Wochen haben neun Moscheen Bombendrohungen erhalten und vier Moscheen wurden unmittelbar angegriffen. Durch diese aktuellen Übergriffe und Bombendrohungen ist die muslimische Gemeinschaft sehr beängstigt.

Der traurige Startschuss war offenbar die Bombendrohung gegen die Zentralmoschee Köln, der innerhalb von zwei Wochen acht Bombendrohungen gegen Moscheen folgten. Den betroffenen Moscheen sprechen wir unsere Solidarität aus, denn wir wissen, wie hochgradig dies das Sicherheitsempfinden beeinträchtig. Dass jemand Gotteshäuser mit Bombendrohungen ins Visier nimmt, um Angst und Schrecken zu verbreiten, ist erschütternd. Wir vermissen deutlich Signale der Politik und Ermittlungserfolge der Strafverfolgungsbehörden.

Dass bislang nach der mittlerweile neunten Bombendrohungen nichts gefunden wurde, ist für die Moscheegemeinden kein Grund zur Entwarnung. Denn die Gefährdung hat eine andere, neue Dimension erreicht. Mögen die Einsätze vor Ort auch beendet sein, der Alptraum geht offensichtlich weiter.

Allen Moschee-Gemeinden deutschlandweit ist angeraten, wachsam zu sein und präventive Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Dies wird uns freilich vor Drohungen nicht schützen, aber es wird uns vor weiteren Eskalationen bewahren. Wir werden nicht zulassen, dass diese Bombendrohungen mit dem Ziel der Einschüchterung und Panikmache erfolgreich sind.

Gleichwohl sehen sich viele Moschee-Besucher akut gefährdet, wenn sie die Moscheen betreten. Vielen von ihnen sind die Bilder von Christchurch schmerzlich in Erinnerung. Sie haben nicht vergessen, was 15.03.2019 in Christchurch geschah. Bei dem Terroranschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland wurden von einem Rechtsextremisten 51 Muslime während des Freitagsgebetes ermordet und 50 weitere verletzt. „Kann eine derart schreckliche Tat auch in Deutschland passieren?“, fragen sich viele.

Insbesondere wird erwartet, dass rechtsextremistische Zellen schnell aufgedeckt werden und die Öffentlichkeit entsprechend informiert wird. Die 29 Verbrechen der NSU-Mörder wurden erst mehr als zehn Jahre nach den schrecklichen Taten verhandelt. Auch dies ist allen noch in Erinnerung. Die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse stellten für die Ermittlungen unisono „ein eklatantes Versagen der Sicherheitsbehörden fest“. In diesem Zusammenhang muss auch der Mord an Walter Lübcke nunmehr in einem anderen Licht betrachtet werden und allen Politikern zu denken geben.

Muslime und muslimische Gotteshäuser brauchen mehr denn je den Schutz des Staates und erwarten zu Recht von führenden deutschen Regierungs- und Oppositionspolitikern symbolischen Beistand. Nach wie vor führen Terroraufrufe gegen Muslime und Moscheen hierzulande wenig zu Empathie, deutliche Haltungen gegen Bedrohungen und für die betroffenen Gemeinden bleiben allzu oft aus.

Wir fordern die Bundesregierung auf, durch konzentrierte Ermittlungen die Verantwortlichen der Bombendrohungen und ihre Netzwerke schnell zu ermitteln und insbesondere den Schutz muslimischer Gotteshäuser zu gewährleisten.  

 

Kazım Türkmen
Vorstandsvorsitzender
DITIB-Bundesverband

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